Warrior Cats ~ Lauf des Schicksals

Kapitel 1

Zitternd und schmerzhaft wachte Flammenjunges auf. Wieso er zitterte, konnte sich der kleine, rote Kater nicht erinnern. Irgendetwas geschah in seinen Träumen, der Inhalt blieb ihm verschleiert.

Während sich sein Herzschlag wieder beruhigte, wurde der Schmerz an seinem Schwanz immer stärker. Flammenjunges schlug die Augen auf und sah, dass Beerenjunges auf seinem puscheligen Schweif schlief. Eigentlich wunderte es Hibiskusblütes Sohn nicht. So voll war die Kinderstube noch nie. Jedes Nest wurde belegt und zwei Königinnen erwarteten noch Junge.

Flammenjunges dankte dem SternenClan, morgen zum Schüler ernannt zu werden. Endlich wieder ruhig schlafen, ohne jeden Morgen mit einer Katze auf dem Körper aufzuwachen. Einmal hatte sich Luchsjunges mitten in der Nacht vor seinen Kopf gelegt und mit dem kleinen Schwanz unbewusst ihm an der Nase gekitzelt.

Durch den ausgelösten Nieser wachten alle in der Kinderstube auf und die Jüngsten schliefen nicht wieder ein. In der gesamten Nacht konnte niemand mehr die Augen schließen, wofür die Königinnen ihn verantwortlich machten. Sie bezweifelten die Geschichte mit Luchsjunges Schwanz. Aus Frust fragte Flammenjunges seinen Vater Sternenhüter, einige Tage bei ihm schlafen zu dürfen, bis sich die Gemüter wieder beruhigt hätten.

Leicht amüsiert nahm ihn damals der Anführer im Nacken und trug ihn zum Anführerbau, der durch einen verstecken Pfad erreichbar war. Ein abstehender Felsen, der nur durch die Höhle erreicht werden konnte, ragte über dem Lager. Von dort aus hielt sein Vater die Clanversammlungen und irgendwann auch er.

Flammenjunges erschauerte immer, wenn die Mitglieder des Clans ihn "Erbe" nannten. Nur weil er der Erstgeborene war, musste er das Erbe seines Vaters antreten. Irgendwann seinen richtigen Namen verlieren und dann Sternenhüter genannt zu werden. Der Gedanke gefiel ihm nicht. Flammenjunges mochte den alten Namen seines Vaters auch viel mehr. Flammenpelz hörte sich viel schöner an, als Sternenhüter. Einen leisen Seufzer entglitt dem jungen, roten Kater.

Das freie Leben eines Hüters passe viel mehr zu ihm, als das strenge Leben des Papstes. Wenn seine Geschwister und er mit Sternenhüter spielen wollte, durfte das nur in den Höhlen geschehen. Solange Hibiskusblüte ihnen untersagte, den Krater zu verlassen, konnten sie auch nicht auf den kleinen Wiesen spielen. Seine Mutter war viel zu vorsichtig.

Nur wenige Tiere wagten es, sich so nah beim Krater aufzuhalten. Das Risiko, dort angegriffen zu werden, war niedriger, als in der Kinderstube zu ersticken, wenn sich die Jungen überall ausbreiten.

Hibiskusblüte holte ihn auch wieder aus dem Anführerbau, weil sie befürchtete, er könne vom Vorsprung fallen. Manchmal fragte sich Flammenjunges, wer wirklich Anführer des FlammenClan war. Sternenhüter gelang es nicht, seine Gefährtin überzeugen, es zu unterlassen. Also musste Flammenjunges noch Tage die bösen Blicke der Königinnen aushalten.

Um ihn ein wenig zu ärgern, flankierten seine sonnenrote, grünäugige Schwester Sonnenjunges und sein feuerroter, gelbäugiger Bruder Feuerpfote ihn im Schlaf. Nicht, dass die anderen Königinnen ihn im Schlaf zerfetzen.

Feuerjunges beschwerte sich immer am lautesten über sein Schicksal. Er würde Sonnenlicht, die oberste Priesterin beerben. Nichts Schlimmeres konnte sich der rote Kater vorstellen. Sein Bruder, der nie lange Stillsitzen konnte, sollte Priester werden.

Alle Priester mussten vor Sonnenaufgang dem SternenClan und seinen Gesandten, dem Papst natürlich, huldigen. Und das tägliche Meditieren kommt noch dazu.

Wenn er das Amt des obersten Priesters übernimmt, müsste er noch jeden siebten Tag bei Sonnenhoch eine Predigt abhalten, in der die anderen Anführer und weitere Gesandte der weltlichen Clans dem SternenClan huldigen.

Am Fuße des Vulkans, nahe der Grenze zum BuchenClan befand sich versteckt im Urwald ein großer Steinkreis, den die Clans für Versammlungen nutzten. Die heiligen Messen, sowie die großen Versammlungen der weltlichen Clans jeden Vollmond fanden dort statt.