21-Erinnerungen

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Percy PoV.

Es hatte nicht lange gedauert mich einzurichten. Ich hatte mir das letzte freie Bett im Schlafsaal geschnappt (das hinten in der letzten Ecke stand) und meine Sachen darauf ausgebreitet. Ich war zwar selbst mit einkaufen gewesen, jedoch konnte ich mich kaum erinnern, was ich nun alles besaß.
Noch nie in meinem Leben hatte ich so viele Bücher besessen, die ich nun in den schweren Holzschrank neben mir einsortierte. Daneben stopfte ich meine Schuluniform: einen schwarzen Umhang, der nach meiner Zuteilung nach Gryffindor einen roten Kragen bekommen hatte, ein paar Hemden und T-Shirts, Socken und ein paar schlichte, schwarze Schuhe. Sie sahen unbequem eng und steif aus, sodass ich sie lieber in meinen Schrank stellte, als meine abgeranzten Turnschuhe gegen sie zu tauschen.

Ich war gerade dabei mir einen normalen Pullover überzuziehen, als Ron in den Raum trat. Er blieb zwischen Tür und Angel stehen und starrte meinen halbnackten Oberkörper an. Ich starrte zurück, bewusst, dass er Fragen zu meinen Narben stellen würde. Vielleicht nicht heute, aber irgendwann. Schnell warf ich mir den Pulli über.

Ron räusperte sich. "Ich wollte fragen, ob du runter kommen willst."

"Gerne", sagte ich. Ron verschwand.
Ich bückte mich noch einmal zu meinem Koffer herunter und nahm meinen Zauberstab hinaus. Ich wog in sanft in meinen Händen, strich über das glatte Holz. Auch jetzt konnte ich mir nicht vorstellen, dass ich mit diesem Stück Holz zaubern können sollte.

Plötzlich erinnerte ich mich daran, dass ich im Gemeinschaftsraum erwartet wurde. Ich legte den Zauberstab in seine Schachtel und stellte diese behutsam in meinen Schrank, dessen Tür ich leise schloss, bevor ich schnellen Schrittes den Raum verließ.

Langsam stieg ich die Treppen hinunter. Unten hörte ich die Stimme eines Mädchens, das musste Hermine sein. Sie waren wohl alleine im Raum. Ich blieb stehen, lauschte ihren Worten.

" -ch kenne die Drei", schien sie zu sagen. Mir lief es kalt den Rücken hinunter. Sie hatte es gemerkt?
"Woher sollst du sie kennen?" Das musste Harry gewesen sein.

"Sie sind Amerikaner", warf Rons Stimme ein.

"Ich war im Sommer in den USA", begann Hermine, "dort habe ich sie gesehen."

Eine Weile lang schwiegen sie.

"Und was bedeutet das?", fragte Harry, "sie wohnen eben da."

Hermine musste den Kopf geschüttelt haben, denn Harry fragte: " Was dann?"

"Sie haben mich...verfolgt", sprach sie etwas leiser.

"Verfolgt?!", sagte Ron entsetzt und empfing ein lautes "Pssst" von Harry und Hermine.

"Ich habe sie oft gesehen, sie waren immer dort wo ich waren. Einmal-", sie hielt kurz inne," einmal waren sie am World Trade Center Memorial. Sie wurden irgendwie von Vögeln verfolgt. Raben oder Tauben, ich weiß es nicht mehr. Und als diese Vögel auf mich zugeflogen waren-." Hermine schluckte. "Sie haben sie mit einem Messer umgebracht. Einfach zerschlagen."

"Was ist dann passiert?", fragt Ron interessiert.

"Sie sind weggerannt. Die Polizei kam, aber sie waren weg. Nicht auffindbar. Ich habe in den Nachrichten geschaut, aber sie haben die Täter nicht gefunden."

"Und du denkst sie sind-?", begann Harry, doch Hermine unterbrach ihn mit einem lauten "pssst".

Ich beschloss, dass das mein Einsatz war. Ich schritt die Treppe hinunter, gezwungen laut.
Mit einem unechten Lächeln begrüßte ich die Drei, als hätte ich nichts gehört.
"Hey", sagte ich, die Drei erwiderten es.

"Was macht ihr so?", fragte ich in die unangenehme Stille hinein. Die Drei warfen sich vielsagende Blicke zu.

"Nichts weiter", sagte Hermine und lächelte mich an, " nur Reden."

"Worüber?", fragte ich neugierig und ließ mich auf einen leeren Sessel fallen.

"Nur über die Schule", log Harry.

"Welche Zusatzfächer hast du gewählt?", fragte Hermine mich.

"Zusatzfächer?", fragte ich irritiert.

"Sowas wie Wahrsagen, Pflege magischer Geschöpfe, Muggelkunde, Arithmantik oder alte Runen", antwortete Hermine.

"Uhm", ich überlegte. " Ich habe Pflege magischer Geschöpfe und Muggelkunde." Das war glaube ich sogar die Wahrheit. Dennoch konnte ich mich nur wage an den Stundenplan erinnern, den mir Professor McGonagall beim Essen in die Hand gedrückt hatte.

"Oh cool", sagte Ron gespielt freudig", das haben wir alle auch. Wir hatten auch Wahrsagen, aber ich sag's dir, das ist ein schrott Fach."

Ich lachte.
"Dann ist ja gut, dass ich es nicht gewählt habe."

Wieder kurz unangenehme Stille.

"Außer Hermine", begann Harry, " sie hat alle Fächer. Außer Wahrsagen."

Verwundert blickte ich zu der Besagten. "Wie geht das? Also zeitlich gesehen?"

Hermine blickte Harry etwas entgeistert an.
"Ich wechsel die Fächer ab, wöchentlich", antworte sie und lächelte gekünstelt. Doch ich hatte im Gefühl, dass das nicht die Wahrheit war.

"Dann musst du doch bestimmt viel nachholen, oder?", fragte ich interessiert in der Hoffnung, dass sie mir vielleicht doch ausversehen etwas erzählte.

Hermine nickte. " Ja das stimmt, sehr viel."

"Gibt es hier denn immer viele Hausaufgaben?", fragte ich, obwohl mich das Thema garnicht interessierte. Vielmehr wollte ich von dem ablenken, worüber sie vorhin gesprochen hatten. Sie durften keinen Verdacht schöpfen. Vor allem Hermine war noch nicht so weit.

"Es geht", sagte Ron, nachdem keiner der anderen Beiden zu einer Antwort angestzt hatte. "Wenn du wie Hermine bist, dann geht das ganz schnell."

"Bist du gut in der Schule, Hermine?", fragte ich, in der Hoffnung, dass sie ihre Zweifel gegenüber mir schnell genug verlieren würde.

"Ist sie", warf Ron ein, "wirklich gut."

"Ich lerne nur viel", sagte Hermine schnippisch zu Ron. "Wenn du das auch tun würdest, könntest du deutlich besser sein."

Ron blickte Hermine verwirrt an, als wüsste er nicht, wieso ihre Stimmung so schnell geschwankt war.
"Ich gehe nun besser schlafen", sagte sie und erhob sich. " Ich rate euch das auch zu tun."

Ohne ein weiteres "Gute Nacht" verließ sie den Gemeinschaftsraum und verschwand in ihrem Schlafsaal.

Nachdem sie verschwunden war, blickte ich wieder in unsere kleine Runde.

"Ich werde auch schlafen gehen", verabschiedete sich Harry, stand auf und ging rasch davon.

Nun waren nurnoch Ron und ich übrig.
"Sorry man", sagte Ron zu mir. "Ich weiß nicht wieso die so drauf sind." Er blickte mich entschuldigend an.
"Ich glaube Hermine denkt du wärst ein komischer Typ. Aber du scheinst ganz okay zu sein. "

Ich lächelte dankbar.

"Also wenn du willst können wir morgen zusammen zum Essen. Weiß ja nicht, wie du dich hier so zurecht findest. Dann könnten wir auch gemeinsam zum Unterricht", bot Ron etwas unsicher an.

"Gerne", sagte ich, froh, dass zumindest Ron mich in ihren Runden akzeptierte.

"Aber Hermine hat recht, wir sollten langsam schlafen gehen."

Ich nickte und folgte Ron die Treppen hinauf. "Wo sind eigentlich die anderen Jungs?", fragte ich, als wir in den Schlafsaal kamen.
"Neville gibt Kräuterkunde Nachhilfe", sagte Ron und ich akzeptierte diese Antwort einfach.

Bis auf ein schnelles "gute Nacht" machten wir uns in Stille fertig und legten uns in unsere Betten.
Ich zog die Vorhänge um mich herum zu, richtete mein Kissen und fiel in einen ungewöhnlich leichten Schlaf.

Potter & Jackson - Tote auf dem OlympWo Geschichten leben. Entdecke jetzt