Kapitel 9

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Als die drei Tage vorbei waren, durfte ich wieder nach Hause gehen. Der Arzt hatte mir aber noch die restliche Woche frei gestellt. Als ich zuhause ankam, öffnete ich erstmal die Fenster und goss die Blumen. Das wars dann aber auch wieder mit meiner Energie, irgendetwas zu tun. Ich legte mich einfach nur noch aufs Sofa und schloss kraftlos die Augen. In meinen Kopfhörern spielte langsam Musik im Hintergrund.

Ich spürte, wie mir eine Träne über mein Gesicht lief. Am Anfang waren es nur ein paar, dann wurden es immer mehr, bis ich schließlich heulend und verkrampft auf dem Sofa lag.< Ich verstand es einfach nicht. Wieso war die Welt so unfair? Warum passierte mir das alles? Was war an mir anders, was die anderen dazu brachte, mich zu mobben. Ja, ich war Schwul und Schuld am Tod meiner Eltern. Das sah ich ja ein, aber das war doch kein Grund mir so weh zu tun, oder?>

Ich schreckte aus meinen Gedanken, als die Tür plötzlich klingelte. Ich wischte mir die Tränen von meinem Gesicht, schnappte mir meine Krücken und humpelte langsam zur Tür.
Als es nochmals klingelte, ging ich noch ein bisschen schneller, bis ich dann vor der Tür stand und sie öffnete. Mich schaute eine besorgte Tsunade an. „Hey Kleiner, du lebst ja doch noch!" begrüßte sie mich, bevor sie mir leicht an den Arm schlug und mich anschrie, wo ich denn geblieben wäre. Sie hätte sich anscheinend richtig Sorgen gemacht, dass ich so lange weg war, aber das glaubte ich ihr nicht.
<Wer machte sich denn bitte Sorgen um mich? Sie sagte das bestimmt nur so. >
Ich knirschte mit den Zähnen, da sie genau einen blauen Fleck getroffen hatte und rieb über die Stelle. Erst da guckte sie mich an und sah meinen Gips am Bein. „ Ich hab mich ziemlich hingelegt und mir dabei mein Bein angeknackst. Deswegen war ich im
Krankenhaus die letzten Tage" meinte ich nur. „Warum hast du denn nicht angerufen, dann wären wir vorbei gekommen und hätten dir ein wenig Gesellschaft geleistet?" fragte sie mich.

<Es ist besser so. Ihr wärt sowieso nicht gekommen und dann hätte ich mir nur unnötig Hoffnung gemacht, dass mich doch noch jemand mögen würde.>Das wollte ich Ihr eigentlich sagen. Stattdessen zog ich einfach die Schultern hoch und blickte zu Boden.

„ Hast du denn was zu Essen im Haus? Du warst ja jetzt die ganze Zeit nicht einkaufen und mit den Krücken geht das schlecht, oder?" Sie stapfte an mir vorbei in meine Küche, um in meinen Kühlschrank zu gucken. Ich wusste, dass er lehr war. So wie fast alle meine Schränke. Warum sollten die auch voll sein, wenn ich selten etwas esse?

Sie drehte sich um und meinte dann, „ na komm. Du kannst heute bei uns essen und mir dann auch direkt ne Einkaufsliste mit geben. Ich werd dir die Sachen dann direkt heute Abend noch vorbei bringen."
Ich überlegte, aber da ich wusste, dass sie nicht davon abzubringen war, nickte ich schließlich und humpelte mit ihr rüber.

Das Essen schmeckte wie immer wunderbar. Ich hatte richtig zugeschlagen. Das war mal wieder ein Essanfall. Eigentlich hatte ich nicht vor, etwas zu essen, aber der Drang war einfach über mich gekommen und dann konnte ich nicht mehr aufhören. Ich hab auch ihren Mann Jiraya kennen gelernt. Er sah zwar etwas furchterregend aus, aber ansonsten war er sehr nett.
Ich hatte Tsunade noch meine "Einkaufsliste" mitgegeben. Da standen einfach nur Sachen drauf, die möglichst Kalorien arm waren und mit denen man trotzdem ein Gericht machen könnte.

Als ich nach dem Mittagessen wieder zuhause war, legte ich mich erstmal wieder hin. Ich fühlte mich richtig aufgebläht und dick. Ich schämte mich dafür, wieder so einen Essanfall bekommen zu haben und sogar drei Mal Nachschlag zu essen. <Was hatte ich mir nur dabei gedacht? Ich wollte doch eigentlich weniger essen und nicht mehr. So werde ich doch nicht dünner. Ich will doch einfach nur eine schöne Figur haben.> Mir kamen wieder die Tränen. Ich zog mich bis auf meine Boxershorts aus und stellte mich vor meinen Ganzkörperspiegel. Dadurch, dass ich vorhin so viel gegessen hatte, war mein Bauch richtig aufgebläht und sah einfach komisch aus. Ich quetschte die Haut einwenig zusammen und nahm mir etwas vor. Ich würde ab jetzt nur noch einmal am Tag was essen.

Als es klingelte, zuckte ich zusammen und sah auf die Uhr. <Was, schon so spät? Das muss wohl Tsunade sein> Ich ging an die Tür und öffnete sie. Entgegen kam mir ein riesig voller Korb mit allerlei Sachen, auch welche, die ich nicht auf die Liste geschrieben hatte.
„ Ich hab dir noch so paar Hauptnahrungsmittel gekauft. Nudeln, Kartoffeln und sowas. Ich hab in deine Schränke gesehen. Du hast ungefähr nichts da!" meinte sie zu mir. „Danke Tsunade. Warte kurz, ich geh schnell das Geld holen!" Ich ging rein, während dessen nahm sie die Sachen und brachte sie in meine Küche. Ich gab ihr schnell das Geld, damit ich wieder alleine sein konnte. Das alles überforderte mich gerade total.
„ Du, Tsunade. Ich würde gern quatschen, aber ich muss noch telefonieren wegen Schulkram" meinte ich zu ihr. „Na klar, Schule ist wichtig. Wenn du noch was brauchst, sag bescheid, dann hol ich dir das" antwortete sie mir und ging dann auch.

Ich räumte die Sachen aus dem Korb in die jeweiligen Schränke. Danach waren alle meine Schränke richtig voll. Sehr untypisch für mich. Ich wollte mich wieder hin legen und noch etwas schauen, als ich da Cookies liegen sah. Ich muss wohl vergessen haben, sie einzupacken. Ich stand auf und hob sie auf, als ich feststellte, dass sie schon auf war. Auch ein Keks fehlte schon. Tsunade muss ihn wohl gegessen haben.
Ich guckte mir die Kekse an und merkte, wie lecker die aussahen. Ich zögerte noch kurz, nahm sie dann aber mit auf die Couch und machte mir Haikyuu an. Ich holte einen Keks raus und aß ihn. Er schmeckte wirklich gut. Ich griff nochmal in die Packung und nahm noch einen.

Als ich eine Stunde später ins Bett gehen wollte, merkte ich, dass ich fast die ganze Packung aufgegessen hatte. Ich stand geschockt auf und konnte das noch nicht so richtig begreifen. Ich hatte mir doch vorgenommen, nichts mehr zu essen an dem Tag. Ich packte die Kekse in den Schrank und holte mein Ipad und mein Handy und ging hoch in mein Schlafzimmer. Vorbei an den unzähligen leeren Zimmern. Ich hatte hier nie so richtig ausgeräumt. Auch das Zimmer von meinen Eltern war noch genauso, wie vor ihrem Tod. Ich konnte es nicht über mich bringen, es auszuräumen. Ein Stück weit, sah ich das auch als meine Strafe an.

Als ich später kurz vorm Schlafen war, drehte ich mich auf den Bauch und dachte über den Tag nach. Ich hatte heute zwei Essanfälle. Das darf und wird nicht mehr passieren. Ich schrieb es auf einen Zettel und machte ihn oben an meine Wand gegenüber von meinem Bett. Während ich einschlief, sagte ich es wie ein Mantra auf:
Ich darf nur einmal am Tag etwas essen!
Ich darf nur einmal am Tag etwas essen!
Ich darf nur einmal am Tag etwas essen!
Ich darf nur einmal am Tag etwas essen!

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Ja, es ist schon lange her, aber ich hatte ne richtige Tiefphase. Sorryy.
Kurz nochmal zu dem Thema was in diesem Kapitel besprochen wird. Ein gestörtes Essverhältniss oder auch eine Magersucht ist nicht nur tagelang nichts essen! Man kann auch ganz plötzlich das Gefühl haben, ganz viel zu Essen. So genannte Essanfälle. Ich muss bei mir persönlich sagen, ich habe auch kein gutes Verhältnis zu Essen. Keine Magersucht oder so, aber ich denke mir dennoch jeden Tag, wie dünn ich denn sein könnte oder dass ich weniger essen sollte. Funktioniert leider nie, weil ich immer wieder solche Essanfälle habe.
Ein Tipp von mir: redet mit jemandem darüber! Esst Sachen, die ihr mögt und es ist auch nicht schlimm mal solche Anfälle zu haben. Ich wünsche euch allen, ein gesundes Verhältnis zu Essen 😅
Bis zum nächsten Mal

Another SasuNaru StoryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt