Du liebst MICH!

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TW: Gewalt, Obsession

Elliot

Brook band einen Strick um Ashtons Hals und zog ihn grob hoch und zur Tür. Sein Gesicht war wutverzerrt. Ash hatte keine Chance, sich gegen ihn zu wehren. Würde er nur eine falsche Bewegung tun, würde er keine Luft mehr bekommen. Zudem hatte Brook ihm kaum zu essen und zu trinken gebracht und ich wusste, wie schlecht er schlief. Und nun brachte mein „bester Freund" ihn weg. Ich wusste nicht, wohin und ich wusste nicht, was er mit ihm machen würde. Ich hatte Angst. Ich hatte schreckliche Angst. „Ash!", rief ich panisch. Ich traute Brook nicht zu, dass er Ashton ernsthaft verletzen könnte, aber in den letzten Tagen war so viel passiert, dass ich nicht von ihm erwartet hatte. Ich wusste nicht mehr, ob ich ihm überhaupt vertrauen konnte.

Schon lange war Brook mein bester Freund gewesen. Ich hatte mit ihm gelacht und alle meine Geheimnisse geteilt. Wir waren nur selten ohne den anderen auf Urlaub gefahren und durch unsere enge Freundschaft schließlich auch zusammen in eine WG gezogen. Doch jetzt? Jetzt hatte ich jemanden gefunden, den ich kennenlernen wollte. Einen Mann, mit dem ich auf Dates gehen wollte. Und dann passierte das. Es schockierte mich, wie Brook ihn anschrie, beschimpfte, bespuckte und schlug.

Ich sah die Angst in Ashs Augen, als Brook ihn aus dem Zimmer zerrte. Doch zugleich wusste ich, dass er mich beruhigen wollte. Er war genauso verzweifelt wie ich. Und in diesem Moment wurde mir klar, dass ich nicht wusste, ob ich ihn jemals wiedersehen würde. „Ich mag dich, Ash!", rief ich ihm hinterher, denn er sollte es wissen, „Ich... ich liebe dich!" Es war früh, solche Worte auszusprechen, doch es fühlte sich richtig an. Da waren definitiv Gefühle für Ash. Ich hatte Angst, dass es zu spät wäre, wenn ich es nicht jetzt sagte. Ich sah, wie Ashs Augen sich weiteten, als ich diese Worte sagte. Und genau in dem Moment, schien die Verzweiflung ihn zu überfluten. Er wirkte verloren, traurig, reuevoll. Seine Augen flehten darum, etwas sagen zu können, nicht gefesselt zu sein, mir von seinen Gefühlen zu erzählen, egal was er fühlte. Doch da schlug Brook schon die Tür hinter ihnen zu und ich hörte, wie er einen Schlüssel im Schloss drehte. Nun war ich allein. Allein und an ein Bett gefesselt. Allein, verraten von meinem besten Freund und ohne jemanden, der mir beistehen könnte. Allein mit meinen Gedanken und Gefühlen. Ohne eine Idee, was nun mit Ash passieren würde. Ich erinnerte mich daran, wie ich ihn kennengelernt hatte. Wie ich mit ihm die Themse entlangspaziert war. Wie er mit mir geflirtet hatte. Wie traurig ich war, als er mich nicht angerufen hatte, und wie glücklich ich war, als er plötzlich in Manchester aufgetaucht war. Wie verwirrt ich war, als ich sah, dass seine Nummer bei mir blockiert war, ohne dass ich ihn blockiert hatte. Wie wir ins Kino gegangen waren und uns vor Lachen beinahe nicht mehr halten konnte. Wie Ruby sich beschwerte, dass sie von uns keine Aufmerksamkeit bekam. Und schließlich unser Date: Wie er beim Minigolf versagt hatte und sich wie ein Kind über sein Eis gefreut hatte. Wie begeistert er von der Band im Park war und wie wir gemeinsam gesungen hatten. Wie wir uns im Mondlicht küssten. Wie weich sich seine Lippen auf meinen anfühlten. Und es brachte mich zum Lächeln, aber gleichzeitig begann ich zu weinen. Die Bilder, wie Brook Ash schlug, kamen mir wieder in den Sinn. Mein Herz zog sich schmerzhaft zusammen. Ich sah das Blut, das ihm aus der Nase rann und der Schmerz in seinen Augen, wenn Brook ihm in den Bauch trat und ihn beschimpfte.

Meine Augen brannten vom Weinen und mein Handgelenk schmerzte von den Fesseln. Ich wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war, als Brook zurück ins Zimmer kam. Er sah genervt aus, kam aber mit einem Lächeln zu mir herüber. „Jetzt sind wir endlich zu zweit, mein Schatz", sagte er. Ich verzog mein Gesicht. Mein Schatz. Das klang so falsch! Er setzte sich aufs Bett und beugte sich zu mir, um mich zu küssen. Mein Blick fiel auf sein T-Shirt. Darauf war Blut. Ich kreischte erschrocken auf und wich vor ihm zurück. Ich trat nach ihm und unterdrückte den Schmerz, als sich mein gefesselter Arm verdrehte. „Was hast du mit ihm gemacht?!", schrie ich und Tränen stiegen mir in die Augen. Brooks Blick verdunkelte sich. Er packte mein Handgelenk und zog mich zurück zu sich. Grob drückte er mich aufs Bett und schlug mir mit der flachen Hand ins Gesicht. „Er manipuliert dich!", brüllte er mich an, „Er bekommt seine gerechte Strafe. Verteidige ihn nicht!" „Ich liebe ihn!", schrie ich unter Tränen zurück, „Warum machst du das?" „Du liebst ihn nicht!", fauchte Brook und pinnte meine freie Hand neben meinen Kopf, „Du gehörst mir! Du liebst MICH!" Ich schluchzte auf und versuchte, mich aus seinem Griff zu befreien. „Du tust mir weh!", wimmerte ich. Brook hielt mich ein wenig sanfter fest, setzte sich aber auf meine Hüfte, damit ich mich nicht gegen ihn wehren konnte. „Du liebst mich!", knurrte er noch einmal, dann drückte er seine Lippen auf meine. Ich versuchte mich zu wehren und meinen Kopf zur Seite zu drehen, doch Brook packte mich am Kinn und hielt mich fest. „Er wird es bereuen, dass er dich gegen mich aufgehetzt hat!" Dann gierte er weiter nach meinen Lippen. Ich weinte und schluchzte, aber das schien ihm nichts auszumachen. Anstatt aufzuhören, drängte er seine Zunge in meinen Mund. Ich versuchte ihn zurückzudrängen, aber es gelang mir nicht, also biss ich ihn. Doch da er meinen Kiefer immer noch festhielt, war es nicht besonders stark und schien ihn sogar anzumachen. Er stöhnte und drückte seinen Schritt fest an meinen Oberschenkel. Er war hart und versuchte sich an mir zu reiben. Mir war schlecht und ich wollte mich übergeben. Ich wünschte mir so sehr, endlich aus diesem Alptraum aufzuwachen, aber ich wusste, dass das die bittere Realität war.

Irgendwann, es schien eine gefühlte Ewigkeit gewesen zu sein, ließ er von mir ab und sah direkt in meine verheulten Augen. „Du bist so hübsch, mein Kleiner, aber ich weiß, dass du noch nicht für Sex bereit bist", säuselte er, „Außerdem soll es perfekt werden." Damit stand er auf und zerriss mein T-Shirt, sodass ich oberkörperfrei dalag. Dazu zog er meine Hose hinunter und ich fühlte mich unwohl unter seinen Blicken. Gierig sah er mich an und ließ seine Hand zu seiner Hose wandern. Angeekelt schloss ich die Augen und versuchte erfolglos die Tränen zurückzuhalten. Mir wurde schlecht bei dem Gedanken, dass mein bester (oder auch ehemaliger bester) Freund gerade geil auf mich war und weiß Gott was im Begriff war zu tun. Schnell versuchte ich an etwas anderes zu denken. Unweigerlich dachte ich an Ash und mit jeder Sekunde fühlte ich mich hilfloser. Tränen traten aus meinen geschlossenen Augen hervor und rannen unbarmherzig über meine Wangen. Warum? Warum ich? Wie sehr wünschte ich mir Ashton jetzt her? Ich brauchte jemanden, der mich umarmte, der mir versicherte, dass alles gut werden würde, jemanden, bei dem ich mich sicher fühlen konnte. „Ash", wimmerte ich. Augenblicklich hörte ich ein Knurren neben mir und spürte gleich darauf eine Hand in meinem Gesicht. Ich schrie auf. Wann hatte Brook so sehr geändert, dass er mich erst küsste und dann schlug? „Dieses Arschloch hat wirklich deinen gesamten Verstand versaut!", fluchte er und in seinem Blick stand pure Abscheu geschrieben. „Warum tust du das?", hauchte ich, meine Stimme zitterte. Aber Brook antwortete nicht darauf. „Du liebst mich", knurrte er, zwang mir noch einen Kuss auf und ging dann wieder aus dem Raum. Ich blieb zurück. Weinend. Verzweifelt. Hilflos. Ich wusste nicht, ob mich jemals jemand aus dieser Situation retten konnte. Brook war so ziemlich mein einziger Freund, bei dem ich mich regelmäßig meldete. Zu meiner Familie hatte ich nicht mehr viel Kontakt und meine Arbeitskollegen würden auch nicht nachfragen, denn ich hatte bald Urlaub und Brook konnte mich bis dahin einfach krankmelden. Jeder wusste, dass er mein bester Freund und Mitbewohner war.



Naja, Brook... ich glaube nicht, dass Ell dich liebt...

xo, Leute

Er gehört mir (manxman)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt