Was genau sind wir?

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Joshs Sicht:

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Joshs Sicht:

,,Warum hast du beim Abendessen behauptet, dass wir zusammen wären?'', fragte Selina nach, als wir bei der nächtlichen Abendbrise auf der Terrasse des Hotels entlangliefen.

,,Weil mir sonst keine andere Lösung eingefallen ist, um zu erklären, was wir denn nun sind'', machte ich sie darauf aufmerksam.

Wie sollte man den sonst das Ganze erklären?

Zwei Freunde, die in einigen Moment alles andere als freundschaftlich miteinander umgingen.

Ein Junge, der mehr wollte, aber der sich nicht traute, es laut auszusprechen.

Ein Mädchen, das sich scheinbar gerne von ihm küssen ließ und ihm die beste Nacht seines Lebens geschenkt hatte, doch gleichzeitig zu verstehen gab, dass sie nicht mit ihm zusammen sein wollte.

Das Wort kompliziert konnte diese Situation nicht mal ansatzweise beschreiben.

,,Das war ein wirklich schöner Abend'', gab Selina strahlend von sich, wobei sie meine indirekte Frage völlig ignorierte.

Was sind wir denn nun?

Bitte sag doch etwas dazu, damit ich wenigstens einen Anhaltpunkt habe.

,,Ich bin immer noch voll von diesem verdammt leckeren Abendessen'', gestand Selina und ich spürte meinen Bauch, wie er bestätigte, wie gut das Essen gewesen war.

,,Und ich erst. Melinda hat mir noch mal eine Portion aufgedrückt, als sie gesehen hat, dass mein Teller leer war. Du bist noch im Wachstumschub. Du verträgst das hier noch'', ahmte ich sie nach und entlockte Selina ein richtiges Lachen aus ihrem süßen Mund.

Und es war so schön, es zu hören, nach all den vergangenen schwierigen Tagen, die sie durchgemacht hatte.

,,Wenn sie könnte, würde sie dich als ihren eigenen Sohn adoptieren. Wieso bist du so gut darin Frauen egal welchem Alters um den Finger zu wickeln?''

Wie war das?

Selina war der Meinung, dass ich Frauen egal welchem Alters um den Finger wickeln konnte?

,,Du findest also, ich kann Frauen jeglichen Alters um den Finger wickeln?'', zog ich sie auf und grinste breit. Mit ihren Worten hatte sie sich soeben zurecht ein Eigentor geschossen. ,,Guck nicht so, ich höre ja schon damit auf, dich weiter aufzuziehen'', beruhigte ich sie. ,,Ich bin wirklich froh, dass der Tag für dich ein gutes Ende für dich genommen hat und du dich mit deinem Vater versöhnt hast. Wahrscheinlich ist es jetzt so ziemlich der schlechteste Zeitpunkt, aber ich würde gerne mit dir über etwas reden.''

Fuck, hatte ich das gerade wirklich laut ausgesprochen?

Wollte ich unbedingt wissen, ob sie mehr für mich empfand, als nur körperliche Anziehung?

,,Über was?''

Sie hat es gehört. Jetzt musst du es auch durchziehen.

,,Über uns.'' Selina erstarrte und hielt in ihrer Bewegung inne. Ob es ein gutes oder schlechtes Zeichen war, wusste ich nicht. ,,Lass uns zu den Sitzecken gehen'', schlug ich vor und wir setzten uns auf den roten Langsessel, der direkt neben dem Pool stand. ,,Okay, wo fange ich am besten an? Als aller erstes solltest du wissen, dass ich nie vorhatte, mit dir zu spielen, falls du das denkst. Und ich bin mir ganz sicher, dass du das über mich denkst'', fing ich an, als wir beide bequem saßen. Meine Nervosität musste sie wahrscheinlich mehr als deutlich bemerken, weil meine Hände in meinen Hosentaschen steckten und meine Füße unruhig hin und her wippten. ,,Ich weiß nicht, warum ich das Verlangen habe, dich zu küssen und warum ich mit dir geschlafen habe. Ich meine klar, da muss eine gewisse Anziehung sein, die ich dir gegenüber verspüre. Aber einen genauen Grund, warum ich diese starke körperliche Verlagen nach dir habe, habe ich noch nicht gefunden. Ich weiß, dass das total bescheuert klingt. Aber ich weiß nicht, wie ich es dir sonst erklären könnte. Verstehst du?'' Lüg dich doch selbst nicht an. Du weißt doch ganz genau, warum du sie küssen möchtest und warum du mit ihr geschlafen hast. Verdammte Scheiße, du hast dich in dieses Mädchen Hals über Kopf verliebt und hast nicht einmal die Eier, es ihr zu sagen! Wie erbärmlich bist du eigentlich?! Alles war ich von Selina bekam, war ein Nicken und das macht mich unheimlich unruhig. Warum war sie denn plötzlich so still? ,,Du sagst ja gar nichts dazu'', stellte ich fest und sah sie prüfend an.

,,Was soll ich denn sagen? Was genau willst du von mir hören?''

Etwas, dass du wahrscheinlich niemals in deinem Leben so sagen wirst.

Ich zog entschieden meine Füße an meinen Körper, weil sich jede Art von Nähe zu ihr sich gerade unerträglich anfühlte.

,,Was du darüber denkst zum Beispiel. Mir egal. Hauptsache etwas.''

Bitte sag doch irgendetwas. Ich drehe hier am ansonsten noch völlig durch ...

,,Das ist doch völlig unwichtig oder? Es würde nichts ändern.''

Warum dachte Selina, dass es unwichtig wäre?

,,Es ist nicht unwichtig'', machte ich ihr klar und sah sie durchdringlich an, in der Hoffnung, ich könnte in ihrem Gesicht ihre Gedanken ablesen.

,,Ich meine, wir haben das hier angefangen, weil wir weiterhin nur Freunde bleiben wollten. Du kannst tun, was du willst. Wenn du dich mit anderen Mädchen treffen willst, nur zu.''

Ich wollte sie am liebsten schütteln und ihr überdeutlichlaut sagen, dass ich kein Interesse an irgendeinem anderen Mädchen hätte. Dass ich nur sie wollte.

Aber was sollte das bringen, wenn es für sie, wie es schien, nur Freundschaft war?

,,Was ist, wenn ich nicht das Bedürfnis nach anderen Mädchen außer dir habe?''

,,Wie gesagt, mach einfach, was du willst. Mir egal.''

Die Gleichgültigkeit ins Selinas Stimme tat mehr weh als ihre Worte. Ich spürte die offene Wunde, die an meinem Herz klaffte und ich gab dennoch mein Bestes, mich trotzdem zusammenzureißen.

,,Dir ist es nicht egal'', widersprach ich ihr. ,,Weil ich dir nicht egal bin'', fuhr ich fort und setzte dieses selbstbewusste Grinsen auf, damit Selina nicht mitbekam, wie verletzt ich gerade wegen ihr war.

,,Wie gesagt. Es interessiert mich nicht'', bleib Selina bei ihren Worten, doch so schnell würde ich nicht aufgegeben.

,,Dann beweise es mir'', forderte ich sie heraus.

,,Wie?''

Ich packte nach ihrem Handgelenk und zog sie zu mir, sodass sie seitlich von mir saß.

,,Küss mich und sag mir dann ins Gesicht, dass du nicht das geringste dabei empfindest'', verlangte ich von ihr.

Mein Atem streifte ihre empfindliche Haut und wir waren uns so nahe, dass sich unsere Nasenspitzen berührten. Mein Mund befand sich gefährlich nah von ihrem, aber ich küsste sie nicht, weil ich wollte, dass sie danach flehen würde.

,,Das werde ich nicht'', verneinte Selina und ich beschloss, dass ich sie noch weiter heraufordern musste.

Mein Daumen fuhr sachte über ihre Oberlippe und ich bekam sehr wohl mit, dass sie den Atem anhielt.

,,Dann sag mir stattdessen, dass ich aufhören soll und ich tu es", raunte ich ihr ins Ohr und bewegte mein Gesicht näher zu ihrem.

Von Selina kam kein Protest, also ließ ich meine Lippen sanft ihre streifen und arbeitete mich Zentimeter für Zentimeter vor.

Irgendwann hielt ich es jedoch nicht mehr aus und drückte bestimmend meinen Mund auf Selinas.

Sie ließ sich darauf ein und wir beide verloren uns in dem Moment.

Vielleicht konnte ich keine Beziehung mit ihr haben. Aber das war zumindest für diesen Augenblick in Ordnung, weil wir immer noch wir waren.

Band 2 der Living Reihe - Living for the lectures you gave me ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt