2 - Grovers Ankunft

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Mittlerweile war es mittags, Annabeth war bereits am Morgen zum Olymp gegangen, um den Bau der neuen Paläste zu überwachen. Percy hingegen arbeitete mit einer Gruppe junger Satyrn, die Alten hatten sich nach dem Krieg verzogen, an den Erdbeerfeldern. Während diese auf ihren Flöten leise Melodien spielten, um die Keime in der Erde sprießen zu lassen, grub Percy mühevoll die trockene Erde um. Es war warm im Camp, obwohl es eigentlich November sein sollte. Fast schien es so, als wolle Chiron damit den Sommer zurückholen, den die Camper an den Krieg verloren hatten.

Percy erinnerte sich gerne an seinen ersten Sommer im Camp, als die Sonne auf den See schien und das Geräusch von Jugendlichen beim Volleyball die Luft erfüllte, sie Flagge Erobern spielten oder er seine ersten Schwertkampfstunden hatte. Auch die hatte er in der vergangenen Zeit ausgesetzt, niemanden im Camp war mehr nach Kämpfen zu mute.

"Percy?", fragte eine Stimme hinter ihm. Ein kleiner Blondschopf stand vor ihm, der unverkennbar graue Augen hatte. Annabeths Augen. Es war wohl einer ihrer Halbbrüder, ein Sohn der Athene.
"Ja?"
"Annabeth wartet auf dich, im Haupthaus. Sie meinte, ich soll dir Bescheid sagen." Damit verschwand der Kleine in Richtung der Hütten. Percy war verwirrt. Wieso war Annabeth jetzt schon vom Olymp zurückgekehrt? Es war nicht einmal halb Drei.
Aus Angst, dass etwas passiert war, beeilte sich Percy so schnell es geht zum Haupthaus zu kommen, bei dem er von einem grimmig dreinblickenden Mr. D begrüßt wurde, der, mit einem Kartendeck vor sich ausgebreitet, in seine Cola starrte. Er schaute auf, als er Percys Schritte auf dem Holz der Veranda hörte. Dieser nickte ihm zu, doch Mr. D blieb stumm. Sein Blick folgte ihm, bis Percy zur Tür hinein in dem Holzhaus verschwand.
Im Inneren fand er Annabeth vor, die, mit dem Rücken zu ihm gedreht, Chiron gegenüber saß, der seinen pferdigen Unterleib in seinem Rollstuhl verstaut hatte.
Doch sie waren nicht alleine, zur Linken Annabeths, ebenfalls mit dem Rücken zu Percy, saß ein Mann mit braunen Locken. "Grover?", fragte Percy überrascht. Der Mann mit den braunen Locken drehte sich um. In der Tat, es war Grover. Seine Gesichtszüge wurden weich, als er Percy sah. Zugleich sah er jedoch aus, als wäre er in den vergangenen Monaten, in denen er auf der Suche nach Halbgöttern war, stark gealtert. Dunkle Ringe hatte er unter seinen Augen, die zusätzlich seltsam eingesunken aussahen, als hätte er seit Wochen nicht mehr genug gegessen. Zugleich zogen sich tiefe Rillen über seine Stirn, Spuren von Sorgenfalten. Die waren ihm in so einer Zeit nicht zu verübeln, trotz dessen sah Grover übel mitgenommen auf.
"Hey man", erwiderte er freudig, doch ohne seinen üblichen Elan. "Alles okay?", fragte Percy, doch bevor Grover antworten konnte, unterbrach Chiron ihn. "Percy, setz dich", wies er ihn an und deutete auf den leeren Platz neben Annabeth.
Immer noch verwirrt ließ Percy sich nieder und wartete gespannt auf das, was Chiron jetzt zu sagen hatte.

"Percy, Annabeth, ihr wundert euch sicherlich, wieso ich euch hierher gerufen habe, zu so einer ... ungewöhnlichen Zeit", begann Chiron. Percy war sich nicht sicher, ob er sich dabei auf die Nachkriegszeit oder den späten Mittag bezog.
"Ihr wisst, dass Grover lange auf Mission war. Heute ist er zurückgekehrt, zum Glück unversehrt." Grover schnaubte. "Soweit unversehrt", verbesserte Chiron sich.

"Da draußen ist der Hades auf Erden. Wirklich, Percy, da willst du nicht raus", sprach Grover dringlich. "Überall Monster, sie haben mir aufgelauert, als ich eine Spur verfolgt habe. Daher auch das hier." Er zog den Ärmel seines Hemdes hoch und entblößte eine lange, klaffende Wunde, die hilfsbedürftig durch Klammern zusammengehalten wurde. "Oh Götter, Grover", sprach Annabeth entsetzt. Heute grollte der Himmel nicht. "Du solltest unbedingt Will aufsuchen."
Grover nickte anerkennend, sprach jedoch weiter. "Ich habe Chiron gebeten, euch hierher zu rufen. Ich habe eine Spur. Ein Mädchen, 15 Jahre alt."

"15?", fragten Percy und Annabeth im Chor. "Das ist ziemlich alt für ein Halbblut, so alleine da draußen", führte Annabeth fort.

"Ich weiß. Sie scheint nicht besonders stark, zumindest sagt mir das ihr Geruch. Ich habe sie selber noch nicht gesehen, aber ich wittere sie. Ihr Geruch ist ... anders, als würde etwas anderes ihn überdecken."

"Woher weißt du dann, dass es eine Sie ist?", fragte Percy verwirrt.

Grover schaute ihn, mit hochgezogenen Augenbrauen kann, als würde er sagen wollen: "Ich mache das nicht zum ersten Mal, Percy."

"Also", fuhr er fort, stockte jedoch.
"Ich möchte, dass Grover die Spur verfolgt. Doch führt das anscheinend zu ... Problemen", sagte Chiron und sah Grover leicht vorwurfsvoll an. Dieser zuckte bloß mit den Schultern.
"Da kommt ihr beide ins Spiel. Wenn Grover sich gegen die Monster nicht verteidigen kann, dann braucht er jemanden, der diesen Job übernimmt."

Annabeth sprang entsetzt auf. "Chiron! Was ist mit dem Olymp? Ich bin mitten in den Aufbauarbeiten. Das kann ich nicht einfach unterbrechen, nicht für ein ... schwaches Halbblut. Sie hat doch bisher schon überlebt."

Percy schaute erstaunt zu ihr. "Annabeth", sagte er mit einem vorwurfsvollen Unterton in der Stimme, blieb jedoch ruhig. "Jedes Halbblut verdient es im Camp zu sein. Vergiss nicht, die Monster." Er schaute Hilfe suchend zu Grover.

"Wir müssen der Spur nachgehen", warf Chiron als Machtwort dazwischen, Annabeth setzte sich. "Okay", sprach sie langsam, sichtlich bewusst, dass das hier nicht ihr Plan war. Wie immer stand die Frage im Raum "Wieso ausgerechnet sie?". Doch die Antwort war klar. Wer sonst? Die anderen Camper waren jung und unerfahren, geängstigt von ihrem ersten Krieg und traumatisiert von den Bildern, die sie Nacht für Nacht quälten. Nicht anders war es für Percy und Annabeth, doch als die Campältesten standen sie in der Verantwortung.
War das nicht auch genau das, was Percy sich irgendwie gewünscht hatte? Ein letztes Abenteuer, bevor er sein Leben in Neu Rom beginnen würde.

Potter & Jackson - Tote auf dem OlympWo Geschichten leben. Entdecke jetzt