Ich musste ihr dieses Messer aus der Hand schaffen, nur wie?
„Guck mal, da ist ja ein Känguru!", rief ich und zeigte mit der unverletzten, schuppigen Hand in irgendeine Richtung.
Zu meiner Verteidigung, in dieser Situation arbeiteten die Instinkte und die grobe Kraft mehr als das Gehirn. Doch tatsächlich war Kiria schlau genug, um in die gedeutete Richtung zu glotzen.
„Wooo?" Mehr schlecht als recht schlug ich ihr die Waffe aus der Hand und kickte sie ins Laub.
Wütend zischend stieß die monströse Gegnerin mich nach hinten in den See und sprang gleich nach. Mit schnellen Schlängelbewegungen pflügte sie sich durchs Wasser, griff mich am Kragen und zog mich tiefer ins Gewässer, wo sie mich nach unten drückte. Dann verwandelte sie sich vollständig und schob mich mit dem Kopf auf den etwa zwei Meter tiefen Grund.
Froschgift! Sie wollte mich ertränken! Als Python konnte sie ewig die Luft anhalten, viel länger als ich in Menschengestalt.
Ich musste mich dringend auch verwandeln, sonst nahm das kein gutes Ende. Ich versuchte, meiner Wut die Kontrolle zu überlassen, damit ich möglichst sofort in meine zweite Gestalt schlüpfen konnte. Doch Panik vertrieb jegliche Wut in mir. Das Blut rauschte mir in den Ohren und die Luftbläschen, die aus meinem Mund quollen, wurden immer geringer. Kein Strampeln oder Zappeln half. Wie hatte ich es bei Cleo geschafft, mich unter Druck zu verwandeln? Wo war sie überhaupt?
Wenn man vom Teufel spricht. Meine Sicht war unter Wasser zwar verschwommen, doch der große Schatten, der die riesige Würgeschlange mit sich riss, musste meine Freundin sein. Schön dich zu sehen, altes Haus. Die Verachtung Cleos war nicht zu überhören. Wie?, japste Kiria überrascht.
Wenn du das nächste Mal Schlangen ausschickst, nimm welche, die nicht so schnell vor einem Krokodil flüchten. Ich war mir nicht sicher, wie viele Flüche der Mensch so erfunden hatte, aber von Kiria kamen immer wieder neue Wellen in meinen Kopf, Wellen voller Wörter, die keineswegs erwähnenswert waren.
Mit wenigen Schwimmzügen befand ich mich an der Wasseroberfläche und schnappte nach Atemluft.
In meiner Menschengestalt konnte ich nichts tun, ich stand nur im Weg bei einem Kampf, den ich eigentlich allein ausfechten musste. Ich dachte an alles Mögliche, was man mit einem Salzwasserkrokodil in Verbindung bringen konnte, aber nichts half.
Bloß meine Hände verwandelten sich wie sooft. Aber damit konnte ich gerade nichts anfangen, mein Maul und meinen Paddelschwanz brauchte ich deutlich dringender!
Ein lauter Platscher weckte mich aus meinen sinnlosen Versuchen. Nicht weit von mir konnte ich auch über Wasser die gefährliche Situation erkennen, in der sich Cleo befand. Wie schon zuvor bei mir hatte Kiria sich um meinen Kampfpartner gewickelt, doch im Gegensatz zu mir konnte Cleo sich nicht aus diesem tödliche Griff befreien, denn die Python verschloss ihr mit ihrem muskulösen Körper das Maul. Und auch wenn der Biss eines Krokodils zu den stärksten aller Tiere gehörte, so stark wir es auch zuklappen konnten, so schwach war es beim aufklappen. Zudem war Cleos starker Schwanz regelrecht zugebunden und somit bewegungsunfähig.
Keon! Entweder du verwandelst dich jetzt und hilfst mal richtig oder ich bringe dich um, wenn sie mich killt!, brüllte meine Freundin in meinen Kopf.
Das war wie ein Signal für meinen Körper, der jetzt endlich mit der endgültigen Verwandlung loslegte, viel zu langsam für meinen Geschmack verformte ich mich, meine Klamotte musste ich wohl später irgendwann aus dem See fischen. Rasend wie ein weißer Blitz pflügte ich durchs Wasser auf das Knäul aus Schlange und Panzerechse zu.
DU LIEST GERADE
Coldbloods - Die Wandlerschule
Fiksi PenggemarViele fürchten Krokodile. Und Keon, der ist auch noch ein Albino. Nur kurze Zeit ist der Wandler in der Welt der Menschen. Nun, wo er auf eine besondere Schule für Gleichartige gehen soll, erwartet ihn schon in den ersten Wochen so einiges. Und so...