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Die nächsten zwei Tage vergingen wie im Flug. Wir schliefen lange, aßen viel und machten noch mehr Sightseeing. Ich schaffte es - nur mit Rafes Ermutigung - sogar meine letzten Kisten auszupacken. Wir schauten auch kurz bei der NYU vorbei, die Uni war echt mega!
Morgen beginnt das Semester und ich hatte gemischte Gefühle darüber. Einerseits war ich so aufgeregt und gespannt über meine Mitstudent:innen und das Studium generell. Andererseits wollte ich einfach nach Outer Banks. Aber es hilft nichts...

Wir standen gerade an meinem Hauseingang, wo Rafes Taxi zum Flughafen gleich kommen wird. Innig umarmte ich meinen Freund. „Ich will nicht, dass du gehst" flüsterte ich den Tränen nah. „Babe, wir sehen uns doch in ein paar Wochen wieder. Du wirst mit dem Studium so viel zu tun haben, dass die Zeit wie im Flug vergehen wird. Außerdem muss ich morgen nach Miami, da würden wir uns sowieso für ein paar Tage nicht sehen" „Was echt? Wieso hast du das nicht erzählt?" „Dad hat mir es vorhin erst getextet. Ist wegen so einem Deal, er hat was anderes zu tun und schickt mich." „Na schau, und du denkst immer er vertraut dir nicht"

Das Taxi kam. Jetzt begann ich wirklich zu weinen. Ich küsste ihn noch gefühlte 1000 Mal und ließ ihn nicht los. Aber es half ja nichts. Irgendwann musste ich alleine bleiben. Und wahrscheinlich hatte er Recht und die Zeit bis wir uns wieder sehen wird schnell vergehen. In vier Wochen hatte er einen Termin in New York und fädelte es geschickt ein, dass er gleich eine ganze Woche hierbleiben konnte. Aber es waren immerhin 4 Wochen! Und ganz ohne Familie, Freunde oder Rafe war ich noch nie in meinem Leben irgendwo.
Ich wusste, dass die Anfangszeit hier schwer werden wird aber ich tröstete mich, indem ich mir dachte dass ich schnell Leute finden werde, mit denen ich mich gut verstand. Damit hatte ich noch nie Probleme, also wieso sollte es jetzt so sein?

Nachdem ich noch etwa 5 Minuten, nach dem das Taxi wegfuhr auf dem Gehweg stand und das Weinen langsam nachließ begab ich mich in meine Wohnung. Diese war jetzt gefühlt komplett leer. Ich machte mir einen Kaffee und setzte mich auf das Sofa.
In der Snapchat-Gruppe meiner Freunde ging es ganz schön ab. Die Jungs waren fischen mit Popes Dad und scheinbar jetzt schon angetrunken. Sarah und Ki gingen surfen mit einigen anderen von der Insel. Ich vermisste sie.
Sofort nachdem Rafe und ich in meiner Wohnung angekommen waren schickte ich ihnen natürlich ein Video der „Roomtour". Sie waren völlig aus dem Häuschen und versprachen mir sobald es geht herzukommen.
Ich bemerkte, dass mir Social Media gerade nicht sehr half meine Gedanken abzulenken, weshalb ich mein Smartphone beiseite legte und mir ein Buch schnappte. Anschließend packte ich meine Tasche für morgen, ging noch eine Runde Joggen, ließ mir ein Bad ein und schaute am Abend noch eine Serie.
Erst kurz vor dem Einschlafen blickte ich nochmal auf mein Telefon. Rafe hatte mir 6 Nachrichten geschrieben.
„Bin zu Hause angekommen. Hoffe dir geht es gut. Ist alles ok? Mach dir keinen Kopf wegen mir und den anderen, konzentrier dich auf das Studium. Wir können facetimen oder schreiben. Ich geh jetzt schlafen, bin fertig vom Flug, Luv u babe❤️"
Ich antwortete ihm noch kurz und legte mich auch schlafen nachdem ich meine Wecker für morgen stellte.

Der Wecker klingelte und bereits beim ersten Ton war ich hell wach. Die Nervosität war klar zu spüren. Ich brachte kaum einen Bissen meines Frühstücks runter. Nachdem ich mich fertig gemacht habe griff ich zu meinen Sachen und machte mich auf zur Bahn. Heute regnete es, weshalb ich lieber U-Bahn fahre, als völlig durchnässt zu werden beim gehen. Als ich an der Station ausstieg steigerte sich meine Nervosität nochmal um vieles. Ich glaube in diesem Moment war ich kreidebleich. Ich ging in Richtung der Uni und merkte, dass mein Telefon in meiner Jackentasche vibrierte. Facetime Anruf. Ich nahm ab und sah, dass meine Freunde einen Gruppenanruf gestartet hatten und mir viel Erfolg bei meinem ersten Tag an der Uni wünschten. Wie süß waren sie bitte. Rafe, meine Eltern und Jaz hatten mir alle heute Morgen schon geschrieben.
Die Nervosität legte sich dadurch zwar nicht, jedoch ging ich mit einem besseren Gefühl in das „Silver Center for Arts and Science". Dort in der riesigen Eingangshalle suchte ich meinen Namen auf den vielen Zetteln an den Wänden und begab mich in den Raum, der mir zugewiesen wurde. Es war ein Vorlesungsraum, der nicht all zu groß war. Trotzdem war er schon gut gefüllt.

„Hi, ist da noch frei?" fragte ich eine junge Frau, die in der Mitte der Reihen saß und gerade mit einer anderen neben ihr sprach. „Ja klar, setz dich, ich bin Charlotte. Das ist meine Mitbewohnerin und beste Freundin Annie" lächelte mich die Blondine an. „Danke, ich bin Alya. Studiert ihr aus Musikmanagement?" fragte ich die beiden, die daraufhin nickten. Wir unterhielten uns noch etwas und ich erfuhr, dass sie aus Washington kommen und schon immer befreundet waren. Nach einer Weile kamen zwei junge Männer, die Charlotte und Annie scheinbar kannten. „Was geht Blondies. Habt ihr uns einen Platz freigehalten?" grinsten sie den beiden zu, die auf die zwei freien Plätze neben Annie zeigten. „Clark, Tom das ist Alya. Sie studiert das selbe wie wir" stellte Charlotte uns einander vor. Auch ich begrüßte die beiden, die mir dann schnell erklärten, dass sie die beiden Frauen neben mir kannten, weil sie die Wohnung neben ihnen bezogen hatten. Clark und Tom waren Zwillinge, was man ihnen allerdings nicht ansah. Sie hatten zwar beide hellbraune Haare, jedoch sahen sie abgesehen davon völlig verschieden aus.
Kurze Zeit später wurde ich ebenfalls gefragt, ob der Platz neben mir noch frei war. Eine junge Frau mit roten Locken setzte sich anschließend neben mich und stellte sich als Pauline vor. Sie wurde schnell in das Gespräch der Gruppe mit eingebunden.
Gerade, als wir darüber erzählten, was wir als Projekt einreichten kam eine ältere Dame mit grauem Haar in den Raum. Sie stellte sich nach unten an den Tisch und bat um Ruhe.
Und dann, naja wir kennen es doch alle. Eine viel zu lange Begrüßungsrede, bei der sie uns vorhielt welche Prinzipien die NYU vertritt und dass wir unser Studium mit Bravur bestehen sollen. Interessant fand ich aber, dass alle (ca. 80 Leute) in diesem Raum Musikmanagement studieren und wir die meisten Vorlesungen und Kurse alle zusammen haben werden.

Nach der Begrüßung bekamen wir eine Führung über den Campus und uns wurden vor Allem die Räume und Gebäude gezeigt, die wir in unserem Studium am meisten aufsuchen mussten.
Nachdem wir alle erklärt bekommen haben, wie wir uns online unseren Stundenplan zusammenstellen konnten, ging ich mit Charlotte, Annie, Clark, Tom und Pauline noch in ein Cafe. Dort verquatschten wir uns ziemlich und ich kam erst um 17 Uhr wieder heim.

If this is love - Part 2 von „seven things | Rafe Cameron"Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt