Gedanken

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Wie konnte er wagen sie anzufassen?!
Mein Mädchen. Meine Seelenverwandte.
Ehrlich gesagt erschreckte mich dieser Gedanke. Ich hätte niemals gewagt zu hoffen oder auch nur daran zu denken.
Und eigentlich wollte ich sie garnicht.
Versuchsweise war ich weggeflogen nur um festzustellen das ich kurz darauf wieder vor ihr saß. Anfangs war ich ihr aus Neugier gefolgt. Die Vorstellung jemanden zu haben der nur für mich bestimmt war ehrlich gesagt ziemlich verlockend. Doch dann hatte ich mich ermahnt mich nicht zu sehr daran festzubeisen. Viel zu anstrengend. Und in der Regel versuchte ich Komplikationen zu umgehen. Außer wenn ich sie selbst provozierte. Dann machte es spaß.
Ich musterte das Mädchen. Warum gerade sie! Warum war sie dazu bestimmt ein Teil meines Lebens zu sein.
Es war nichts besonderes an ihr.
Sie war eher durchschnittlich. Wenn ich sie irgendwo einfach so gesehen hätte wäre sie mir nie im Leben aufgefallen.
Und doch saß ich vor dem Fenster ihres Klassenraumes und beobachtete sie dabei wie sie in die Luft starrte und angestrengt über etwas nachzudenken schien. Etwas an der Art wie sie den Kopf neigte und mit der Hand über ihre braunen Haare strich kahm mir bekannt vor. Nur ihr Hals und ihre Oberweite waren etwas anziehend. Sonst rein garnichts. Ihr Gesicht war relativ hübsch aber eher so wie jede 5 aussah.
Sie war schlank aber nicht so das jede Rippe hervorstach. Sonst war sie eine eher zierliche Person. Vielleicht gerade mal 1, 68 oder so. Sie drehte ihren Kopf zum Fenster und erstarrte kurz.
Dann drehte sie ihren Kopf wieder nach vorne und schien weiter nachzudenken.
Neugierig auf das was sie dachte erweiterte ich meinen Geist. Ohne etwas zu tun verband er sich sofort mit ihrem als hätte er nur darauf gewartet. Verärgert über meinen Mangel an kontrolle trafen mich noch zusätzlich fetzen wie " ich muss ihn verlassen" oder " ich bin doch nicht sein Besitz".
Und fast sofort kahm die Frage in mir auf wenn sie verlassen musste.
Ein schrilles Klingeln ertönte und ich bereute es das ich nicht in menschlicher Gestalt war um mir die Ohren zu zuhalten. Der Lärm den die Schüler beim verlassen des grauen Gebäudes machten war fast noch schlimmer. Ich hasste Schulen.
Nicht nur wegen meiner Schulzeit.
Alles so hektisch. Und unkontrollierbar.
Fast verlor ich das Mädchen aus den Augen dem ich hinterherflog seit sie das Gebäude verlassen hatte.
In einer Ecke blieb sie stehen. Gleich darauf schloss ein in etwa 16 jähriger Junge zu ihr auf der sie zu sich heran zog und ihr einen kurzen Kuss auf die Lippen drückte. Sie wand sich schnell aus seinem Griff und sah auch ziemlich unglücklich aus. Ich kochte fast vor Wut über und mir kamen viele Arten in den Sinn wie ich ihn beseitigen könnte.
Ich ermahnte mich. Ich wollte schließlich nichts von ihr redete ich mir ein. Das beste war wohl ich würde gehen. Ich entschloss zu schauen ob sie in unmittelbarer Gefahr war und würde dann gehen und sie ihrem Leben überlassen. In meinem Brustkorb zog sich kurz etwas zusammen bei dem Gedanken das ich meine eine gefunden hatte und gleich wieder verlassen würde.  Egal. Das wäre das beste für uns beide. Auserdem war es nicht gut dass sie so starke Gefühle in mir wach rief. Gefühle machten schwach.
Und doch wollte ich sie nicht verlassen.
Ich schloss ein Kompromiss mit mir.
1-2 Tage blieb ich und beobachtete sie und dann ging ich.
Zufrieden mit meiner Entscheidung lenkte ich meine Aufmerksamkeit auf die Geschehnisse unter mir.
Der Junge hatte sich eine Zigarrete angezündet. Rauchte denn heutzutage eigentlich  jeder Jugendliche?
Offensichtlich war ich in einer Raucherecke gelandet.
Eine schöne Seelenverwandte hast du da sagte ich mir. Toller Umgang.
Du bist nicht besser flüsterte eine kleine Stimme in mir. Und da hatte sie recht. Im Gegensatz zu mir war ihre Begleitung noch Engelhaft.
Sie wird sich daran gewöhnen,  meinte die Stimme in mir wieder. Nein, wird sie nicht weil sie mir nie begegnen wird.
Mein Entschluss fing an zu wackeln.
Doch ich achtete nicht darauf.
Unter mir schaute das Mädchen gerade angewiedert als der Junge sie wieder an sich heranzog.
Mühelos hörte ich wie er flüsterte: " wir können einen Film schauen. Und dann mal weiter schauen".
Es hörte sich ziemlich zweideutig für mich an deshalb schaute ich in seine Gedanken nur um eine Flut von ziemlich unanständigigen Bildern zu sehen wo das Mädchen vorkahm.
Ohne es richtig zu kontrollieren konzentrierte ich mich auf die Zigarette und als er sich runterbeugte um sie erneut zu küssen ließ ich eine kleine Stichflamme hervorschiesen die seine möchte gern teure Lederjacke anzündete. Zufrieden mit meinem Werk flog ich zurück zu dem Klassen Fenster.
Erst jetzt realisierte ich das ich eine Lederjacke angezündet hatte nur weil er versucht hatte sie zu küssen.
Seit wann interessierte es mich wenn ein Junge ein Mädchen küsste ?
Nicht irgendein Mädchen, sondern dein Mädchen.
Sie kahm durch die Tür herein gestürmt und setzte sich auf ihren Platz.
Dann schaute sie mich an und ich starrte fasziniert von meinen eigenen Gedanken in ihre großen braun-grünen Augen.
Und hoffte auf einmal niemals sehen zu müssen wie diese Augen sich für immer schliesen würden. 

Untot - Vampire und andere KatastrophenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt