Prolog

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Der Hauch des Todes herrschte über dem Schlachtfeld. Rot flutete der Blutmond die Landschaft. Alles wirkte so ruhig und doch so gefährlich. Regentropfen verdampften auf dem Boden und bildeten einen dünnen Schleier. Wie bei jedem Regen auf dem Vulkan. Das Leben der Landschaft ging einfach weiter. Selbst die Grillen zirpten und die Glühwürmchen schwirrten. Krähen versammelten sich, Ratten marschierten herum und Kojoten tauchten aus ihren Verstecken auf. Ihre gierigen Augen glänzten im Licht des Blutmonds. Als würden sie auf ein Zeichen warten, endlich das Festmahl zu beginnen. Niemand wagte es aber, dem Schlachtfeld zu nah zu kommen.

 
Das Quieken von Frischlingen ließ einige Tiere aufschrecken, verebbte jedoch im unheimlichen Schweigen. Langsam warteten immer mehr Aasfresser auf ihr Festmahl.
Wie ein Wall schützte der Nebel die Toten vor den Gefräßigen. Nur das Blut konnte ihn durchdringen. Es floss über Steine, Pflanzen, Wurzeln, bis es die Wartenden erreichte. Die Insekten kämpften gegen den Strom, während die Säugetiere ihre Pfoten versuchten zu reinigen.
Die Krähen schüttelten das Blut von ihren Federn und verteilten es umso mehr. Niemand wollte das Mahl aber verpassen. Es stachelte den Hunger noch mehr an.

 
Ein helles Leuchten zog die Aufmerksamkeit der Tiere auf den Himmel. Ein Stern nach dem anderen begann sich zu bewegen. Wie Regentropfen verließen sie den Himmel und verschwanden. Kein Einziger blieb verschont. Nur der rote, nicht zurückkehrende Mond schmückte die Dunkelheit. Längst hätte die Mondfinsternis enden müssen. Wie als würde er ebenfalls warten.

Die kleinen Regenwolken zogen ab und der Schleier verschwand langsam.
Zwei Kater standen sich gegenüber, umzingelt von Leichen. Beide waren gezeichnet vom Kampf. Wunden verteilten sich auf deren Körpern und ganze Fellfetzen fehlten. Gespannt beobachteten die Tiere das Geschehene. Wer würde den nächsten Schritt gehen?

 
"Es hätte nicht so weit kommen müssen", äußerte der junge rote Kater ernst. Kein einziger Wimpernschlag rutschte den Katzen heraus. Jeder Moment der Unaufmerksamkeit könnte das Ende bedeuten. Der zweite Kater entspannte unergründlich seine Muskeln. Sein Gegenüber tat es ihm gleich.

 
"Sternenhüter, deine Vorfahren unterdrückten uns. Dieser Tag hätte schon viel früher geschehen müssen", entgegnete der Kater kalt. Sein Nackenfell sträubte sich, während er die Unterdrückung erwähnte. Viel zu lang hatten sie es sich ergehen lassen. Die Herrschaft der roten Narren und ihr heiliger SternenClan schwächte den SchattenClan. Die Opfer dienten dem einzigen Ziel, endlich frei zu sein. Jeder Tod dafür war gerechtfertigt. Das wusste jeder Krieger.
"Wie viele mussten ihr Leben dafür geben, wegen deiner unergründlichen Sucht nach Macht?", kritisierte Sternenhüter merkwürdig ruhig. Wie als würde die Umgebung sein Gemüt beeinflussen.

Sein Gegenüber begann zu wanken. Viele seiner Wunden platzten und Blut floss heraus. Trotzdem verließ der triumphierende Blick ihn nicht. Es wirkte so, als wäre er glücklich, diesen Weg gewählt zu haben. 

Sichtbar kämpfte der schwarze Kater um sein Bewusstsein. Um die beiden herum tauchten rote Katzen mit glänzenden Fellen auf. 

Die Seelen der Leichen stiegen auf. Flankierten die verdorbenen Geister des SchattenClans. Bahnten ihnen den Weg zu ihrem ewigen Gefängnis. Verflucht in aller Ewigkeit. Emotionslos folgten die gestorbenen Krieger den Hütern. Ihr letzter Moment in Freiheit bahnte sich an. Keiner wagte es aber, sich zu widersetzen. 

Selbst die Tiere zogen sich zurück. Verängstigt flüchteten die wartenden Aasfresser vom Schlachtfeld. 

Mit dem Ende des Krieges offenbarte sich langsam der Mond. Mit jedem Wimpernschlag nahm das Rot ab und das helle Licht breitete sich aus.  

Selbst noch während des Geschehenen starrten sich die Konkurrenten gegenseitig an. Nur sie standen noch unter dem Einfluss des Blutmondes. Bevor der Mond wieder vollständig auftauchte, traten mit einer tiefen Stimme Worte aus dem SchattenClan Krieger aus: "Wenn sich der Mond blutrot färbt, wird das Schicksal eine neue Geschichte erzählen ...
Sternenhüter, dies war gerade erst der Anfang. Unsere Wege werden sich wieder kreuzen und dann wird die Geschichte anders ausgehen ..."
Das rote Licht verschwand vollständig und der Kater brach tot zusammen.

Warrior Cats ~ Lauf des SchicksalsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt