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„Du könntest doch jede haben."

Nachdenklich nimmt Yoongi einen Zug von seiner Zigarette, pustet den Rauch aus und starrt ins Leere.
Dann fängt er jedoch an zu lachen.
Es ist kein glückliches, oder belustigtes lachen, vielmehr ein trauriges, zerbrechliches.

„Natürlich könnte ich das. Aber warum? Wegen den ganzen Gerüchten. Denkst du etwa, es ist toll so viele Menschen um sich zu haben? Es ist die Hölle. Ein paar haben ja sogar Angst vor mir! Ich wünsche mir nichts mehr, als einen Tag lang normal leben zu können. Dieses Mädchen gibt mir wenigstens für eine kurze Zeit das Gefühl normal zu sein, das heißt bis es um Sex geht. Sie ist süchtig nach Sex, für manche ein Traum, für mich die pure Hölle. Ich will so geliebt werden wie ich bin, nicht wegen Gerüchten."

Langsam dreht er seinen Kopf zu mir, ich kann eine Träne auf seiner Wange sehen.
Seine Aura ist auf einmal nicht mehr Dominant, sie ist traurig und hilflos.

„Sie gibt mir wenigstens vor dem Sex das Gefühl normal zu sein, ein normales Leben zu führen."

Vorsichtig nähere ich mich dem Tätowierten.

„Yoongi, auch wenn sie dir das gibt was du willst, sollte diese Beziehung nicht aus Abhängigkeit bestehen. Sie nutzt dich für Sex aus und du nutzt sie ehrlich gesagt für deine Wünsche aus. Ihr tut euch gegenseitig nicht gut. Du meintest sie lässt dich kurz so fühlen. Wenn sie dich nicht immer so fühlen lässt, ist sie vielleicht nicht die richtige."

Eine Stille macht sich breit, die aber keineswegs unangenehm ist.

Seine Tränen laufen langsam über seine rosa Wangen, seine Zigarette zwischen seinen dünnen Fingern ist schon lange abgebrannt.

Ich weiß nicht was ich tun soll, was richtig und was falsch ist.
Soll ich ihn umarmen?
Ihn in Ruhe lassen?
Warum mache ich mir solche Sorgen um ihn?
Ich könnte einfach gehen, seine Umstände gehen mich nichts an.
Doch anstatt irgendetwas davon zu tun, stehe ich einfach nur da, mein Körper inzwischen zu ihm gerichtet, sein Körper zu mir gerichtet.

Er verringert langsam den Abstand zwischen uns.
Aus dem nichts habe ich einen weinenden Yoongi in meinem Armen, einen Yoongi den wahrscheinlich noch nie jemand zuvor gesehen hat.

Die zerbrechliche Seite von dem Min Yoongi.

Beruhigend streiche ich über seinen Rücken, bis ich seinen Kopf nehme und ihn näher an mich drücke.
Seine Tränen fließen durch den Stoff meines Shirts, meine Haut wird langsam mit dem Wasser seiner salzigen Tränen überflossen.
Ein kalter Wind weht uns durch die Haare, seine kalten Hände kneifen in meinen Rücken.

Seine Beine lassen langsam nach, langsam, um ihn nicht zu verletzen, lasse ich uns beide zu Boden fallen.

Hätte mir jemals jemand gesagt, dass Yoongi weinen würde und ernsthafte Probleme hat, hätte ich dieser Person vermutlich nicht geglaubt.

Jetzt sehe ich es mit meinen eigenen Augen,

ich sehe wie sehr er leidet.

Durch seine Atmung merke ich, dass er sich langsam wieder beruhigt.
Vorsichtig löse ich mich aus der Umarmung, um in seine vom weinen rot gewordenen Augen zu schauen.
Sein Blick ist so anders als sonst, so verzweifelt.

„Sag das niemandem, oder ich hänge dich in meinem Keller Kopfüber auf!"

„Keine Sorge, ich schweige wie ein Stein."

Ohne ein weiteres Wort steht er auf.

Ohne noch einmal zurück zu schauen geht er wieder rein und lässt mich auf dem kalten Boden sitzen.

Verwirrt schaue ich ihm hinterher.

Da ist er wieder,

der kalte Yoongi den jeder kennt und komischerweise liebt, ohne sich auch nur annähernd Gedanken darüber zu machen, warum er so kalt sein könnte.

Auch ich stehe jetzt auf und gehe wieder rein.

Auf dem Dach hört man die Schulglocke nicht, ich weiß also nicht ob schon Pause ist.

Da aber meine Freunde unten an der Treppe auf mich warten, gehe ich davon aus dass die Stunde vorbei ist.

Gott, wie lange war ich da oben mit Yoongi?

„Warst du mit Yoongi da oben?!"

Ist das ein Verhör, Jin?
Verlegen kratze ich mir am Kopf.

„Ja, was ist schon dabei?"

Beiden fällt die Kinnlade runter.
Namjoon fängt an an meinen Schultern zu rütteln.

„Was schon dabei ist?! Geht es dir gut?! Du warst mit dem Yoongi auf dem Dach!"

Auch Jin fängt nun an komplett aufgeregt mit kleinen Sprüngen auf und ab zu springen.

„Hat er seine bad boy Seite an dir ausgelassen?"

Geschockt starre ich Jin an, während ich Namjoons Hände weg schlage.

„Ob Gott Jin, nein!"

Meine Beine fangen an den Flur entlang zu laufen, ich würde mir gerne noch etwas in der Cafeteria holen, bevor die Pause vorbei ist.
Meine zwei Turteltauben folgen mir, ich kann ihre gespannten Blicke auf mir liegen spüren.

„Wir haben nur geredet."

„Geredet? Wer's glaubt."

„Ich meine es ernst, Namjoon. Wir haben nur geredet."

Jin kommt mit schnellen Schritten etwas weiter vor.

„Langweilig! Ich dachte du wärst jetzt seine slut!"

„Nein, aber du bist Namjoons slut!"

„Pah, Namjoon ist meine slut!"

„Entschuldigung?! Ich liege nicht beim Bettsport unten!"

Während die beiden diskutieren wer dominanter ist, treffen sich mein und Yoongis Blick.

Er steht am anderen Ende der Cafeteria, zusammen mit einer Menge von Menschen.

Kurz denke ich daran, was eben passiert ist und spüre einen kleinen Stich in meinem Herz.
Er tut mir irgendwie leid.

Ich nehme mir ein belegtes Brötchen, bezahle es und drehe mich zu meinen zwei Freunden um.
Anscheinend haben sie sich wieder beruhigt, ihr Entschluss ist, dass beide mal oben und unten liegen, was mich aber herzlich wenig interessiert.

Gemeinsam laufen wir wieder zurück zu unserem Klassenzimmer, ich schaue noch einmal zurück um Yoongis Blick zu suchen.

Der ist allerdings damit beschäftigt nicht jeden Moment unter dem Druck der vielen Menschen zusammen zu brechen.

Armer Yoongi...

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Ein etwas (für mich) kürzeres Kapitel.
Tut mir leid, ich bin ziemlich ko von dem Tag.
Ich wünsche euch einen schönen Abend!🍑💞

Nice BoyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt