Interviews and other experiences

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Nervös stand Annalena an die Tür gelehnt in der Garderobe, Mélanie hatte sich ja nicht von der Stylistin helfen lassen wollen. Nicht dass sie es gebraucht hätte, aber unwohl war Annalena bei der Sache. In 5 Minuten sollte es losgehen und ihre Kollegin sah noch nicht mal im Ansatz fertig aus. Auch wenn man sie dafür lynchen würde, nahm sie den Daumen zwischen ihre Lippen und kaute an dessen Nagel.

„Was schaust du mich so an", Mélanies weiche Stimme schallte durch den Raum. Sie starrte Annalena durch den Spiegel an.
„Ich ... ich mache mir Sorgen das du nicht fertig und ich ..."
„Anna atmen! Wir haben doch noch Zeit und so viel wollte ich gar nicht machen!"

Sie tupfte sich mit einem Pinsel etwas Puder ins Gesicht. Wie Annalena sie anschaute, das war doch nicht normal und auch dieses Gefühl in ihrem Bauch. Es war ihr nicht unangenehm, im Gegenteil sie genoss diese Blicke, dieses Verheißungsvolle darin. Aber sie merkte ihr auch die Nervosität an, die Bild war eine der kritischsten Zeitungen, was liberale und linke Politik anging. Sie hatten eine Schmierenkampangne nach der anderen gegen Annalena gefahren, das wusste Mélanie.

Sie schob ihren Stuhl zurück und erhob sich. Mit einem leichten Lächeln kam sie auf Annalena zu, die sich merklich anspannte, als die Kanadierin direkt vor ihr zum Stehen kam. Mit einer Hand stütze sie sich an der Tür ab und die andere schlang sie um Annalenas Körper, zog sie an sich. Mélanie hatte einfach das Gefühl, dass ihr das gegen die Aufregung half.

„Ich bin bei dir! Du kämpfst nicht allein", flüsterte sie noch bevor sie Annalena freigab und die Tür aufstieß und hinaus auf den Flur ging.

Annalenas Atmung ging nur noch stoßweise, was machte Mélanie da. Sie roch so gut und sie war ihr so nah, dass sie den Atmen der anderen Frau auf ihrer Haut spürte. Verdammt, das konnte sie ihr doch nicht antun, ihr Herz schlug so schnell, dass sie kaum mehr in der Lage war, vernünftige Gedanken zu fassen.

Sie stolperte hinter Mélanie her, die ihr schon einige Schritte zuvor gekommen war. Eine Assistentin hatte die Glastür geöffnet und die beiden Ministerinnen traten ein. Der Moderator stellte sich knapp vor, lies durchblicken, dass er so gar nichts von Annalena hielt. Mit Wut im Bauch stellte sich die Deutsche auf ihren Platz, immer wieder schaute sie zu Mélanie hinüber. Sie hoffte, dass ihr die fiesen Fragen der Bild nichts ausmachten. Es war schon etwas anderes im Gegensatz zu den Interviews, die sie in Kanada von ihr gesehen hatte.

Nicht das Annalena sie gestalkt hatte, aber immer wieder erwischte sie sich dabei, dass sie sich Interviews ihrer Kollegin ansah, um runterzukommen. Es war ihre weiche Stimme, die sie sofort in eine andere Welt zogen. Die Musik begann zu spielen und Annalena kam in der Realität an.

Wie erwartet waren die Fragen schwer, die aktuelle Situation machte es ihnen nicht einfacher. Die Turbine der Gasleitung Nord Stream 1 war gerade in Kanada zur Reparatur und für die Strom Versorgung essenziell. So traurig es Annalena fand, aber sie waren abhängig von russischem Gas. Dafür hatte die Groko und vor allem die CDU in den vergangenen Jahren gesorgt. Das Kanada die Turbine trotz der Sanktionen an Deutschland zurückgibt, war nicht nur ein Wunder, sondern Werk der diplomatischen Arbeit der Länder.

Auch die gute Beziehung zu Mélanie hatte beigetragen, dass Annalena bei der kanadischen Regierung mit ihrem Wunsch durchkam. In einigen Tagen würde es so weit sein und die Leitung könnte wieder voll funktionsfähig sein. Das erklärte sie auch dem Moderator, rechtfertigte die Schritte, die ihr selbst im Herzen schmerzten.

Während ihren Ausführungen spürte sie Mélanies Blick auf sich, es war wie ein Push für ihr Selbstvertrauen. Doch gerade als sie zu ihr schaute und sich in ihren Augen verlor, begann sie sich zu versprechen. Etwas, das sicher wieder ausgenutzt werden würde. Sie stammelte den Satz noch zu Ende und war froh, dass die nächste Frage ihrer Kollegin galt.

Das wiederum ließ ihr aber auch die Möglichkeit, ihren Blick wandern zu lassen. Die farbenfrohe Kombination ihrer Klamotten, dieses offene Lächeln und die wild durcheinander fliegenden Haare. Sie war einfach perfekt, wie sie dort stand. Annalena hörte keines ihrer Worte, nur als sie ihr plötzlich zu grinste, setzte ihr Herz wieder für einen Moment aus.

„Das lief doch gut", flüsterte Mélanie, die ganz nah neben Annalena lief.
„Ja das war uhm"
„Es war gut, hör auf, dich schon wieder zu kritisieren."
„Ok Syrup"
„Das will ich hören, was machen wir eigentlich jetzt?", fragte Mélanie voller Energie.
„Ich müsste noch mal ins Büro, möchtest du mit?", Annalena war nervös, sie kaute bereits wieder auf ihrer Unterlippe. Wie langweilig, könnte sie nicht etwas Schöneres machen, wenn Mélanie hier war.
„Unbedingt, ich will sehen, wo du arbeitest!"

Die Begeisterung, die sich in Mélanies Augen abzeichnete, ließ eine Gänsehaut über Annalenas Arme rauschen. Sie sagte das nicht nur aus Nettigkeit, nein, sie schien sich wirklich zu freuen ihr Büro und das Auswärtige Amt zusehen. Auch wenn sie das via Videocall schon des Öfteren bewundert hatte.

Die Strecke war zwar nicht weit, trotzdem nahmen sie das Auto vom Fernsehstudio, fuhren dabei quer durch Berlin, was Mélanies Augen noch mehr strahlen ließ. Sie war schon öfter in der deutschen Hauptstadt gewesen, doch jedes Mal begeisterten sie die Straßenzüge und Menschen aufs neue. Annalena schien ganz in Gedanken vertieft zu sein, jedenfalls hatte sie jetzt zweimal nicht geantwortet. Als sie auf den Potsdamer Platz einbogen, griff sie rüber auf die andere Seite, zerquetschte halb Annalenas Oberschenkel.

„Anna", quietschte sie.
„Hmm", schreckte die Deutsche hoch.
„Da ist ja die kanadische Botschaft", jubelte sie beinahe.
„Ja ihr habt auch keine Mühen gescheut allen zu zeigen, dass dort Kanada ist!"
„Können wir da später hingehen? Bitteeeee"

Annalena tippte ihrem Fahrer auf die Schulter, welcher sofort den Blinker setzt und auf die runde Straße vor der kanadischen Botschaft einbog. Dass ein Dienstwagen der Bundesregierung hier erschien, sorgte sofort für ein Gewusel an Menschen. Ihre BKA Beamten hatten den Gehweg abgesperrt, sodass Mélanie und Annalena problemlos aussteigen konnte.

„So was will ich auch", murmelte Mélanie ihr zu, als sie das Gebäude betraten.

Sie traten durch die große Glastür, wirklich alles schrie nach Kanada. Zwei große Flaggen säumten die Empfangshalle und selbst auf den Türknöpfen war ein kleines Ahornblatt abgebildet. Annalena schmunzelt, als sie ihre Kollegin beobachtete. Ihre Handtaschen hatten sie glücklicherweise im Wagen gelassen, sodass sie nur durch den magnetischen Scanner laufen mussten. Bei Annalena klappte alles problemlos, doch schon beim ersten Schritt von Mélanie piepte das Gerät und begann Rot zu leuchten.

„Was hast du den dabei das es so piept?", fragte Annalena belustigt, beobachtete, wie die Kanadierin leicht rot anlief. Sie begann, ihre Jackentaschen auszuräumen. Neben einer kleinen Metalldose mit Creme kam auch eine Sammlung an kanadischem und deutschem Kleingeld hervor. Sie versuchte erneut durch das Tor zu gehen, doch wieder piepte es. Der Sicherheitsbeamte schaute sie bitterböse an.

Er begann, mit einem kleineren Metalldetektor über ihren Körper zufahren, an ihrer Körpermitte piepte das Gerät dann auf. Und wie als würde ihr gerade ein Licht aufgehen, schaute sie leicht panisch zu Annalena.

„Hast du etwa nh Bombe dabei oder warum schaust du so?", fragte Annalena
„Ne, aber ich, oh Gott, wie peinlich."

Mélanie streifte ihre lachsfarbene Jacke ab, Annalena traute sich gar nicht hinzusehen, aber sie war wie hypnotisiert. Alles in ihr kribbelte, was hatte Mélanie den jetzt vor. Annalena krampfte ihre Hände zu Fäusten, rammte ihre Fingernägel in die Haut, um sich etwas von dem Gefühl abzulenken, über Mélanie herfallen zu wollen, denn diese schob ihr schwarzes Shirt nach oben und legte einen schmalen Streifen Haut frei.

Sie sah so wunderschön aus, wie gern würde Annalena jetzt mit ihren Fingern über ihre Haut fahren oder Küsse auf ihrem Bauch verteilen. Ihr Blick wanderte ein Stück weiter nach oben bis zu Mélanies Bauchnabel und da sah sie, warum die Lichtschranke bei ihr piepte.

Ein kleiner Metallanhänger, das hatte sie ihrer Kollegin jetzt wirklich nicht zugetraut, ein Bauchnabelpiercing. Annalena konnte nicht anders als herzhaft zu lachen. Mélanie streifte währenddessen ihr Shirt nach unten, griff nach ihrer Jacke und wurde nun endlich auch in die Botschaft gelassen.

Annalena schlang die Arme um Mélanie: „Gut, dass ich das jetzt weiß, so wärst du auch in mein Ministerium nicht reingekommen!"

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⏰ Letzte Aktualisierung: Jan 14 ⏰

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