Ich musste fluchen, als der Eisendraht unter der viel zu heiß eingestellten Gasbrennerflamme die Frechheit hatte, zu verglühen. Schweigend sah Star, meine zugeteilte Chemiepartnerin, mir zu. Die wegen der Schutzbrille undeutlich zu erkennenden blauen Augen der Lederschildkröten-Wandlerin musterten das Spektakel.
Ihre kinnlangen, blonden, lockigen Haare waren nach hinten zusammengebunden.
„Kommt langsam zum Ende!", rief Mr. Kirrin in die Klasse.
Immerhin war ich nicht der Einzige, der am Scheitern war, die verzweifelten Gesichter von Chiko, Bianca und Greta verrieten alles. Gut, dass es noch genug Ersatzdrähte gab.
„Wie wär's damit, ich bediene den Brenner, du hältst dieses Ding", schlug sie vor. Damit war ich redlich einverstanden. Und tatsächlich gelang es uns endlich, die Eisenstange passend zu erhitzen und sie dann in die Lösungsflüssigkeit zu tauchen. Versuch abgeschlossen!
„Also, wer ist fertig geworden?" Der prüfende Blick des Lehrers checkte die Ergebnisse der Teams.
„Gut, gut, gut. Ihr alle habt es geschafft. Allerdings würde ich euch raten, nicht so verschwenderisch mit dem Material zu sein. So, und jetzt ab mit euch, Miss Fatura wartet sicherlich schon auf euch, wir sehen uns später in Biologie."
Mr. Kirrin verwandelte sich gekonnt in eine Agame und kletterte durch die offene Tür ins Klassenzimmer nebenan, um die Zweitjahresschüler zu unterrichten. Schnell packten alle zusammen.
Schließlich war nie die Rede davon gewesen, dass wir auch unser Chaos aufräumen mussten. Miss Fatura konnte reichlich ungemütlich werden, wenn man sich verspätete.
Auf dem Flur fiel mir Bianca, Kirias Zimmergenossin, auf. Nervös achtete sie nicht auf den Weg und krachte fast in einen Schrank. „Ist was?", fragte ich.
Sie schreckte auf, es sah so aus als hätte sie mich jetzt erst bemerkt.
„I-ist was Persönliches", sagte sie und versuchte, mir auszuweichen.
„Hat es was mit Kiria zu tun?"
Bianca nickte stumm. Dann flüsterte sie: „Sie hat versucht, mich dazu zu überreden, gegen dich zu kämpfen."
Meine Augen weiteten sich erschrocken.
„Du weißt also dass sie...und dass ich...ich meine..."
Wieder nickte sie, dann eilte sie schnellen Schrittes die restlichen Treppen hoch und verschwand im Klassenzimmer im zweiten Stock.
„Gratuliere."
Nun schreckte ich auf.
„Noch eine Person, die du durch ewige Fragerei abgewimmelt hast."
Tamba war, wie immer seit den wenigen Tagen unserer Bekanntschaft, düster gelaunt.
„Du kannst ziemlich gemein sein, weißt du das?" Er schnaubte.
„Ich bin nicht gemein, bloß ironisch, sarkastisch und vor allem realistisch."
Ich hob die Augenbraue. Wäre er wirklich so realistisch, würde er auch realisieren, dass ihm keiner Glauben schenkte, was seine zweite Gestalt betraf. Sogar die Lehrer hatten bereits ihre Zweifel. Zwar hatte er sich von einem Arzt, einem Wandler natürlich, Blut abnehmen lassen, da angeblich auch in Menschengestalt Teile des sagenumwogenen Drachen unverändert blieben, doch die Ergebnisse der Proben waren noch nicht bestimmt. Und verwandeln konnte Tamba sich ja auch nicht. Früher hatte er angeblich nie Blut abgenommen bekommen. Gut, ich spinne erneut und weiche vom Thema ab.
DU LIEST GERADE
Coldbloods - Die Wandlerschule
FanfictionViele fürchten Krokodile. Und Keon, der ist auch noch ein Albino. Nur kurze Zeit ist der Wandler in der Welt der Menschen. Nun, wo er auf eine besondere Schule für Gleichartige gehen soll, erwartet ihn schon in den ersten Wochen so einiges. Und so...