Auf ihrem Weg zurück hatte Yosano sich an Chuuya geschmiegt. Der Tag war bisher einfach schön gewesen. Sie hatte geglaubt, dass der Mafioso außer Kämpfen nichts im Kopf hätte. Tatsächlich konnte er aber auch anders sein. Doch sie beschlich eine böse Vorahnung. Vielleicht war dieser ganze Ausflug nur eine Falle. Sie hatte eigentlich nicht geglaubt, dass der Orangehaarige zu so etwas Hinterhältigem fähig war. Aber er war ja auch nicht die treibende Kraft in der Mafia. Mori konnte ihn geschickt haben. Um sie ein für alle mal zurück zu bekommen.
Sie betrachtete den jungen Mann. Er schwieg, während er wie zuvor den Autos auswich indem er seine Fähigkeit einsetzte. Er hatte den ganzen Tag keine Anzeichen eines Hinterhaltes gezeigt. Natürlich versteckte man so etwas für gewöhnlich. Aber die Detektive waren mittlerweile richtig geschult, was so etwas anging. Sie beschloss, ihm vorerst weiter zu vertrauen. Sollte er sie doch zur Mafia bringen, würde sie ihn zum Teufel jagen.
"Du bist ja auf einmal so still.", kam es plötzlich von Chuuya.
Er hatte den Kopf leicht zu ihr gewandt. Dadurch hatte sie einen guten Blick auf seine blauen Augen. Sie waren so schön. Yosano verlor sich fast in ihnen. Viel zu kurz konnte sie sie bewundern. Viel zu schnell wandte er sich wieder der Straße zu.
"Hat es dir die Sprache verschlagen?", fragte er und man konnte deutlich das Grinsen heraushören.
Sie musste zugeben, dass er recht hatte. Aber das würde sie ihm nicht unter die Nase reiben. Sie schmiegte sich enger an ihn und brachte ihre Lippen näher an sein Ohr.
"Was willst du denn von mir hören?", hauchte sie verführerisch.
Das hatte den gewünschten Effekt. Sein Motorrad kam kurz aus dem Gleichgewicht. Während der Mafioso das Gefährt wieder unter Kontrolle brachte, konnte die Ärztin die Röte auf seinem Gesicht sehen.
"Lass das!", fauchte er sie danach an.
Yosano musste lachen. Er war süß wenn er so völlig aus dem Konzept geriet. Sie fing an ihn mehr und mehr zu mögen. Eigentlich sollte sie das nicht. Nach diesem Tag waren sie wieder Feinde. Er würde sich bestimmt nicht zurück halten. Ihr Lachen verstummte. Der Gedanke gefiel ihr plötzlich gar nicht.
Chuuya fuhr auf einen Seitenstreifen und stoppte. Die Ärztin hatte nicht bemerkt, wie sich ihr Griff um ihn langsam verstärkt hatte. Selbstverständlich hatte er das mitbekommen. Er schaltete den Motor aus und wandte sich ihr zu. Seine schönen Augen waren verwirrt und gleichzeitig sogar besorgt. Die junge Frau hingegen wollte sich nichts anmerken lassen.
"Was ist? Willst du mich jetzt hier überfallen?", fragte sie und lächelte dabei kampfbereit.
Sein Blick blieb ernst. Ihr Lächeln verschwand. Sie wandte den Kopf ab.
"Wenn nicht dann fahr weiter. Ich will nach Hause.", sagte sie so kalt wie sie konnte.
Eine Hand legte sich an ihre Wange. Sie errötete leicht und sah ihn wieder an. Schweigend schauten sie sich einfach nur an. Dann wandte er sich eilig wieder ab. Als hätte sie ihn gerade bei etwas Verbotenem erwischt.
"Lass uns noch was trinken gehen.", beschloss er ohne sie anzusehen.
"Was?", brachte Yosano überrascht heraus.
Das kam aus heiterem Himmel.
"Trinkst du keinen Alkohol?", wollte er wissen und ein leichter Spott war aus seiner Stimme heraus zu hören.
Die Ärztin legte die Arme um ihn, um ihm zu zeigen, dass er losfahren konnte.
"Machst du Witze? In der Detektei trinke ich jeden unter den Tisch!", verkündete sie.
Das war nicht mal gelogen. Wobei sie natürlich noch nicht mit allen trinken war. Ranpo interessierte sich nicht für Alkohol, Kenji und Kyouka waren zu jung und Dazai war immer irgendwo anders. Aber das alles brauchte der Mafioso nicht zu wissen.
"Alles Flaschen bei euch!", spottete Chuuya und fuhr los.
Yosano gab ihm einen sanften, scherzhaften Klaps auf den Hinterkopf.
"Die Mafia ist auch nicht besser.", entgegnete sie dabei, musste aber lächeln.
Sie hörte ein kleines Lachen seinerseits. Ein schönes Lachen, wie sie feststellte.
"Stimmt irgendwie. Die meisten da kannst du in die Tonne treten.", gestand er.
Die junge Frau schmiegte sich an ihn. Sie fing an sich bei ihm wohl zu fühlen. Auch wenn sie dies eigentlich lassen sollte. Aber sie konnte nicht anders. Seine Einladung war dazu da, sie aufzumuntern. Genau wie seine Frage nach der Motorradtour. Klar konnte das alles noch eine Falle sein. Doch er hatte sich jedes Mal dazu entschieden sie wohin zu fahren, wenn er bemerkt hatte, dass es ihr gerade nicht so gut ging. Das konnte kein Zufall sein.
"Im Grunde bist du eigentlich ein ganz lieber Kerl.", meinte sie zu ihm.
Er gab ein Würgegeräusch von sich.
"Bäh, hör auf mit dem Gesülz.", sagte er dabei.
Seine Stimmlage zeigte, dass es ihm deutlich unangenehm war, dass sie ihn durchschaute. Oder lag es einfach an der Tatsache, dass sie den "Badboy" als lieb und nett bezeichnete? Die Detektivin lächelte sanft. Ihre Meinung blieb bestehen. Er war viel freundlicher, als er sich nach außen hin zeigte.
Sie erreichten eine kleine Bar. Nachdem sie das Motorrad geparkt hatten, trat Chuuya an die Tür und hielt sie ganz gentlemanmäßig auf. Yosano schenkte ihm ein Lächeln und trat ein. Trotz, dass sie ihn inzwischen sehr mochte, blieb sie jedoch weiterhin auf der Hut. Doch er betrat nur hinter ihr die Bar und machte keine Anstalten sie zu überfallen.
Es war ein kleines Lokal. Zusätzlich zu dem Tresen gab es noch zwei bis drei vereinzelte Tische. Der Mafioso suchte einen Tisch in einer Ecke aus und setzte sich auf die Eckbank. Seinen Hut legte er ab. Die Ärztin nahm neben ihm Platz. Sie konnte seine Unruhe spüren. Sein Blick huschte immer Mal wieder zu ihr.
"Ist es eigentlich in Ordnung, dass du Alkohol trinkst? Du musst schließlich noch fahren.", fragte die Lilahaarige um seine Nervosität etwas zu lindern.
Er winkte lässig ab.
"Ach das bisschen macht mir nichts aus. Oder hast du Angst?", fragte er spöttisch.
Sie schenkte ihm ein böses Lächeln.
"Wenn du einen Unfall baust, kann ich dich behandeln.", entgegnete sie mit Vorfreude in der Stimme.
Eine kurze Stille trat ein. Er schien zu überlegen ob er darauf etwas erwidern sollte. Hatte er Angst? Nein. Sein Blick sagte etwas anderes.
"Bock auf Sake?", fragte er dann einfach und wechselte damit prompt das Thema.
Das schwache Licht schimmerte etwas in seinen blauen Augen. Die junge Frau war für einen Moment davon gefesselt. Schließlich nickte sie.
"Klar.", antwortete sie dann.
Anscheinend war ihre Antwort etwas sehr verzögert gekommen, denn der junge Mann neben ihr kratzte sich verlegen am Kopf und wandte eilig seinen Blick zur Bedienung. Yosano begann sein Verhalten einfach süß zu finden und beschloss ihn etwas zu necken. Sie rückte näher an ihn heran und stieß ihn an.
"Hey was ist denn los? Entspann dich ich beiße doch nicht.", sagte sie und grinste dabei.
Sie legte eine Hand auf seine Schulter und stützte ihren Kopf darauf ab. Somit war ihr Gesicht ganz nah an seinem. Sie konnte die Röte in seinem Gesicht nun deutlich erkennen. Doch auch er begann zu grinsen.
"Schade, mir gefällt es wenn du gefährlich wirst.", erwiderte er.
Das klang so sehr wie ein Geständnis, dass Yosano sich zusammen reißen musste. Den Satz hatte er nur gesagt, um zu kontern. Da war nichts ehrliches dabei. Dachte sie. Die Art wie er eilig seinen Blick wieder abwandte zeigte etwas anderes. Er wirkte sehr ertappt. Entweder war er ein guter Schauspieler oder an seiner Aussage war etwas dran. Die Ärztin dachte an seine Reaktionen auf ihre Neckereien bei der Motorradtour.
Ihr Herz schlug schneller. Das ging doch nicht. Sie waren, wie schon erwähnt, Feinde. Dennoch.... sie konnte gerade nicht anders. Langsam beugte sie sich vor und küsste ihn auf die Wange. Die Röte in dem Gesicht des Mafioso stieg an. Sein Mund klappte auf und er verfiel in eine Art Schockstarre. Der Anblick brachte die junge Frau zum lachen.
"Danke für den heutigen Tag. Es hat mir sehr gefallen.", gab sie ehrlich zu und schenkte ihm ein sanftes Lächeln.
Von ihm kamen daraufhin nur zusammenhanglose Wortfetzen. Yosano lachte, trank ihren Sake und lehnte sich weiter an ihn. Es würde sowieso das letzte Mal sein, dass sie sich ohne Kampf sehen würden. Da konnte sie den restlichen Tag auch weiter mit ihm genießen. Sie ignorierte den aufkommenden Schmerz in ihrem Herzen.
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Secret love
RomansChuuya hat ein Problem. Bei einer Mission verliebt er sich ausgerechnet in Akiko Yosano von den bewaffneten Detektiven. Da sie seine Feindin ist und noch dazu die einzige Heilerin der Detektive, bekommt er den Befehl sie anzugreifen. Doch kaum sieht...