Rettung

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TW: Obsession, (sexuelle) Gewalt und Blut.

Ashton

Ich lief so schnell die Treppen hinunter, wie ich konnte. Ich musste es schaffen. Für Elliot. Ich musste ihn da rausholen. Egal um welchen Preis. Ich rannte durch den Flur und stolperte über Brooks Sachen, die er einfach stehengelassen hatte. Er war fast bei mir. Ich beeilte mich zur Tür zu kommen und gerade als ich sie aufriss, packte Brook mich am T-Shirt. Sofort begann ich zu schreien. Es waren viele Menschen auf der Straße, jemand würde mich hören und Elliot und mich hoffentlich retten. Brook schien dasselbe zu denken, denn er schubste mich nach draußen und knallte die Tür vor mir zu. Ich keuchte. Einerseits war es logisch, dass er nicht wollte, dass die Leute sahen, dass er mich gegen meinen Willen ins Haus zerrte. Gleichzeitig verstand ich nicht, warum er mich jetzt einfach so laufen ließ. Aber ich machte mir nicht lange Gedanken darüber, sondern sammelte mich und rannte weg in die Menschenmassen und zu einem Café. Die Leute sahen mich merkwürdig an, als ich mich zur Theke nach vorne durchdrängelte. Ich wusste, dass es unhöflich war und dass ich aussah, als käme ich aus der Gosse, also beachtete ich die Blicke nicht. „Sie müssen sofort die Polizei rufen!", rief ich der Bedienung zu. Diese sah mich allerdings nur dumm an. „Lassen Sie mich telefonieren!", schrie ich sie an. Ich war panisch und kurz davor zu weinen. Meine Gedanken waren bei Elliot. Ich hatte Angst vor dem, was ihm passieren könnte. Was würde Brook jetzt tun? Keine Ahnung. Verwirrt von meinem hektischen Auftreten, reichte mir die Bedienung ein Handy. Dankbar sah ich sie an und während ich zum Telefonieren aus dem Café ging, wählte ich bereits 999. Ich ließ die Telefonistin gar nicht erst richtig aussprechen, sondern sagte sofort meinen Namen und Elliots Adresse. „Bitte, Sie müssen schnell jemanden schicken!", rief ich hysterisch, „Brook White hat uns praktisch gekidnappt! Bitte, ich weiß nicht, was er jetzt macht! Elliot ist noch da drin! Er ist besessen von ihm! Ich weiß nicht, was ich tun soll!" Die Dame am anderen Ende der Leitung tat ihr Bestes, mich zu beruhigen – es gelang ihr kaum. Ich gab der Bedienung das Handy wieder und rannte so schnell ich konnte zurück zu dem Haus. Ich wollte da sein, wenn die Polizei kam. Ich wollte mich so schnell wie möglich vergewissern, wie es Ell ging.

Es verging eine halbe Ewigkeit, bis endlich ein Polizeiwagen vor dem Haus vorfuhr. Zwei Männer stiegen aus. Sofort rannte ich zu ihnen. „Bitte! Hilfe! Ich – da drin – er – gefangen!", ich redete so schnell, dass ich mich verhaspelte. Wild fuchtelte ich mit den Armen in der Luft herum. „Beruhigen Sie sich bitte", unterbrach mich einer der Polizisten, „Haben Sie uns angerufen?" „Ja, ja! Ja, natürlich!", rief ich, „Bitte! Sie müssen mir helfen. Elliot. Er ist noch da drin. Bitte..." Ich schluchzte. Ich hatte solche Angst. Ich wusste nicht, was Brook Ell antun könnte. Ich hatte solche Angst um ihn. „Keine Sorge, wir kümmern uns darum", sagte der Beamte, während sein Kollege zur Haustür ging und klingelte. Das ging mir viel zu langsam! Ich schrie sie an, dass sie die Tür einfach eintreten sollten und als Brook nicht öffnete, knackten sie, nachdem ich die Dringlichkeit der Situation noch einmal deutlich gemacht hatte, tatsächlich das Schloss. „Oben, rechts neben der Treppe!", rief ich. „Bleiben Sie bitte hier unten", sagte einer der Polizisten, aber ich dachte gar nicht daran und rannte ihnen hinterher in Elliots Zimmer.

Und als ich sah, was dort passierte, wurde mir speiübel. Elliot kniete auf dem Boden. Nackt. Tränen rannen ihm unbarmherzig über die Wangen. Brook zog mit einer Hand an seinen Haaren und hielt ihn auf Höhe seines Schritts. Die Hose hatte er hinuntergezogen. Ell schluchzte und ich sah, wie Blut über seinen Rücken rann. Wut stieg in mir auf und schnell drängte ich mich zwischen den Polizisten in den Raum. „Du verdammter Hurensohn!", schrie ich ihn an und schubste ihn nach hinten. Die Polizisten riefen etwas, aber ich hörte ihnen nicht zu. Ich ließ mich neben Elliot auf den Boden fallen. Vorsichtig legte ich meine Arme um ihn, darauf bedacht, die Wunden auf seinem Rücken nicht zu berühren. „Ash!", wimmerte er, als er mich erkannte. Mein Herz zerbrach in tausend Teile. „Ich hab dir doch gesagt, dass wir hier rauskommen", murmelte ich und versuchte meine Tränen zurückzuhalten, „Ich liebe dich, Elliot..." Ich strich über seine nassen Wangen und hauchte ihm einen Kuss auf die Lippen. Er krallte sich in mein T-Shirt, als hätte er Angst, ich könnte gleich wieder gehen. „Alles tut weh", schluchzte er. Ich konnte nur nicken. Mir auch. Mein gesamter Körper schmerzte, aber noch schlimmer war es, zu wissen, dass Elliot litt. „Darf ich mal sehen?", flüsterte ich und löste mich leicht von ihm, um seinen Rücken zu betrachten. Er nickte leicht, klammerte sich aber an meiner Hand fest. Ich nahm einen Zipfel der Bettdecke, um vorsichtig etwas von dem vielen Blut wegzutupfen. „Achtung", murmelte ich und entfernte ein wenig der dunkelroten Flüssigkeit, sodass Schnitte zum Vorschein kamen. Elliot zischte vor Schmerzen und ich küsste ihn beruhigend auf die Wange. „Tut mir leid", flüsterte ich schuldbewusst. Ich sah mir die Verletzungen genauer an und mir stockte der Atem, als ich sah, dass Brook Worte in Elliots Rücken geschnitten hatte. It's my toy. Fuck you, Sander! Mir wurde schlecht und die Buchstaben verschwammen vor meinen Augen. Ich konnte meine Tränen nicht mehr zurückhalten. Ell sah mich ängstlich an. „Ash?", hauchte er, „Was ist los?" Ich schüttelte den Kopf und zog ihn eng an mich. „Ich liebe dich", krächzte ich mit tränenerstickter Stimme. „Ash, was ist los?", wiederholte er sich, „Bitte, ich will es wissen. Er hat etwas in die Haut geritzt, oder?" Ich schluckte hart. „It's my toy. Fuck you, Sander...", hauchte ich. Elliots Augen weiteten sich geschockt. Natürlich. Brook hatte ihn dehumanisiert und als Spielzeug bezeichnet. „Das stimmt nicht, das weißt du, oder?", murmelte ich, „Du gehörst niemandem." Elliot nickte abwesend und schwankte leicht. Ich merkte, dass erst jetzt alles über ihn hereinbrach. Das Adrenalin hatte ihn bis jetzt bei Bewusstsein gehalten, aber nun war er kurz davor, ohnmächtig zu werden. „Der Krankenwagen kommt gleich, Ell, halte durch!", flüsterte ich und ließ ihn sich an mich lehnen. Die Polizisten hatten Brook festgenommen und aus dem Zimmer geführt. Das beruhigte mich. Sie hatten gesehen, was passiert war und jetzt würde er hoffentlich die Konsequenzen dafür tragen müssen. Ell war merklich erschöpft. „Ich liebe dich, Ash..." „Ich liebe dich auch, Elliot."



Danke an alle, die diese Geschichte bis hierhin gelesen habe. Hier findet sie ihr Ende, aber vielleicht schreibe ich noch einen Epilog. Mal sehen...

xo

Er gehört mir (manxman)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt