Besessen

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TW: Gewalt, Obsession

Ashton

Es war spät in der Nacht, als Brook wieder in das Zimmer kam. Er hatte etwas zu essen dabei. „Ich hoffe, ich habe dich nicht geweckt?", flötete er und kam zum Bett herüber. Elliot sah ihn bloß an. Man sah ihm an, dass er hoffte, er befinde sich in einem Traum. „Hast du Hunger, mein Schatz?", fragte Brook und setzte sich neben ihn, „Schau einmal, was ich dir mitgenommen habe." Er hatte eine Schüssel voller Reis und Gemüse dabei und zog Elliot in eine sitzende Position. Dann nahm er etwas auf den Löffel und hielt es ihm hin. „Mund auf", befahl er. „Behandle ihn nicht so!", fauchte ich, „Elliot ist ein erwachsener Mann. Warum tust du ihm das an, hm?" Brook funkelte mich böse an. „Du hast hier gar nichts zu sagen, Schwuchtel", knurrte er, „Halt gefälligst die Klappe und sei froh, dass du auch etwas zu essen bekommst! Ich weiß, was für meinen Schatz am besten ist." „Du bist so ein Wichser!", rief ich. Brook stellte die Schüssel auf dem Nachtschrank ab und baute sich wütend vor mir auf. „Halt. Die. Klappe!", brüllte er und schlug mich ins Gesicht. Elliot schrie erschrocken auf. Brooks Blick wurde wieder weicher. Er setzte sich wieder aufs Bett und strich dem Kleinen über die Wange. „Keine Angst, mein Schatz, ich sorge schon dafür, dass der da dir nichts mehr tun kann." „Du...", wollte ich Brook wieder angiften, aber Elliot unterbrach mich. Ihm standen bereits Tränen in den Augen. „Lass es bitte, Ash", flüsterte er, „Mach es nicht noch schlimmer." Ich presste meine Lippen fest aufeinander. Ich wusste, dass es ihm wehtat, zu sehen, wie Brook mich schlug. Und das war der einzige Grund, warum ich wirklich schwieg. Weil Ell mich darum bat. Mir wurde schlecht, als ich sah, wie Brook ihn fütterte und ihn behandelte, als würde er ihm gehören. Ich könnte heulen.

Bevor Brook ging zwang er Elliot wieder, ihn widerstandslos zu küssen. Es versetzte mir einen Stich ins Herz. Aus zwei Gründen: Ich sah, wie schlecht es Ell damit ging und gleichzeitig war ich ein wenig eifersüchtig. Ich wollte Elliot küssen. Mit einem gesäuselten „Gute Nacht, mein Schatz" stand Brook auf. Er stellte sich wieder vor mich. „Du bist Rechtshänder, nicht wahr?", fragte er und fletschte die Zähne. Trotzig hielt ich den Mund und erwiderte seinen Blick genauso scharf. Brook knurrte, beugte sich zu mir und machte meine linke Hand mit einem Messer los. Allerdings nicht, ohne dabei meinen Arm zu streifen und eine Schnittwunde zurückzulassen. Ich schrie auf und hielt sie zu meinem Mund. Vorsichtig leckte ich über die Wunde, um die Blutung zu stillen. Grinsend warf er mir ein Stück Brot zu und stellte eine Flasche Wasser neben mich. An den Haaren zog er meinen Kopf in den Nacken. „Bedanke dich, wenn du es behalten willst!", raunte er. Einen Moment überlegte ich, zu schweigen, aber mein Magen knurrte. „Ash", wimmerte Elliot und ich wusste, was er meinte. „Danke", presste ich zwischen zusammengebissenen Zähnen heraus. „Brav", spottete Brook, tätschelte provozierend meine Wange und ging. „Du verficktes Arschloch!", rief ich ihm hinterher, aber alles, was ich als Antwort bekam, war das Umdrehen des Schlüssels. Immer noch verärgert sah ich zurück zu Elliot, doch sofort war meine Wut verraucht. Sein Anblick tat mir weh. Unbarmherzig rannen ihm Tränen über die Wangen. Ich drehte mich so gut es ging um, damit ich meinen Arm in seine Richtung ausstrecken konnte. „Warum?", hauchte Ell. Ich lehnte mich, soweit es meine Fesseln zuließen in seine Richtung und griff nach seiner Hand. Als er meine Berührung spürte, schluchzte er laut auf und es zerriss mir das Herz. „Warum macht er das, Ash?", weinte Elliot, „Ich dachte wirklich, ich bin sein bester Freund." „Es tut mir leid", flüsterte ich, „Das hast du nicht verdient." „Du kannst nichts dafür." Meine Position war sehr unbequem. Mein rechter Arm war merkwürdig verdreht und ich machte einen komplizierten Spagat, sodass meine Beine bald schmerzten. Aber ich bewegte mich nicht. Ich wollte Ells Hand nicht loslassen. Es beruhigte ihn und gab auch mir ein wenig Sicherheit. Zu spüren, dass jemand da war, ließ mein Herz ein wenig leichter werden.

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Die nächsten Tage vergingen nicht viel anders. Brook kam, brachte essen, küsste Elliot gegen seinen Willen, schlug mich oftmals auch, da ich immer wieder giftige, provozierende Kommentare abgab, jedes Mal brachte es Ell zum Weinen und auch mir kamen die Tränen hoch. Das Demütigste für mich war, dass ich dieses Arschloch bitten musste, mich aufs Klo zu lassen.

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Ich wusste nicht wie viel Zeit vergangen war. Vielleicht eine Woche. Ell und ich hatten versucht, nicht zu verzweifeln. Wir hatten geredet und gemeinsam geschwiegen. Wir hatten uns gegenseitig Ruhe geschenkt. Einmal, es war abends, hatte Elliot für mich gesungen und es war, als würde er mich in eine ganz andere Welt bringen. Seine Stimme war wunderschön.

Doch schließlich kam ein Tag, an dem Brook einfach so ins Zimmer kam. Nicht, weil er uns etwas zu essen brachte oder sich für die Arbeit verabschiedete. Er grinste mich an. „Ich hab eine Überraschung für dich", sagte er und ich wusste, dass das nichts Gutes bedeuten konnte. Erst recht, weil er es zu mir sagte. Kurz ging er zu Elliot und küsste ihn. „Ich komme gleich zu dir, Schatz", lächelte er ihm zu, dann drehte er sich zu mir um, „Und jetzt zu dir, Schwuchtel!" „Warum, verdammte Scheiße, nennst du mich Schwuchtel, wenn du selbst schwul bist?", blaffte ich ihn an. Brook zog wütend die Augenbrauen zusammen und trat mir in den Bauch. Ich keuchte und bekam für ein paar Sekunden keine Luft. Er nutzte mein KO und knebelte mich. Dann band er mir einen Strick um den Hals und zog ihn gerade so fest, dass ich noch Luft bekam. Anschließend band er mich vom Bettpfosten los und fesselte meine Hände unsanft auf dem Rücken zusammen. An dem Strick um meinen Hals zog er mich zur Tür. „Ash!", rief Elliot und klang panisch. Ich sah zu ihm und versuchte ihm irgendwie zu zeigen, dass es mir gut gehen würde. Ich würde stark für ihn sein. Es sollte nicht zu lange dauern, bis Ruby nach mir suchen ließ. Am zweiten Tag unserer Gefangenschaft hatte Brook mich gezwungen, ihm meinen Handypin zu verraten, da Ruby mich quasi zugespamt hatte. „Ich mag dich, Ash", rief Elliot mir hinterher, als Brook mich aus dem Zimmer zerrte, „Ich... liebe dich!" Ich hielt für einen Moment die Luft an. Er war sich nicht sicher, ob es zu früh war, aber er hatte Angst vor dem, was noch passieren würde, das wusste ich. Wie gerne hätte ich erwidert, aber ich war geknebelt. Brook knurrte wütend. Natürlich: Er war von Elliot besessen und glaubte, sie führten eine Beziehung. Dieser Typ war krank! Ich hoffte nur, dass er Ell jetzt nichts antat. Ich wollte nicht, dass er Schmerzen hatte. Ich hatte Angst um ihn. „Ich liebe dich auch Elliot!", dachte ich verzweifelt. Brook riss mich aus meinen Gedanken, als er mich auf die Treppe schubste. Beinahe wäre ich hinuntergefallen, doch ich konnte mich noch fangen.

Brook brachte mich in den Keller und bei dem Anblick, der sich mir dort bot, wurde mir schlecht. Der kleine, um nicht zu sagen winzige Raum sah aus wie ein einziges Gefängnis. Ich bemerkte, dass er schallabweisende Platten an den Wänden angebracht hatte. Er führte mich in eine Ecke zu einer robusten Eisenstange, an die er mich mit Seilen und Handschellen fesselte. Dann ging er zur Tür und schloss ab. „Du hast ihn also manipuliert, dass er denkt, dass er dich mag!", unterstellte er mir und zog mich hoch. Die Eisenstange war groß genug, dass sie mich nicht sofort wieder in die Knie zwang. Brook zwang mich, mich auszuziehen. Es ging ihm einzig und alleine darum, mich zu demütigen. Er hasste mich, weil Ell und ich uns mochten. „Du wirst dafür büßen, dass du mir meinen Freund wegnehmen wolltest!", knurrte er und schlug mich ins Gesicht. Es kam so plötzlich, dass ich laut schrie, aber der Knebel in meinem Mund dämpfte das Geräusch. Brook drehte sich um und ich dachte, er würde gehen, doch hätte ich es besser wissen müssen: Er ging zu einem Schrank und holte eine Peitsche daraus hervor. Meine Augen weiteten sich leicht, was ihn zum Grinsen brachte. „Elliot gehört mir!", knurrte er, dann ließ er die Peitsche hart auf meine nackte Haut knallen. Ich schrie und der Schmerz zwang mich in die Knie. Immer wieder traf mich das kalte Leder. Ich versuchte mich zusammenzukauern, um mich selbst ein wenig abzuschirmen, aber Brook trat mir in den Bauch und hielt mich mit dem Fuß in Position, damit er die empfindlichsten Stellen treffen konnte. Die Fesseln schnitten sich scharf in meine Handgelenke und ich bekam kaum noch Luft. Aber bald schien ihm langweilig zu werden. „Du bist meine Zeit nicht wert!", spuckte mir entgegen und trat mir ins Gesicht. Dann ging er. Schwarze Punkte tanzten vor meinen Augen. Mein Kopf dröhnte und mir war schlecht. Ich spürte, wie warmes Blut aus meiner Nase rann, dann wurde ich ohnmächtig.

Freundschaften können echt toxisch sein. Das hier ist ziemlich extrem, aber habt ihr Erfahrung mit toxischen Beziehungen?
xo

Er gehört mir (manxman)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt