Kapitel 5

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Erschrocken starrten Flammenpfote und Tulpenpfote auf den bewusstlosen Schüler. Sein kurzer Schmerzensschrei hallte noch über die Landschaft. Eichhornflamme rutschte vorsichtig den Abhang hinab, bis sie den bewusstlosen Kater erreichte.
"Kommt runter und helft!", rief die Hüterin hoch.
Bevor die zwei Schüler reagieren konnten, tauchten weitere Hüter auf. Erlenflamme, Himbeerherz und Streifenfell stürmten zu ihrer Kameradin.
Die drei blickten überrascht auf Flammenpfote, verneigten sich kurz und folgten dann ihrem Weg.

Tulpenpfote stupste ihn mit der Nase an die Wange. Dabei fiel ihm leicht peinlich berührt auf, dass die Kätzin sich noch eng an ihn schmiegte: "Na komm schon! Was ist passiert? Wie bist du hier hergekommen?"
"Also, ...", fing Sternenhüters Sohn an, brach aufgrund lauten Knurrens aber ab: "Schweig! Flammenpfote!"
Die oberste Priesterin Sonnenlicht ragte von hinten über die beiden. Selbst die sonst mutige Schülerin wirkte eingeschüchtert. Gerade so gelang es dem roten Kater, dem Griff der gelb gestreiften zu entkommen.
"Du wagst es, den Erben anzugreifen?", konterte Tulpenpfote lebensmüde. Ohne zu zögern, zog Sonnenlicht ihre scharfen Krallen über das Gesicht der Schülerin.

Eichhornflamme, die Erlenflamme half, Finsterpfote zu tragen, stürzte sich auf Sonnenlicht. Wütend stieß die Hüterin ihre Clangefährtin zur Seite.
Währenddessen leckte Flammenpfote das Blut aus ihrem Gesicht. Die Wunden waren nicht tief, trotzdem floss noch leicht Blut heraus. Stil ließ die Schülerin es zu. In ihren Augen leuchtete eine Mischung aus Entsetzen und Überraschung.

Für Flammenpfote ergab dies nicht wirklich Sinn. Wieso ließ sich Sonnenlicht so leicht reizen? Eine Schülerin so zu mäßigen, galt im FlammenClan als verboten. Besonders der obersten Priesterin hätte so etwas nicht passieren dürfen. Und wieso reagierte Eichhornflamme so aggressiv? Keiner der Hüter mischte sich ein. Gab es etwas zwischen den beiden, was sie nicht kannten?

"Danke", miaute Tulpenpfote leise und rieb ihre Schnauze an seine. Ihr sanftes Schnurren ließ seinen Kopf vibrieren. Ohne so richtig zu wissen, wieso, schnurrte Flammenpfote ebenfalls. Er glaubte zu hören, wie Tulpenpfotes Herz pochte und seins ebenfalls. Was dies bedeutete, verstand der junge Kater nicht. Trotzdem fühlte es sich wunderbar an.

Ein kurzer Blick auf Finsterpfote ließ ihn aber aufschrecken und von der Schülerin entfernen. Schlaff lag dieser auf Erlenflammes Rücken. Nur ein schwaches Bewegen der Brust zeugte noch vom Leben. Für den Hüter war der abgemagerte Kater ein Leichtgewicht.
"Kommt ihr beiden! Wir müssen uns beeilen! Hibiskusblüte bekommt ansonsten noch ein Nervenzusammenbruch", rief Streifenfell zu ihnen. Mit dem Schwanz wies er an, neben ihm zu bleiben. Wo Eichhornflamme und Sonnenlicht verweilten, blieb Sternenhüters Sohn verschleiert. Nirgends zeigten sich deren rote Pelze. Irgendetwas warnte ihn aber auch davor, zu fragen, was geschah.
Flammenpfote überlegte dabei angestrengt, was er seinem Vater sagen sollte. Wie würde Sternenhüter reagieren, wenn er erfahre, wer Finsterpfotes Vater sei? Diese Frage beschäftigte ihn seit dem Aufstieg.
Keiner der Hüter wagte es, den Erben zu fragen, wer dies war. Schweigend folgten die Erwachsenen einem Trampelpfad. Tulpenpfote stupste ihn dafür ständig an, wenn sie ihm etwas zeigen wollte, also gefühlt alle zehn Schritte. Selbst von Kräutern wusste sie viel.

Als der wohlbekannte Krater näher kam, fiel ihm ein Stein vom Herzen. Mehrere Hüter kamen ihnen entgegen und nahmen Finsterpfote ab. Mit einem kurzen Sprint betrat Flammenpfote erleichtert das Lager des FlammenClan. Schnell spurtete der Schüler hinunter. Vier, ihm unbekannte Katzen warteten in Reih und Glied hinter dem Ende des Pfades. Gerade so konnte Sternenhüters Sohn stoppen, bevor er mit ihnen zusammenstieß.
Nur wenige Augenblicke später verneigten sie sich rangniedrig vor dem roten Kater. Aus den kleinen Höhlen im Krater leuchteten neugierige Augen. Auf dem Vorsprung saß Sternenhüter, doch dessen Mimik erkannte Flammenpfote in der Dunkelheit nicht.
Vor der Kinderstube wartete seine Mutter mit peitschendem Schwanz, nur durch Funkenfeuer blieb sie sitzen.
Seine Schwester verbrachte die Zeit vor dem Heilerbau. Selbst von hier erkannte der Schüler, wie die Kätzin dagegen kämpfte, loszustürmen.

Warrior Cats ~ Lauf des SchicksalsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt