Kuss vor der schule?

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Am Montagmorgen bekomme ich einen Videoanruf von Dad, als ich mich gerade für die Schule fertig mache. Ich lehne das Handy gegen des Spiegel und Tusche meine Wimpern weiter. »Hey Schlafmütze, wie lief ... wow. Schminkst du dich etwa?«

Der Schock in seiner Stimme lässt mich schmunzeln. »Nur ein bisschen Concealer, Rouge, Mascara und Lipgloss. Aurora hat gesagt, dass ich eigentlich kein Make-up brauche, weil ich so schöne Haut habe, aber dass man sich mit ein paar Basics noch hübscher fühlen kann.«

»Ist das so?« Er versucht, nicht zu lachen. Seine Belustigung macht mich glücklich. Aurora wird ihm gefallen. »Und wie läuft es so? Fühlst du dich schon hübsch?«

»So hübsch«, Scherze isch und spiele mit meinen neuen etwas aufgehellten Haaren.

Wir lachen einen Moment zusammen, dann nehme ich das Handy in die Hand und bringe ihn näher. »Aber mal im Ernst, Dad, ich hatte gestern einen großartigen Tag. Aurora ist so nett, und sie hat mir wirklich geholfen. Ich denke, wir werden richtig gute Freundinnen.«

»Das ist toll, Y/n. Ich bin froh, dass du jemanden hast, der die bei diesem Zeug helfen kann. Tut mir leid, dass ich in dieser Hinsicht so hoffnungslos bin.«
»Absolut hoffnungslos«, necke ich ihn.

Ich lehne das Handy wieder gegen den Spiegel und greife nach dem rosafarbenen lipgloss, der nach Erdbeeren riecht. Pablo hat ihn gestern für mich ausgesucht, nachdem er plötzlich an zwanzig verschiedene Sorten geschnuppert hat. Es war lustig. Er hat überraschend entschiedene Meinung über lipglosdüfte.

»Wenn ich zurück bin, wirst du mir dann wohl deine gesamte neue garerdobe präsentieren wo- ... Moment mal, sind deine Haare heller?«

Ich lege den lipglos beiseite und streiche durch meine Haare, die ich zur Abwechslung mal offen trage. »Ist das okay?«

»Solange es dir gefällt.«
Ich lächle in die Kamera, damit er es sehen kann, dass ich die Wahrheit sage. »Ich liebe es.«

»Ich auch. Sieht klasse aus.« Dad muss schlucken, räuspert sich und lächelt unsicher. »Du siehst deiner Mutter wirklich sehr ähnlich. Sie war fast do hübsch wie du.«

Und plötzlich kämpfe auch ich gegen die Tränen an. Mom ist in unserem Haus kein Tabuthema. Es ist lange genug her, dass wir beide über ihren Verlust hinweggekommen sind. Aber trotzdem erwähnen wir sie auch nicht besonders oft. »Danke, Dad.«

Ich verlasse das Badezimmer und schalte das Licht hinter mir aus. Ich will gerade aus dem Schlafzimmer gehen als mein Blick auf das Kleid fällt, das an der Tür zum Schrank hängt. Ich habe mich do darüber gefreut, zum Abschlussball eingeladen worden zu sein, dass ich mein Kleid an die Tür statt in den Schrank gehängt habe, damit ich es beim einschlafen sehen kann. »Ich wusste nicht, wie sehr ich eigentlich gehen wollte. »Oh, hey, sieh dir das an.« Ich drehe das Handy in Richtung Kleid. »Schau mal, was ich mir gekauft habe.«

Dad's stimme klingt ernst, als er sagt: »Was ist das?« Ich drehe das Handy wieder zu mir um und wackle mit den Augenbrauen. »Ein Kleid für den Abschlussball. Pablo hat mich gefragt, ob ich mit ihm hingehen will!«

Dad reißt entsetzt die Augen auf, und ich bilde mir ein, dass er ein wenig bleicher wird. »Himmel erbarme dich, sie geht mit Jungs raus.«

»Ich verdrehe die Augen. »Es ist doch nur Pablo, Dad. Erinnere dich, du mochtest ihn.«

Mein Vater kneift die Augen zusammen. »Kein achtzehnjähriger Junge ist nur irgendwas. Pass bloß auf, und wenn er dir irgendwas versucht, wende einen dieser Griffe an, die du in diesem Selbstverteidigungskurs gelernt hast.«

Ich muss lachen. »Dad. Ich bin Siebzehn. Zumindest einem Kuss wäre ich nicht abgeneigt. Es wird langsam Zeit, oder?«

Dieses Mal erbleicht Dad wirklich. »Nein«, entgegnet er. »Ich finde nicht, dass es langsam Zeit wird. Kannst du es nicht noch ein bisschen länger hinauszögern? Sagen wir, bis du dreißig bist? Ich bin noch nicht so weit.«

Mein Kapitän? Niemals. - Pablo GaviWo Geschichten leben. Entdecke jetzt