Kapitel 12

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Wusste überhaupt jemand, wer diese Frau war? Wo kam sie plötzlich her? Sie war keine Angestellte, vermutete Hanna, aber eine Jugendliche war sie auf jeden Fall nicht.
Hanna überlegte, ob sie nicht besser zu einem Angestellten gehen sollte, um das was sie wusste zu erzählen.

Der Erste den sie sah war Mr. Retaw. Der schlanke Mann stand in einer Ecke und machte einen betroffes Gesicht. Über seinen Augen schien ein Schatten zu liegen. Er war auch derjenige, der bei Anjas Verschwinden so traurig gewesen war. Und er hatte ihnen die Schlüssel gegeben, ohne ihre Namen zu wissen. Hinter das war Hanna immer noch nicht gekommen. Das war aber schon irgendwie verdächtig, aber eigentlich waren alle auf diesem Schiff verdächtig.

,,Entschuldigung?"
,,Was ist denn?", seine Stimme klang rau und brüchig.
,,Ich bin dieser Frau schonmal begegnet."
,,Aha, und was ist mit deinem Gesicht passiert?" Er schien sich nicht im geringsten dafür zu interessieren.
,,Das war diese Frau, die gestorben ist. Sie hat mich angegriffen!"
Mr. Retaw wurde hellhörig.
,,Angegriffen? Wieso?"
,,Das weiß ich ja auch nicht! Weiß man denn, wer sie ist?"

Er zögerte kurz. Dann winkte er ab.
,,Nein."
Das überzeugte Hanna irgendwie nicht. Aber sie traute sich nicht, nochmal nach zu fragen. Sie wollte sich gerade abwenden, da hielt er sie mit der Hand auf der Schulter ab.
,,Warte, du hast gesagt, die Frau hat dich angegriffen. Hat sich noch etwas gemacht? Vielleicht etwas gesagt?"
,,Ja, sie hat..." Etwas in ihr hielt sie davon ab, weiter zu reden. Sie konnte in diesem Moment nicht sagen was und wieso.
,,Nein, sie hat nichts getan."
,,...Ok, trotzdem danke für die Infos..."

War das gerade komisch. Er strahlte eine schlechte Aura aus. Kurz musste sie schmunzeln. Sie redete schon wie Kazuko.
Sie riss sich zusammen, es gab keinen Grund zu lachen. Das alles war todernst. Mr. Retaw hatte sehr seltsam reagiert. Warum hatte er so spezifische Fragen über die Frau gestellt? War er wirklich traurig über ihren Tod wie er vorgab?

In der Menge entdeckte sie Kazuko. Sie versuchte so schnell wie möglich zu ihr zu gelangen, was aber garnicht so leicht in dem Gewusel war.
,,Komm, wir gehen wieder aufs Zimmer.", schlug Hanna vor.
Kazuko stimmte zu. Auf dem Weg fiel ihr auf, dass Kazuko seltsam lief. Sie zog ihren rechten Fuß so komisch hinter sich her. Sie humpelte! Sie bückte sich und zog blitzschnell ihr Hosenbein hoch. Tatsächlich, dort befand sich eine kläffende Wunde. Kazuko wollte gerade protestieren, doch Hanna kam ihr zuvor und legte ihren Finger auf ihre Lippen.
,,DU sagt jetzt erstmal garnichts. Außer wie DAS passiert ist!"
Sie schwieg betroffen. Dann setzte sie zum Reden an :,, Das war die ermordete Frau. Sie hat mich vor dir mit einem Messer bedroht. Ich wollte gegen sie kämpfen, aber wir du siehst, hat das nicht so viel gebracht."
Hanna wusste nicht, wie sie regieren sollte. Hatte die Frau womöglich noch Weitere angegriffen und verletzt? Das wäre ja schrecklich. Augenblicklich kam Hanna aber eine Theorie in den Kopf. War die Frau die Mörderin? Vielleicht hat sie jemand aus Notwehr umgebracht! Das klang doch logisch.
Kazukos Stimme beförderte sie wieder in die Wirklichkeit.

,,Tut mir echt leid, dass ich dir nichts gesagt habe, aber es war mir unangenehm, dass ich verloren habe."
,,Hä?"
,,Ja, ich weiß klingt bescheuert."
,,Ja, das tut es, aber mir ist da so eine Idee gekommen."
Hanna erklärte Kazuko ihre Theorie, doch sie schien nicht wirklich davon überzeugt zu sein.
,,Wenn deine Theorie stimmt, wieso sollte sie dann Leuten Schlafmittel verabreichen? Sie hat mich und dich doch angegriffen."
,,Guter Punkt..."

Hanna musste einsehen, dass Kazuko Recht hatte. Das würde einfach keinen Sinn machen. Aber wer war dann der Mörder? Und was hatte er vor? Und wer war diese Frau? Wusste sie vielleicht zu viel?

Revenge of the oceanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt