Der nächste Tag ist bereits angebrochen, jedoch fühle ich nicht die Motivation, um aufzustehen. Ich weiß nicht, ob ich in der Nacht überhaupt geschlafen habe. Vielleicht habe ich auch nur geweint. Ich möchte mich vor dem heutigen Tag drücken, ihn irgendwie überspringen. Es tut weh daran zu denken, dass ich heute alles zurück lassen muss. Ich bin hier groß geworden. Meine gesamte Kindheit habe ich ihn diesem Wald verbracht und ich habe gedacht, dass ich hier auch für immer bleiben werde. Doch das ist nicht so. Ich werde fliehen müssen und nicht zurück kommen, und das alles nur, weil ich anders bin.
„Yawntutsyìp (Liebling)", höre ich plötzlich die Stimme von meiner Mutter, die auf mich zu kommt. Ich schließe meine Augen und tue so, als ob ich noch schlafe. Ich will nicht gehen. Als meine Mutter mich sieht seufzt sie, setzt sich neben mich und streichelt mir durch die Haare.
„Ich weiß, dass du wach bist", murmelt sie und ich öffne langsam die Augen, um sie anzusehen. Meine Augen tun weh, vom vielen Weinen und meine Haut ist trocken. Meine Mutter nimmt meine Hand und zieht mich in eine Sitzposition.
„Ich weiß, es tut weh. Mir geht es doch nicht anders. Aber wir haben keine andere Möglichkeit. Quaritch weiß von dir, deshalb bist du hier nicht sicher", erklärt sie mir nochmal, doch ich höre ihr nicht mehr zu. Ich falle ihr um den Hals und schluchze. Sie streicht mir über das Haar und wir verweilen kurz in dieser Position, stehen dann jedoch auf.
Meine Mutter zieht mich mehr oder weniger zum Seelenbaum, an dem sich schon viele der Omatikaya versammelt haben. Meine Mutter zieht mich bis nach vorne, wo die Sully's bereits stehen und auf ihren Auftritt haben. Jake winkt uns zu und wir stellen uns neben sie. Ich habe das Gefühl, dass alle Augen auf mir liegen. Sie starren mich an. Fragen sich, warum ich dort vorne stehe. Bei der royalen Familie. Ich, als ganz normale Na'Vi.
Mo'at steht bereits vor den Leuten und hebt dann schließlich die Arme, um Ruhe einkehren zu lassen.
„Omatikaya", spricht sie und auch die letzten Stimmen verklingen, „Jake Sully hat ein paar Worte für euch."
Mit diesen Worten winkt sie Jake zu, welcher dann zu ihr nach vorne kommt. Die Augen richten sich auf ihn. Man kann die verschiedensten Gesichtsausdrücke sehen. Verwirrung, Besorgnis, Erwartungsvoll. Jake zögert kurz, dann fängt er an zu sprechen.
„Ohe zeykub peng (Ich habe etwas zu verkünden)", spricht er und die Ohren im Publikum spitzen sich, „Oeyä soaia sì ohe fitsenge talun a tìlen ftawnemkrr ke nì'ul kxuke (Meine Familie und ich sind hier aufgrund der Vorfälle in den vergangenen Tagen nicht mehr sicher)."
Verwirrte Blicke werden ausgetauscht. Natürlich ist das Volk beunruhigt, wenn ihr Anführer sich nicht mehr sicher fühlt.
„A tawtune new kame ohe kerusey (Die Himmelsmenschen haben es auf uns abgesehen)", sagt Jake und die Omatikaya hören gebannt zu. Jake schluckt, zögert. Er will die Worte nicht aussprechen. Niemand will das.
„Tafral zene awnga 'ìp fte aynga sì awnga ke tsonta lehrrap (Deshalb müssen wir verschwinden, um euch und uns nicht zu gefährden)", murmelt er und ich bin mir nicht sicher, ob es alle verstanden haben. Jedoch bricht ein lautes Raunen in den Reihen aus. Eine der Omatikaya stehen auf, doch Jake schafft es sie wieder zu beruhigen.
„Mawey! Turok Makto zene 'ìp fte sno soaia tsonta hawnu (Ruhe! Turok Makto muss verschwinden, um seine Familie zu beschützen)", spricht er den Leuten zu, „Aynga kxap si kea hrrap (Euch droht keine Gefahr)."
Ein erneutes Raunen ist zu hören, doch die Leute scheinen ihm Glauben zu schenken. Das einzige, was man nun in ihren Gesichtern sieht ist Verzweiflung. Turok Makto war für viele immer ein Held. Jemand zu dem man aufschauen konnte. Jemand, der selbst in den aussichtslosen Situationen eine Lösung gefunden hätte. Dieser Jemand würde jetzt verschwinden. Und zwar für immer.
DU LIEST GERADE
First Love -- Neteyam x Y/N Female (German)
FantasíaY/N ist eine gute Freundin von Lo'ak. Sie kennen sich schon von klein auf an und auch mit seiner Familie versteht sie sich gut. Alle haben die Hoffung, dass nach der Schlacht gegen die Himmelsmenschen nun alles gut werden würde, doch dem ist nicht s...