Freilassung

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"Wie erbärmlich.", gab Chuuya von sich.
Er befand sich in der Folterkammer bei dem gefangenen Detektiven. Der Junge, er schätzte ihn ungefähr auf 18 oder sogar 19 Jahre, ließ seinen Kopf hängen, so dass ihm seine kurzen orangefarbenen Haare ins Gesicht fielen. Chuuya hörte ein Wimmern. Der Detektiv verfluchte sich offenbar selbst, dass er die Informationen raus gegeben hatte.
"Eigentlich ist mir das zuwider.", murmelte das Mafiamitglied.
//Aber ich muss es tun. Sonst stehe ich in ihrer Schuld.// dachte er.
Er hasste es normalerweise in der Schuld von jemandem zu sein, wobei er kurz mit dem Gedanken spielte sie dadurch wiedersehen zu können. Er schüttelte den Kopf. Dann schaute er sich um. Aufgrund seines Befehls, waren alle anderen Mafiamitglieder aus diesem Bereich des Gebäudes verschwunden.
"Heute ist dein Glückstag.", sagte er dem Jungen und begann dann die Fesseln zu öffnen.
Wie er erwartet hatte, aktivierte der Detektiv direkt seine Fähigkeit und verschwand hinter seiner Illusion. Chuuya spürte die Bewegungen auf der Erde. Er war noch hier.... Spielte er etwa mit dem Gedanken ihn anzugreifen?
"Du weißt dass du keine Chance gegen die Schwerkraft hast oder?", spottete Chuuya.
Um seinen Worten Ausdruck zu verleihen, aktivierte er die Schwerkraft und drückte den Jungen damit zu Boden. Dieser musste seine Illusion auflösen und sah verzweifelt zu dem Mafioso hoch. In seinen Augen konnte man Angst erkennen. Der Schwächling regte Chuuya auf.
"Wieso kämpft sie nur für jemanden wie dich?", murmelte er wütend.
"Du bist es nicht wert!"
Kaum hatte er dies gerufen, da trat er den Detektiv auch schon gegen die nächste Wand. Der Junge blieb reglos am Boden liegen. Sein Gegenüber seufzte genervt. So stark war der Tritt nun auch nicht gewesen. Yosano hielt da um einiges mehr aus. Ihm wurde flau im Magen als er wieder an sie dachte. Er schüttelte den Kopf. Nicht jetzt. Mit einem Griff zog er den Detektiven wieder auf die Beine.
"Aufwachen! Ich habe keine Lust dich zu tragen!", fuhr er ihn an und schüttelte ihn leicht.
Der Orangehaarige kam langsam wieder zu sich. Chuuya drehte ihn um und schon ihn nach vorne.
"Beweg dich! Wenn du dich wehrst wird es dir schlecht ergehen!", warnte er ihn und hielt ihn an den Armen fest.
So setzten sie sich in Bewegung. Sie kamen erneut an Mitgliedern der schwarzen Eidechse vorbei.
"Der redet nicht mehr. Im Kerker kann er entweder verrotten oder er wird hingerichtet. Der Boss hat sich noch nicht entschieden.", erklärte der Gravitationsbändiger auf Hirotsus Blick hin.
Der Ältere verneigte sich leicht. Ein Zeichen dafür, dass er ihn verstanden hatte und nicht aufhalten würde. Die zwei setzten daraufhin ihren Weg fort. Zum Kerker hin, kam ihnen niemand entgegen. Erst in dem Gefängnis standen zwei Wachen. Keiner von ihnen achtete auf Chuuya. Er hatte das Sagen. Da stellte niemand Fragen.
Das Mafiamitglied verfrachtete den Jungen in eine der hintersten Zellen. Mit einem Ruck schmiss er ihn hinein und sperrte die Tür zu. Noch einmal betrachtete er das Elend vor ihm. Dann ließ er mit seiner Fähigkeit langsam den Schlüssel in die Zelle gleiten. Vorsichtig legte er ihn in einer dunklen Ecke ab. Die Augen der beiden trafen sich.
"Eine Stunde....", flüsterte Chuuya und der Blick des Detektiven wurde verwirrt.
"Und danach lauf."
Die Augen des Jungen weiteten sich. Er hatte verstanden. Auch wenn er es nicht fassen konnte. Der Mafioso wandte sich ab. Er bellte den Wachen am Eingang noch den Befehl zu gut aufzupassen und machte sich dann auf dem Weg zu seiner nächsten Aufgabe. Das war alles. Mehr konnte er nun wirklich nicht tun ohne seinen Kopf zu riskieren. Der Junge war in der Lage sich in der Illusion zu verstecken. Er würde es schon irgendwie schaffen.
//Sie bringt mich noch ins Grab.//, dachte er und ein zufriedenes Lächeln erschien auf seinen Lippen.

Yosano hatte natürlich erst einmal alles erklären müssen. Kleinlaut hatte sie erzählt wie es ihr nicht gelungen war, das Versteck zu beschützen. Der Chef war nicht begeistert gewesen, doch man hatte erkennen können, dass es ihm weitaus wichtiger gewesen war, dass sie noch lebte. So war es immer bei ihm. An erster Stelle standen seine Detektive. Einzig und allein Tanizakis ungeklärtes Schicksal beschäftigte ihn noch stark. Die Ärztin konnte es ihm nicht verübeln.
Nun saß sie da, ganz allein im Detektiv Büro, schaute gedankenverloren aus dem Fenster und seufzte. Normale Menschen hätten sich Sorgen um den vermissten Kameraden gemacht. Sie jedoch war da anders. Sie hatte andere Dinge im Kopf.
Chuuya Nakahara. Seine Stärke beruhte nicht nur auf seine Fähigkeit. Sie fand es ziemlich beeindruckend, dass er sogar ohne Gravitation eine Wand mit seinen Tritten einreißen konnte und das trotz seiner Größe. Und diese Augen.....so blau als würde man direkt auf das Meer hinaus schauen. Schon allein der Gedanke daran ließ ihr Herz seltsam schnell schlagen.
Yosano seufzte erneut. Sie musste zugeben, dass sie ihn süß fand. Aber süß sein alleine reichte nicht um ihr Herz zu erobern. Wobei seine Stärke auch echt beeindruckend war. Er war ihr in gewisser Weise im Gedächtnis geblieben. Doch eher aus anderen Gründen.
//Er wird sterben, wenn er weiterhin auf diese Weise kämpft.// dachte sie.
Sie wusste, sie sollte nicht so genau über ihn nachdenken. Er war nur ein Mafioso. Aber dieser Blick. Voller Verzweiflung und Schmerz, dennoch versucht stark zu wirken. Sie konnte nicht anders. Sie hatte das Gefühl ihm helfen zu müssen. Wenn er lernen würde diese enorme Kraft zu kontrollieren.... wenn er abschätzen könnte wie lange er in diesem Zustand bleiben könnte....
"Dann wären wir alle tot.", sagte sie laut zu sich selbst.
Nein. Ihm helfen zu wollen, war keine gute Idee. Es war besser so wie es war. Er verdiente dieses Leben. Wenn er nicht auf sich selbst aufpassen konnte, war das sein Pech.
"Yosano!", platzte da plötzlich Ranpo in ihrem Gedankenchaos rein.
Der schwarzhaarige Meisterdetektiv mit dem braunen Hut und dem braunen Umhang wirkte ganz aufgeregt. Sogar seine sonst geschlossenen Augen waren nun leicht geöffnet und das grün darin funkelte aufgeregt.
"Ranpo, was ist passiert?", wollte Yosano wissen und erhob sich eilig.
"Tanizaki ist zurück. Angeschlagen aber er lebt.", verkündete Ranpo.
Die Ärztin starrte ihn überrascht an. Tanizaki..... Chuuya hatte sein Wort gehalten. Obwohl er nie gesagt hatte, dass er den Jungen wirklich frei lassen würde. Sie glaubte keine Sekunde daran, dass ihr Kamerad sich selbst ohne Hilfe hätte befreien können. Das war nun mal nicht Tanizakis Art. Sie erhob sich um ihrem Kollegen zu folgen, doch der Schwarzhaarige machte keine Anstalten sich zu bewegen. Sein Gesichtsausdruck war ernst geworden.
"Du hast etwas damit zu tun.", es war eine Feststellung, dennoch lächelte Yosano.
"Wie immer scharfsinnig. Jemand schuldete mir einen Gefallen.", erklärte sie.
Ranpo legte die Arme hinter den Kopf. War er....beleidigt?
"Ach maaan ich wollte Tanizaki befreien. Jetzt kriegst du den ganzen Lob.", schmollte er.
Yosano schüttelte den Kopf, seufzte und lächelte etwas. Das war das Einzige was ihn interessierte? Der Chef würde ihn doch so oder so irgendwann wieder loben. Als sie sich auf dem Weg zu ihrem Freund und Kollegen machten, blieb die Ärztin kurz stehen und sah erneut aus dem Fenster.
//Danke. Chuuya.//, dachte sie lächelnd und folgte dem Schwarzhaarigen nun entgültig.

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