Hanna hörte, wie der Regen auf das Dach prasselte. Er war regelmäßig und beruhigend. Doch Hanna konnte sich nicht beruhigen. Sie dachte angestrengt nach. Wer war der Mörder? Wer war diese Frau? Und warum hatte man es auf sie selbst abgesehen? Schon zwei Mordversuchen war sie knapp entkommen. Was wollte der Mörder von ihr? Nachdenklich ging sie die Zeit auf dem Schiff nochmal in Gedanken durch. Aber ihr fiel niemand ein, dem sie etwas getan hatte. Es musste also einen anderen Grund für die Angriffe geben. Eigentlich war ihr das schon lange klar. Warum sonst wurden so viele angegriffen oder sogar getötet?
Aber eine Sache war da noch. Die Frau mit dem Hut hatte Hanna etwas gesagt. ,,Assa". War das eine andere Sprache?
Zurück auf dem Zimmer holte sie ihr Handy hervor und googlete das Wort. Kein Treffer. Wäre auch zu schön gewesen. Wenn es aber keine andere Sprache war, was war es dann? Es musste doch irgendetwas bedeuten. Auf einmal beugte sie Kazuko über sie.,,Was ist los? Du siehst so besorgt aus."
,,Ich musst einfach an die Worte der Frau denken. Ich weiß nicht, was sie bedeuten könnten."
,, Was hat sie denn gesagt?"
,,Assa"
,,Einfach nur das? Bist du dir sicher?"
,,Naja, sicher kann man sich nie sein, oder?"
Hanna kratze sich verlegen am Kopf. Vielleicht hatte sie es ja wirklich falsche verstanden. Welches Wort klang denn so ähnlich wie assa?
,,Wasser!", rief Kazuko plötzlich.,, Sie wollte Wasser sagen. Ich bin mir ganz sicher. Zwar weiß ich nicht, was sie uns damit sagen wollte, aber es ergibt doch Sinn. Ich meine, wir sind hier ja auf einem Schiff, umgeben von Wasser."
,,Mmmh, du könntest Recht haben. Vielleicht wollte sie damit sagen, das die verschwundenen Leute ins Wasser geschmissen wurden. Nein. Das macht keinen Sinn, sonst hätte man doch keine Leichen gefunden."
,,Aber wir haben jetzt einen Hinweis. Das ist doch ein Anfang."
Kazuko lächelte zufrieden. Man sah ihr an, dass sie an Lina dachte. Auch Hanna freute sich. Es war zwar nur ein kleiner Schritt, aber es war etwas.
Es klopfte an der Tür. Eine Frau in Polizistenkleigung steckte den Kopf zur Tür rein.
,,Entschuldigung, ist hier eine Hanna?"
Hanna schaute sie verwirrt an, aber nickte ihr langsam zu. Was wollte die Polizei von ihr?
,,Sie haben die verstorbene Frau schon einmal gesehen? Wir haben davon gehört." Die Polizistin Schaute sie ernst an. Hanna brachte immer noch keinen Ton hervor, deswegen nickte sie wieder nur. Die Polizistin musste das sicher von Mr. Retaw wissen.
,,Ich möchte sie gerne dazu befragen. Ich bin übrigens Inspektorin Schmid. Folgen sie mir bitte."
Hanna schaute zu Kazuko mit einem verwirrten Blick, folgte aber dann Inspektorin Schmid. Sie wurde von ihr in einen leeren Raum geführt. Er befand sich ganz am Ende des Flurs rechts. Auf der Tür sah Hanna beim Reingehen, dass ,,nur für Personal" darauf stand. Sie erinnerte sich auch daran, dass Frau Bauer auch Mal aus diesem Raum gekommen war. Aber anscheinend wurde dieser Raum nicht viel genutzt. Das einzige was sich in diesem Raum befand, war ein kleines Sofa. Dort setzte sich die Inspektorin hin. Hanna zögerte kurz, setzte sich dann aber auch hin.,,Also Hanna,.." Der Blick von ihr war starrend und angsteinflößend.
,,Du bist dieser Frau also schon einmal begegnet? Wann und wo war das?"
,,Ähm, das war heute nach dem Frühstück. Ich wollte kurz an Deck um...um frische Luft zu schnappen."
Hanna wusste beim besten Willen nicht, was sie mit ihren Händen machen sollte. Deswegen spielte sie an ihren Haaren herum. Der Inspektorin fiel das auf und schaute sie fragend an. Hanna versuchte ihrem Blick stand zu halten, aber schließlich wandte sie sich ab.,,Also, du wolltest an Deck gehen und dann hast du dort stehen sehen?"
,,Nein, sie hat mich angegriffen. Mit einem echten Messer! Ich kann ihnen meine Wunden zeigen.",,Angegriffen? Davon wusste ich ja garnichts. Das ist sehr seltsam...Und du musst mir nicht deine Verletzungen zeigen.", fügte sie noch hinzu, als Hanna ihren Ärmel hochkrämpeln wollte.
Peinlich berührt streifte sie ihn wieder zurück.
,, Sie hat dich einfach so angegriffen? Aus dem Nichts?"
,,Ja, erst lief sie an mir vorbei und dann kam sie aufeinmal auf mich zu und holte ein Messer hervor. Ich wollte ausweichen, was mir aber nur teilweise gelungen ist." Hanna deutete mit dem Finger auf ihre Schramme im Gesicht.
Sie nickte ihr zu. ,,Hast du irgendeine Ahnung wer diese Frau war, sie war nämlich nicht auf der Passagierliste."
,,Nein, keine Ahnung."Hanna erzählte ihr alles was sie wusste. Von der Todesbotschaft, die ihr zugeflüstert wurde. Inspektorin Schmid hörte ihr aufmerksam zu. Dann wurde sie endlich erlöst und durfte gehen. Beim verlassen des Raumes rannte sie in jemanden hinein. Sie entschuldigte sich hastig und wollte weitergehen, als sie von der Person am Arm gepackt wurde.Empört blickte sie auf und sah, dass es Max war.
,,Oh, du bist es."
,,Hey, das klang ja nicht gerade begeistert. Aber wie geht es dir? Tun deine Wunden noch weh?"
,,Nein, fast nicht mehr."
,, Weißt du, ich war eben bei Kazuko und sie hat mir von ihrer Theorie mit dem Wasser erzählt. Wollen wir kurz an Deck um aufs Wasser zu gucken?"Hanna zögerte kurz. Seit wann erzählte Kazuko irgendetwas? Und vor allem Max? Das war schon sehr merkwürdig. Trotzdem stimmte sie ihm zu und ging mit.
Draußen regnete es immernoch. Aber das machte ihr nichts aus. Es war sogar angenehm. Max deutete an die Reling und Hanna folgte seinem Finger. Sie konnte sehr weit sehen. Der Ozean war riesig, doch er sah sehr rau aus. Hohe Wellen schlugen gegen das riesige Schiff. Ein salziger Geschmack breitete sich in ihrem Mund aus. Das war der Geschmack des Meeres.
Sie atmete einmal tief durch und konzentrierte sich wieder auf ihre eigentliche Aufgabe. Sie wollte das Meer absuchen. Was auch immer das brachte, aber Max wusste sicher was er tat. Eine Weile betrachte den ganzen Ozean, aber konnte nichts Auffälliges entdecken.
Sie wollte sich gerade abwenden, das spürte sie, wie jemand die Hände auf ihren Rücken legte und sie schubste. Völlig perplex verlor sie das Gleichgewicht und merkte, dass sie über das Geländer fiel. Ihr Herz schlug so schnell. Sie kniff die Augen zusammen. Was passierte hier? Alles ging so schnell, aber gleichzeitig verlief alles wie in Zeitlupe. Sie spürte nur noch, wie sie umgeben wurde von Dubkelheit, Kälte und Nässe.
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Revenge of the ocean
Mystery / Thriller,,Ich werde mich an ihr rächen! Nach allem was sie mir angetan hat." Eigentlich wollte Hanna einen ganz normalen Urlaub machen, aber was als harmlose Schiffsreise beginnt, endet in einer Katastrophe. Irgendetwas scheint auf dem Schiff nicht zu stimm...