Chapter Ten

225 15 11
                                    

Eine Weile lang haben wir noch nach Lo'ak gesucht, doch als die Eclipse eintrat wurde es einfach zu gefährlich, weshalb wir den Rückzug antraten. Neteyam hat während des gesamten Fluges kein einziges Wort gesagt. Jedoch habe ich ihn auch nicht dazu aufgefordert. Es ist schwer herauszufinden, wie es ihm geht. Er und Lo'ak haben ein gutes Verhältnis und vielleicht sieht er ihn nie wieder. Auch wenn ich es nicht wahr haben will, aber die Wahrscheinlichkeit, dass Lo'ak tot ist, ist verdammt hoch. Diese Gedanken behalte ich jedoch für mich, um Neteyam nicht noch mehr zu beunruhigen. Das einzige, was dieser gerade braucht, ist die Gewissheit, dass sein Bruder am Leben ist.

Ich habe das Messer eingesteckt, damit Neteyam nicht damit konfrontiert wird. Auch als wir landen gehe ich direkt zu ihm und lege ihm eine Hand auf die Schulter. Er sieht vollkommen fertig aus. Seine Hände zittern stark, auf seinen Wangen befinden sich getrocknete Tränen und seine Augen sind noch leicht gerötet. Er sieht kaum so aus, als würde er heute noch viel zu Stande bringen.

„Ich kann deinem Vater sagen, was wir gefunden haben", schlage ich vor, doch er schüttelt den Kopf. Selbst jetzt versucht er noch den Soldat zu spielen und stark zu bleiben. Doch er ist kein Soldat und das muss er einsehen.

„Das musst du nicht."
„Ich will aber. Bitte Neteyam, du merkst selber, wie sehr dich das mitnimmt. Tu dir das nicht an", sage ich dann und er zögert, bevor er langsam nickt.

„Irayo (Danke)", flüstert er dann, doch ich winke nur ab.

„Frawzo (Kein Problem)", sage ich und drücke seine Hand, um ihm Stärke zu geben. Nach einem kurzen Fußmarsch entdecken wir auch schon Jake, der sich gerade mit ein paar Metkayinan unterhält. Jedoch dreht er sich sofort zu uns, sobald er uns sieht.

„Neteyam, Y/N! Habt ihr etwas gefunden?", fragt er hektisch und sieht zwischen uns beiden hin und her. Ich ziehe das Messer und reiche es ihm. Jake's Blick verliert langsam seine Haltung und pure Verzweiflung ist darin zu erkennen.

„Tut mir leid, Jake. Mehr war da nicht", murmel ich und sehe traurig auf den Boden. Jake streicht mit den Fingern über die Klinge seines jüngsten Sohnes, bevor er schwer schluckt.

„Und ihr habt sicher alles abgesucht?", fragt Jake nochmal und bemerkt dann die geistige Abwesenheit seines Ältesten, „Neteyam?"

Ich sehe kurz zu ihm und drehe mich dann wieder zu Jake: „Ihm geht es nicht besonders gut."

Jake nickt verstehend und legt Neteyam eine Hand auf die Schulter, doch dieser reagiert kaum darauf: „Ist schon okay. Ich weiß, wie du dich fühlst."
Ich schlucke schwer, als er das sagt. Natürlich weiß er das. Auch sein Bruder ist gestorben, bevor Jake hierher kam und einer von uns wurde.

„Geh dich ausruhen. Du hast für heute genug getan", sagt Jake dann und Neteyam nickt nur langsam. Ich glaube, er hört ihm gar nicht richtig zu, so abwesend wirkt er. Ich drücke seine Hand, welche meine noch immer nicht los gelassen hat und Jake bemerkt es. Sein Blick fällt auf unsere Hände. Er wirkt misstrauisch und verweilt kurz dort, ehe er wieder aufsieht.

„Du passt ein bisschen auf ihn auf, okay?", fragt Jake dann an mich gewannt und ich stimme zu. Daraufhin machen Neteyam und ich uns auf den Weg zur Hütte und er setzt sich auf den Boden. Ich setze mich ebenfalls und lasse meinen Blick gedankenverloren durch den Raum schweifen. Dabei fällt mir der Lappen auf, der noch immer an Ort und Stelle liegt. Ich stehe auf, um ihn wegzuräumen, als Neteyam mich plötzlich am Bein packt. Ich zucke zusammen, da ich damit nicht gerechnet habe, doch bevor ich etwas sagen kann, kommt Neteyam mir zuvor.

„Geh nicht", flüstert er leise und ich weiß nicht genau, was ich antworten soll.

„Tu ich nicht. Ich bringe nur den Lappen weg", antworte ich dann und Neteyam lässt mein Bein los. Ich schnappe mir das Stück Stoff und wasche das restliche Blut aus, bevor ich es zum Trocknen aufhänge. Nach der getanen Arbeit setze ich mich wieder neben ihn und versuche seinen am Boden liegenden Blick aufzufangen. Ich will etwas sagen. Ihn aufmuntern und ablenken, doch ich weiß nicht, wie ich das anstellen soll, wenn es überhaupt möglich ist.

First Love -- Neteyam x Y/N Female (German)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt