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Den ganzen Vormittag und Nachmittag hatten wir mit übern verbracht bis ich es drei mal hinbekommen hatte. Dann sind wir zurück zum Hau gefahren und haben etwas gegessen.
Zur gleichen Zeit kam Sabine wieder und zu dritt bereiteten wir das Abendessen für alle vor.

Shane und ich hatten beschlossen nach dem Essen zur Polizei zu gehen. Er wollte mich begleiten und aufpassen das ich zum einen die Kontrolle behielt und zum anderen das mir nichts passierte, was irgendwie echt nett von ihm war.

Ich hatte gerade den letzten Teller auf den Tisch gestellt, als plötzlich jemand laut Aufschrei.
„Hallo!!" ein breit grinsender Cory stand  und der Tür.

Shane warf ihm einen warnenden Blick zu, doch Sabine lächelte ihn nur überrascht an „Hallo mein großer! Und wie war dein Tag?"
„Super!"
Cory hopste zur Theke und warf drei dicke Bögen darauf.
„Ich habe meine ZAPs zurück bekommen!"

Sabine riss fast die Augen auf und griff sofort nach den Blättern „Und? Was hast du? Sie liefen sie?"
Cory lachte auf und winkte mit der Hand ab „Ach das! Das war doch ein Klacks! In Mathe eine eins. Deutsch Zwei und Englisch auch."

Breit grinste er seine Mutter an die ihn in eine feste Umarmung zog.
So schön dieser Anblick auch war, sie machte mir erst bewusst wie sehr ich meine Familie eigentlich vermisste.

Zu Hause trauerten meine Mutter und Vater. Sie hatten nur mich und ich war verschwunden.
Wie schwer es für Sie wohl in letzter Zeit war?

In Gedanken bekam ich gar nicht mit wie Isaac ebenso die Küche betrat und versuchte Corys Noten schlecht zu reden, da bei zwei Zweien und einer eins nicht so einfach war.
Ein piepen riss alle aus ihren Gesprächen und holte auch mich wieder in die Realität.

„Oh! Das Essen ist fertig."
Sabine schnappte sich einen Lappen, stellte den Timer aus und brachte schnell den Gemüseeintopf auf den Tisch.
„Na los kommt essen."
Schnell nahmen alle ihre Plätze ein und auch Herbert kam pünktlich in letzter Sekunde zum Essen.
Das Essen war genau so köstlich wie gestern.
Es war perfekt.

Ein räuspern riss mich aus meiner Schwärmerei. Isaac lächelte mich zaghaft an und wartete bis ich ihn zunickte und anzufangen.
„Paige, was hast du eigentlich gemacht, bevor..." er sprach nicht weiter, doch das war auch besser so. Ich war noch nicht bereit ganz darüber zu sprechen, doch was davor war?

Kurz schwelgte ich in Erinnerung und ein sanftes Lächeln legte sich auf meine Lippen.
„Ich hatte gerade mein Abitur gemacht so wie die jetzt und hatte. Mmh? Ich glaube seid einem halben Jahr ein FSJ an einer Grundschule begonnen."

„Was ist ein FSJ?" sprang Cory neugierig dazwischen.
„Ein Freiwilliges Soziales Jahr. Du hilfst in sozialen Bereichen und bekommst ganz wenig dafür weil es freiwillig ist. Manchmal auch gar nichts. Liegt ganz daran wo du es machst."
Lächelnd schnaufte ich aus „Ich.. ich hatte damals zu der Zeit entschlossen zu studieren und Grundschullehrerin zu werden, doch dann..."

Das Lächeln erstarb und die Erinnerung an die Zeit in der Zelle und mit den Mädchen kam wieder zurück.
Ich hatte heute erfahren das ich sieben Monate in ihrer gefangen Schaft war. Ich wurde im Juni letzten Jahres entführt. Nun hatten wir Januar.

„Das ist ja Cool!" überrascht sah ich erneut zu Cory.
„Shane wollte auch mal Lehrer werden, aber er ist zu dumm."
„Hey! Gar nicht wahr!"
Schon kippte die Stimmung am Tisch wieder und alle  fingen an zu lachen.

Shane schnaubte aus „Ich wollte Lehrer werden. Ja. Aber das Studium erschien mir zu kompliziert, also habe ich mich für  Medizin entschieden. So kann ich Kindern und Erwachsenen helfen."
„Du bist Arzt?" überrascht musterte ich ihn. Er wirkte nicht wie ein Arzt.
„Ja, naja noch nicht, ich muss noch etwas studieren, aber ich bin auf einem gutem Weg einer zu werden."

Kurz trafen sich unsere Blicke und wie schon fast gewohnt fingen unsere Augen an zu leichten. Ich fand das rot fast schon schöner als sein grau-blau.
Etwas verlegen fuhr er sich durch die Haare und unterbrach so unseren Blick Kontakt.

„Paige? Darf ich dich fragen wie alt du bist?" Sabine sah mich leicht verlegen an, was sie mir noch sympathischer machte als so schon.
„Zweiundzwanzig."
„Ach guck. Ich dachte du wärst vielleicht neunzehn wie Isaac, aber das du genau zwischen Shane und Isaac liegst ist ja lustig."

„Wie alt ist Shane den?"  ohne darüber nachzudenken fragte ich Sabine, wo Shane doch direkt neben mir saß.
„Ich bin fünfundzwanzig."
Ein kleines Lachen entkam mir, bevor ich mir die Hand vor den Mund halten konnte.
„Was heißt da den?" fragend Job er seine dunkle Augenbrauen und musterte mich.

Unschuldig zuckte ich mich den Schultern und sah weg, als wäre nichts „Naja, mit dem Bart siehst du aus wie Anfang dreißig."
Der Tisch brach in schalendes Gelächter aus, nur Shane sah mich sprachlos an.
„Ach und wie alt dachtest du dann das unsere Eltern sind?" provozierend blitzen seine Augen kurz rot auf, doch dumm war ich lange nicht, weshalb ich nur ein ebenso provozierendes Lächeln aufsetzte.

„Das habe ich mich ja gefragt, sie zwei so jung aussehende Leute ein so altes Kind haben können." erneut brach Gelächter aus und keiner konnte sich mehr zurück halten.
„Also bitte!!" Shane verdrehte die Augen, doch auch er war am lachen.

Wie ich diesen Klang vermisst habe.
Lachen.
Freude.
Einfach da pure Leben.
Keine Schmerzen.
Keine Angst.
Keine Müdigkeit.
Und kein Kampf mehr.

Lächelnd beobachtete ich wie die andern weiter aßen und lachten.
So sollte das Leben einfach immer sein.
Noch vor ein paar Tagen dachte ich sterbe jeden Augenblick, mit jedem Schlag oder tritt, der Zuviel sein könnte.
Doch jetzt...
Vielleicht war das auch Himmel, aber selbst für den Himmel war das hier zu schön.

The Bite of Life Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt