Die drei D's

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Und da saß ich nun in dem Zimmer. Alleine. Und immer noch in den Sachen von vor 3 Tagen. Ich War verschwitzt und Dreckig
Verstört und Verängstigt.
Das War nicht gerade etwas was ich mir gewünscht hatte.
Ok, ich hatte mir auch nicht gewünscht in einem Haus mit schätzungsweise 4 Vampiren festzusitzen.
Ich war wieder in dem Bett aufgewacht.
Ich hätte alles für einen schlechten Traum halten können wären da nicht die getrockneten Blutspuren auf meinen Schuhen gewesen.
Es fühlte sich ja keiner dazu verpflichtet mir etwas zu erklären. Aber natürlich gehörte es dazu mich zu entführen und zu verängstigen. Ganz normal eben.
Wieder und wieder erinnerte ich mich an die Momente in dieser Gasse.
Jeden einzelnen Schrei. Alle meine Worte. Alles. Ich durchlebte es immer wieder. Der Bahnhof. Seine Arme die mich festhielten und daran hinderten wegzulaufen.
Und schließlich das Dach des Hochhauses. Meine Angst.
Wie er mich fallen ließ.
Dieser lange Fall nach unten.
Die Luft die an mir vorbei rauschte.
Die Straße die immer näher kam.
Die Angst dass er mich auffangen könnte.
Die Angst dass er es nicht tun würde.
Und schließlich das Gefühl seiner Arme die mich wieder festhielten und die Gewissheit das er mich nicht wieder frei ließ. Nie wieder.
Seine Schnelligkeit und Stärke.
Und das was er war.
Ein Vampir.
Ein Teil von mir versuchte es immer noch als Streich abzutun.
Der andere Teil von mir wusste dass es die Wahrheit war.
Mir war jetzt wieder bewusst das ich ihn öfters gesehen hatte. Ich erinnerte mich wieder an alles.
Wie er mich vor dem Auto rettete.
Er war es gewesen.
In der Schule. Auf dieser dummen Feier. In meinem Garten. In meinem Zimmer.
Er. Immer Er.
Er hatte verhindert das ich verblutete.
Ich verdankte ihm wohl so viel und trotzdem hasste ich ihn wie die Pest.
Woher nahm er sich das Recht mich hier festzuhalten?
In diesem goldenen Käfig.
Nach dem aufwachen war ich aus dem Zimmer gegangen.
Anfangs dachte ich ich wäre ganz alleine auf diesem Flur. Bis ich diesen anderen Jungen sah. Er hatte sich an die Wand gelehnt und die Arme verschränkt. Sein Blick durchbohrte mich. Ich ging auf ihn zu und blieb vor ihm stehen.
Seine violetten Augen musterten mich unbeeindruckt. Sein Gesicht war hart.
Keine Emotionen. Aber die Augen. Sie sahen so traurig aus.
Ohne mich aus dem Blick zu lassen deutete er mit seinem Kinn in Richtung Tür.
"Bitte" flüsterte ich.
Er sah erstaunt aus. Wahrscheinlich hatte er erwartet dass ich ihn anschrie und versuchte auf ihn einzuschlagen.
"Bitte" wiederholte ich.
"Lass mich gehen".
Er schüttelte den Kopf.
"Ich habe dir doch nichts getan und soweit ich weiß bin ich dir nicht von Nutzen".
Er legte den Kopf zur Seite.
"Nichts weißt du".
Seine Stimme war dunkel. Er sprach leise aber so zornig das ich überrascht war.
"Wieso tust du das. Ich habe dir doch garnichts getan. Ich kenne dich nicht einmal. Lass mich einfach gehen.
Ihr werdet nie wieder etwas von mir hören. Ich werde einfach sagen ich bin abgehauen. Mehr nicht.
Bitte" ich legte meine Hand leicht auf seinen Arm. Er versteifte sich soweit das noch möglich war und schaute meine Hand an als würde er sie am liebsten abreißen.
"Fass mich nicht an".
Doch anstatt ihn loszulassen ließ ich meine Hand noch weiter steigen bis zu seiner Schulter die ich festhielt.
Ich stellte mich auf die Zehenspitzen und war immer noch kleiner als er.
Aber so nah das ich sah das er nicht atmete.
"Bitte. Ich ... ich gebe dir auch mein ... Blut wenn du ..möchtest. Ich tue alles.
Bitte".
Dann durchzuckte mich ein scharfer Schmerz als mein Kopf an die gegenüberliegende Wand knallte.
Seine Hand war an meinem Hals und ich bekam nur schwer Luft.
"Ich sagte: Fass mich nicht an.
Wie dumm ihr Menschen seid.
Und was denkst du eigentlich wer du bist mir dein Blut anzubieten.
Wenn ich es wollen würde hätte ich es mir genommen. Und du schwaches kleines Mädchen hättest rein garnichts dagegen machen können.
Und jetzt geh mir aus den Augen".
Er stieß mich zur Tür und als ich rein stolperte ging sie simsalabim zu.
Fassungslos blieb ich vor der Tür stehen.
"DU KLEINES ARSCHLOCH. DIE FÜNF MINUTEN HÄTTEN DEINE ELTERN LIEBER SPAZIEREN GEHEN SOLLEN.
ICH HOFFE DU KOMMST IN DIE HÖLLE. ACH WARTE, HAST DU DENN ÜBERHAUPT EINE SEELE. GEH DOCH IN DER HOLZABTEILUNG SPIELEN.
ODER IN DIE KIRCHE.
ODER ZÜNDE DICH AN.
AM BESTEN DU LEGST DICH IN DEINEN SARG UND LÄSST DICH GANZ TIEF IN DER ERDE WERGRABEN."
Ich brach schluchzend am Bettende zusammen.
Das war glaube ich vor zwei Tagen.
Seitdem saß ich da und weinte oder dachte nach oder tat beides.
Ich Bad trank ich und einmal hatte ich mir die Haare waschen müssen.
Sie waren so fettig und ekelhaft gewesen.
Ab und zu nickte ich ein und wachte mit einem Schrei auf.
Ich zwang mich wachzubleiben.
Vor mir stand Essen das ich geflissentlich ignorierte. Ich hatte Hunger und Durst weigerte mich aber etwas zu essen bis ich wenigstens eine Erklärung, eine Entschuldigung hatte und zu Hause war. Er hatte ja gesagt er würde nicht zulassen das ich ging.
Tja. Zum Essen konnte er mich ja nicht zwingen.
Ich wusste nicht wer es mir brachte und es interessierte mich nicht sonderlich.
Ich Rauchte auch nicht obwohl da auch Zigaretten und ein Feuerzeug lag. Ich würde garnichts tun weil es sich sonst so anfühlte als ob ich nachgeben würde.
Ich fühlte mich beobachtet und hob den Kopf ein Stückweit um zu sehen wer da war.
"Morgen" ertönte es gutgelaunt von der Tür. Es ist offiziel. Klopfen ist out.
Da stand er mit seiner schwarzen Lederjacke und beobachtete mich.
Als er sah das ich ihn anschaute fing er an schief zu grinsen. Dabei bildete sich ein winziges Grübchen.
Er sah umwerfend aus. Und ich hasste ihn nur noch mehr.
Dieses Lächeln. Wie schön es doch wäre mit einem Presslufthammer in seinem Gesicht zu hantieren.
"Wie geht's dir so".
Ich griff mach einem Glas vor mir und schmiss es nach ihm. Er fing es auf ohne einen einzigen Tropfen zu verschütten.
"Umwerfend" antwortete ich.
"Wie heißt das nochmal"?
"Hmm" die Vorstellung von seinem Gesicht nach meiner Behandlung War so faszinierend dass ich ihn direkt vergessen hatte.
"Ach, ja. Hungerstreik. Wenn Menschen das Essen verweigern und denken dass sie damit irgendetwas erreichen. Das Problem nur ist das Knurren dass du produzierst und welches durch das ganze Haus zu hören ist. Es nervt mich nämlich.
Isst du jetzt etwas oder muss ich dazu erst zwingen"?
War das sein Ernst?
Er konnte mich nicht dazu zwingen.
Schließlich ging es nichts an.
"Du kannst mich ja nach Hause lassen dann musst du es dir nicht mehr anhören du aufgeblasenes Egoschwein. Du kannst mich zu nichts zwingen".
Sein Lächeln verschwand.
Langsam kam er auf mich zu.
"Steh auf" befahl er kalt.
"Nö, lass mich in Ruhe" ich klang wie ein trotziges Kind.
Er ließ das Glas fallen und ich zuckte zusammen als es auf dem Boden zersplitterte.
"Ich bin ein mächtiger Vampir. Ich werde ganz bestimmt kein Menschliches Mädchen anbetteln etwas zu tun was ich will. Egal wer sie ist. Hast du mich verstanden".
Er stand vor mir so das ich hochschauen musste.
"Herzlichen Glückwunsch. Jag dir ne Maus und saug sie aus".
Plötzlich hob er mich hoch. So als wäre ich ne Puppe. Ich riss einen Arm nach hinten und versuchte ihn zu boxen. Er fing die Faust auf und hielt sie fest. Ich zappelte herum doch es brachte mir wenig. Doch ich bemerkte das er versuchte nicht zu fest zuzupacken. Das versuchte ich auszunutzen und wand mich nur noch stärker in der Hoffnung er würde mich loslassen. Falsch gewettet. Im Endeffekt saßen wir auf dem Bett. Ich auf seinem Schoß.
Seine eine Hand hielt meine Arme fest. Die andere hatte er in meinen Haaren vergraben und zog meinen Kopf nach hinten. So das mein Hals schutzlos war.
"Ich könnte dich problemlos zwingen. Nur ist das nicht so ganz meine Art."
Er ließ meine Handgelenke los und strich mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Wie nicht anders erwartet zuckte ich zusammen.
Dann brachte er seine Hand an meinen Rücken uns stütze mich.
Ich erstarrte als er mit seinen Lippen ganz leicht über meinen Hals fuhr. Sanft leckte er kurz darüber.
"Da vergeht sogar mir der Appetit. Du strömst mir zu viel Angst aus".
Er küsste die Stelle an meinem Hals wo der Puls besonders Stark pochte und ließ mich dann los.
Nur noch seine Hand lag auf meinem Rücken. Mein Magen knurrte. Er lachte auf, fasste mich an der Hüfte und setze mich auf dem Bett ab.
Und er war verschwunden. Ich wollte mich grad wieder auf den Boden als er reinkahm. In der Hand hatte er sachen zum Anziehen.
"Provozier es nicht aus" sagte er, legte die Klamotten auf das Bett und war erneut verschwunden. Ok. Ab ins Bad.
Dieses Mal nahm ich mir die Zeit den Luxus zu genießen. Und überlegte mir ne neue Taktik. Einschleimen und danach wenn er mir vertraut abhauen.
Als ich aus dem Bad herauskam fiel mir das dass Essen verschwunden war. Die Schachtel Zigaretten lag auf der Kommode und zierliche Ballerinas standen auf dem Boden.
Der Rock, ich vermutete es gehörte der Blondine, ging nicht bis über die Knie. Das Top spannte etwas am Bauch. Kein Wunder , sie hatte Modelmaße. Und neben der Schachtel lag meine Haarbürste. Gruselig.
Ich griff nach den Zigaretten und zündete mir auf dem Weg zum Balkon eine an. Der erste Zug war unangenehm. Ich hatte seit Tagen keine mehr geraucht. Da ich aber den Anschein das ich aufgegeben hatte erwecken wollte zog ich weiter.
Draußen schien die Sonne und der Garten sah so schön aus. Ich drückte die Zigarette aus und ließ sie in das Beet unter mir fallen.
Ich machte die Doppeltür auf und schlich die Treppe herunter.
Nach 5 Stufen jedoch gab ich auf. Was nützte mir das in einem Haus voller Vampire. Unten angekommen blieb ich stehen. Vor mir War die die Eingangstür. Kurz überlegte ich daran einfach herauszurennen.
Doch. Was würde mir das groß bringen. Besser ich baute vertrauen auf und dann boom. Weg bin ich.
Ein kurzer Sehnsüchtiger Blick zu Tür und ich wandte mich der Küche zu.
In der Küche war das blonde Mädchen. Sie hielt mir eine Tasse Kaffee hin. Als ich nicht danach griff stellte sie sie auf den Tisch und ging ein paar Schritte zurück. Ich nickte dankend und hob die Tasse hoch.
Nach dem ersten Schluck musste ich jedoch husten. Er war zu stark und zu süß. Sie in hielt mir ihre Hand hin.
Ich zögerte stellte jedoch die Tasse weg und ergriff ihre Hand.
"Daria".
"Ewellien".
Sie nickte.
"Ich weis".
Warum wunderte mich das nicht?
Plötzlich zog sie mich nach vorne und umarmte mich sanft.
"Wir werden bestimmt gute Freundinnen" flüsterte sie mir ins Ohr.
Hinter mir raschelte es und ich wirbelte herum.
Dort stand das andere Mädchen.
Sie war ungefähr so groß wie ich.
Sie trug Gummistiefel ein kariertes Hemd und eine blaue Hose.
Hinter ihr stand ein Eimer mit Kräutern.
"Na. Endlich mal draußen?
Ich bin Hailey".
Hailey? Amerikanerin?
"Woher kommst du" fragte ich.
Sie lachte.
"Von hier. Meine Mutter war aus Amerika. Sie hat mir den Namen gegeben."
Ich nickte. An ihrer Brusttasche bewegte sich etwas und ich riss die Augen auf.
Sie aber hatte sich schon umgedreht und wollte gehen, überlegte es sich dann nochmal anders und sagte zu mir:"Wenn du schon Rauchen musst benutz gefälltigst einen Aschenbecher. Wehe du schmeißt einen deinen Stummel nochmal in meinen Garten. "
Dann ging sie.
Alles klar.
"Ähh. Kann ich vielleicht etwas zu Essen haben"fragte ich.
Blond... Ähh... Daria lächelte mich erfreut an. Und ich sah ihre Rauszähne. OMG.
Dieses Bild war so absurd.
Sie sah aus wie ein Engel. Wenn ihre Zähne nicht wären.
"Natürlich" flötete sie.
"Jaja. Daria lässt alle Herzen schmelzen. Soviel Liebe wie sie verteilt. Herzerwärmend" er stand in der Tür. Der andere kam gerade rein lehnte sich an die Wand und verschränkte die Arme. Seine Lieblingsposition wohl.
"Eher zum Kotzen"sagte er.
Seine Haare waren zerzaust und standen in alle Richtungen ab.
Er trug ein Shirt und eine Schwarze Jogginghose.
"Das kleine Sonnenschein ist erwacht" sagte ich.
Er schaute mich vernichtend an.
"Und das menschenmädchen ist aus dem Loch gekrochen"konterte er.
Das Wort "menschenmädchen" spukte er regelrecht aus.
Ich hob das Kinn.
"Okey. Das reicht. Wir waren gerade dabei uns einander vorzustellen" sagte Daria fröhlich.
Das etwas das mich entführt hatte kam auf mich zu und verbeugte sich leicht. Dann nahm er meine Hand und führte sie an seine Lippen.
"Darius. Zu ihren Diensten, Milady".
Ich zog meine Hand weh und bekam dafür einen bösen Blick von Daria.
Darius, komischer Name, lachte.
"Sie ist noch etwas schüchtern" sagte er.
"Na los. Du bist dran".
Ich sah den Vollpfosten an der Wand an.
Er schüttelte verächtlich den Kopf.
"Es geht sie rein garnichts an. Sie ist schließlich nicht wegen mir hier und hoffentlich nicht zu lange. Meinen Namen wird sie nicht".
"Daven. Schätzchen" unterbrach ihn eine Stimme von oben" kommst du wieder ins Bett? Wie vermissen dich" danach Gekicher.
Ich zog eine Braue hoch und lächelte.
"Ja. Daven. Schätzchen. Geh lieber wieder ins Bett du wirst vermisst".
Er stieß sich von der Wand ab und tat einen Schritt in meine Richtung. Er blieb Ruckartig stehen.
Dann drehte er sich um und wollte gehen.
"Warte. Ihr heißt wierklich Daria, Darius, und Daven"?.
Daria nickte.
Ich konnte nicht anders. Das erste Mal seit Wochen lachte ich wieder aus ganzem Herzen.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Dec 14, 2015 ⏰

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