Another Coffee

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10 Tage waren vergangenen Annalena schon knapp 2 Wochen Außenministerin und trotzdem fühlte es sich so surreal an. Ministerin, das, was sie immer sein wollte, war sie jetzt, doch dieser Job brachte so einiges mit sich. Drei Tage am Stück hatte sie in ihrem Büro übernachtet, weil sich die Arbeit auf ihrem Schreibtisch stapelte.

Akte nach Akte war sie durchgegangen hatte sich versucht, in die laufenden Projekte einzuarbeiten, was gar nicht mal so einfach war. Heiko hatte sie seit der Amtseinführung nicht mehr erreichen können. Genervt pfefferte sie ihren Schuh durch das große Büro.

Zum Glück hatte sie einige ihrer Stammleute mitnehmen können und so bis sie all die anderen kannte ein Rumpfteam. Sie wusste nicht mehr, wo ihr der Kopf stand und dann würde sie heute offiziell die G7 Präsidentschaft übernehmen. Sie trafen sich in einer Videokonferenz, Jahresabschluss und Übergabe hatte Lizz Truss gesagt. Nervös klopfte Annalena mit ihrem Stift auf die Tischplatte.

Das graue Berlin hatte sie vollkommen eingenommen, eigentlich war der Dezember und Weihnachten ihre liebste Zeit im Jahr doch aktuell konnte sie sich nicht darauf konzentrieren. Ihre Töchter hatten ihr weihnachtliche Bilder gemalt, die sie gut sichtbar aufgestellt hatte.

Die Mädchen immer wieder kam der Gedanke in ihr hoch, wie es ihnen mit dieser großen Lebensveränderung ging. Lucia, mit ihren 14 Jahren mitten in der Pubertät und der kleineren Mira mit ihren 9 Jahren. Annalena würde noch weniger zu Hause sein.

Daniel sagte immer "das ist wie in anderen Familien mit dem Vater, du bist eine gute Mutter mein Schatz. Wir bekommen das alles hin, denk nicht so viel nach!" Doch sie dachte nach und das jede freie Sekunde. Immer wieder kamen ihr die abfälligen Kommentare von Kollegen und den Medien in den Kopf. Mehr als nur einmal hatte sie sich Rabenmutter nennen lassen müssen.

Sie griff zu ihrem Handy, sie würde sich jetzt einfach die Zeit nehmen, das Meeting begann erst in dreißig Minuten da musste das jetzt drin sein. Die Kinder hatten bereits Schulferien und auch für Annalena würde es bald ruhiger werden. Während es klingelte, startete sie auf ihrem Computer bereits das Programm für die Videokonferenz.

"Mama", tönte es durch den Lautsprecher.

Annalena atmete ein mal tief ein und aus, ja das war ihr Zuhause.

Die Mädchen erzählten, dass sie mit ihrem Vater heute bereits einen Weihnachtsbaum ausgesucht hatten und sie bestimmt ganz große Augen machen würde, wenn sie nach Hause kam. Daniel hatte es mit ihr abgesprochen, dass er allein mit den Kindern schmückte. Ihr Herz blutete dabei, das nicht sehen zu können, aber sie wusste, wie toll die Mädchen das machten.

Stolz erzählte die kleinere, dass sie die Krippe in diesem Jahr ganz allein zusammengebaut hatte. Annalena fragte sich seit Jahren, warum sie dieses Ding noch hatten. Mira war schon als ganz kleine Maus davon begeistert gewesen hatte damit gespielt wie mit einem Puppenhaus.

"Das hast du ganz toll gemacht mein Schatz, ich freue mich so sehr heute Abend nach Hause zu kommen, das glaubt ihr gar nicht. Versprecht ihr mir eine Sache?", fragte die Mutter.

"Natürlich Mama!"

"Baut ihr einen Burg aus allen Kissen und Decken, die wir haben und dann erzähle ich euch Geschichten, wenn ihr möchtet?"

"Oh ja kannst du Geschichten von der Arbeit erzählen? Du machst immer so spannende Sachen du musst uns das alles erzählen!", forderte Lucia.

Niemals hätte Annalena gedacht, dass sich eine 14-Jährige schon so für Politik interessieren konnte vor allem, wenn die Mutter selbst Politikerin war. Das Mädchen war gewissermaßen im Bundestag aufgewachsen so wie ihre Schwester. Annalena sah sie vor ihrem inneren Auge noch über einen der Flure im Paul-Löbe-Haus rennen.

Best Friends or foreverWo Geschichten leben. Entdecke jetzt