Teil 11

32 1 0
                                    

POV Maurice

Ich schaute in die Ferne, bis ich eine Stimme von unten hörte.
"Maurice! Maurice komm da runter! Das ist gefährlich! Komm sofort darunter! Los! Sonst muss ich dir einen Verweis geben!" Als ich nach unten sah, schaute ich direkt in das Gesicht von Frau Hartmann. Beschämt kletterte ich von dem Baum herunter und wagte es nicht, ihr in die Augen zu sehen.

"Maurice, wieso warst du da oben? Hast du die Regeln etwa nicht gelesen?" Sagte sie jetzt schon in einem ruhigeren Ton.
"N...nein, t...tut mir l...leid." Sie seufzte.
"Du hast ja auch gar keine Schuhe an! Wieso warst du denn auf dem Baum? Und dazu noch ohne Schuhe?"
"I...ich..."
"Das war meine Schuld! Ich habe ihm gesagt, wenn er ohne Schuhe auf den Baum klettern würde, würde er fünf Euro von mir bekommen." Ein atemloser Michael stand nun neben Frau Hartmann und machte einen schuldbewussten Blick.
"Michael?! Eine Wette also? Das hätte ich nie von dir gedacht! Das gibt eine Verwarnung! Bei noch einer bekommst du einen Verweis! Und was dich angeht Maurice. Lass dich nicht auf solche Wetten ein, egal was du dafür bekommst, verstanden?" Ich nickte.
"Und jetzt geh rein, sonst holst du dir noch eine Erkältung. Michael, du gehst mit. Na los!"

Ich ging an ihr vorbei und Micha lief neben mit her. Wir liefen ohne ein Wort zu sagen nach oben in unser Zimmer. Ich kletterte nach oben in mein Bett und vergrub mein Gesicht in meinem Kissen. Einige Minuten lag ich so da, bis ich eine Hand an meinem Fuß spürte.
"Mauri? Geht's dir gut? Ich wollte dich nicht verärgern, wirklich! Willst du mir vielleicht erzählen was passiert ist? Bitte." Ich hob meinen Kopf und blickte in zwei, wunderschöne eisblaue Augen, die mich mich mitfühlend ansahen.
"I...ich."
Ich brach ab. Was ist, wenn er mich komisch finden würde? Was ist, wenn er denkt, dass ich verückt bin? Was ist, wenn er mich deshalb aus dem Zimmer schmeißen würde?
"Komm doch erstmal von dem Bett runter. Ich finde es hier an der Leiter ganz schön unbequem." Sagte er mit einem leichten lächeln auf den Lippen.

Als ich unten war, stand ich direkt vor Micha und wir sahen uns tief in die Augen, bis er sich faste und auf sein Bett setzte. Er deutete mit einer Hand auf sein Bett und ich kam sofort zu ihm.
"Also?" Er schaute mich erwartungsvoll an, aber ich wusste immer noch nicht, was ich sagen sollte. Ich hatte Angst, aber ich wollte ihn auch nicht anlügen. Ich war hin und her gerissen und wusste nicht, was ich machen sollte.
"Hey. Alles gut?" Micha schüttete mich am Arm.
"Ja, s...sorry. War i...in Gedanken." Wieso stottere ich schon wieder? Wieso?
"A...also. I...ich. Ä...ähm." Ich war mir so unsicher. Würde er mich wirklich komisch finden? Würde er sich wegen einem Traum von mir fernhalten? Nein! Oder?
"Wenn du es mir nicht erzählen möchtest, musst du das nicht. Aber ich habe deshalb eine Verwarnung bekommen, also würde ich es schon gerne wissen." Stimmt! Er hatte ja, wegen MIR, eine Verwarnung bekommen.
"S...sorry deshalb. A...aber das war wi...wirklich nett von d...dir. Wieso ha...hast du das g...getan?" Hör endlich auf zu stottern Maurice! Reiß dich zusammen!
"S...sorry das i...ich schon wieder st...stottere." Wieso hatte ich das gerade gesagt? Das wollte ich gar nicht. Mein Mund hat wie von selbst, meine Gedanken ausgesprochen. Micha lachte leicht.
"Ist schon in Ordnung. Das war ja vorher, vor nicht mal drei Tagen, auch so. Das geht schon weg und außerdem ist es ja nicht deine Schuld." Bei den letzten Worten, bekam ich einen dicken Glos im Hals und musste an meine Mutter denken.

"Mauriiis! Mauriiiiiiiis! Gomm her! Sofort!" Langsam ging ich die Treppe nach unten, ins Wohnzimmer, wo meine Mutter vor dem Fernseher saß, in dem gerade irgendeine Assi Show lief. Auf dem Tisch stand eine halb ausgetrunkene Flasche Wodka und in ihrer Hand war eine leere Flasche Bier.
"J...ja?" Fragte ich vorsichtig.
"Wiesooo stotters su schn wieder? Das is sooo dum. Weisd du was su bis? Ne Missjeburd! Ja das bis su!" Mir stiegen Tränen in die Augen. Deshalb wollte sie mich sehen? Um mir zu sagen, dass ich eine Missgeburt bin? Sie hat sich noch nie wirklich um mich gekümmert und mich schon seit ich denken kann beleidigt, aber es traf mich jedes mal wieder ins Herz. Ich meine, sie ist ja immer noch meine Mutter, und sollten Mütter nicht eigentlich für ihre Kinder da sein? Ihnen beibringen, was man alles zum Leben braucht. Ihnen gut zu sprechen, wenn sie eine schlechte Note bekommen haben. Ihnen verzeihen, wenn sie mal Mist gebaut haben. Ihnen helfen, wenn sie es brauchen. Und das wichtigste, sie lieben. Ihnen zeigen, dass sie richtig sind, so wie sie sind. Immer an ihrer Seite sein, egal was passiert. Bei ihnen zu sein, wenn sie es brauchen.

Aber meine Mutter war anders.
Meine Mutter interessiert es nicht, wenn ich mal wieder verprügelt wurde.
Meine Mutter interessiert es nicht, ob ich traurig war.
Meine Mutter interessiert es nicht, Wenn ich hunger oder durst habe.
Meine Mutter interessiert sich kein bisschen für mich. Ich wette, wenn ich nicht mehr nach Hause komme, würde sie das nicht mal bemerken. Aber selbst wenn, würde es sie wieder nicht interessieren.

"Mauris! Hör auf su weinen. Nur Bebis weinen! Oser Hoilsusen! Bis su eine Hoilsuseee? Hör auf!" Sie warf ihre leere Bierflasche nach mir, die mich direkt am Kopf traf. Schmerz durchzuckte mich und ich merkte warmes, dickflüssiges, rotes Zeug, dass von meinem Kopf hinunter tropfte. Ich blutete! Sie hatte es wirklich schon wieder geschafft! Aber wieso? Wieso tat sie das? Liebte sie mich wirklich kein Bisschen? Dieser Gedanke entlockte mir noch mehr Tränen.
"Un jes verschwine!" Schrie sie und ich rannte nach oben in mein Zimmer. Auf dem Weg wurde meine Sicht immer verschwommener und als ich in meinem Zimmer war und abgeschlossen hatte, wurde alles schwarz und ich fiel hart zu Boden.

"Maurice! Maurice, hey! Alles gut? Bitte antworte mir doch! Bitte! Habe ich wieder etwas falsches gesagt? Mist! Was habe ich getan!" Ich hörte, wie jemand gegen irgendetwas hartes trat und blinzelte.
"Maurice!" Micha fiel mir um den Hals.
"Ist alles gut? Du warst so weggetreten und ich dachte, ich könnte dich nie wieder aufwecken! Das klingt jetzt vielleicht ein bisschen übertrieben, aber ich hatte wirklich Angst um dich!" Micha hatte... hatte Angst um mich? Der Arme! Was hatte ich nur getan? Diese Erinnerungen mussten aufhören! Ganz schnell!

------------
1094 Wörter!
Heeeeeey, ich habe gesagt es kommt, aber es hat trotzdem länger gedauert, sooorry.
Aber es ist da, ist doch toll! Das Kapitel habe ich eigentlich gestern Abend um 23 Uhr fertig geschrieben, aber ich dachte mir: "Neeee, die lassen wir noch bisschen länger warten und die müssten ja eigentlich schon im Bett sein!" Ich hoffe das wart ihr auch schon! Sonst gibt's keine Kekse! 🍪
Aber jetzt wünsche ich euch noch einen schönen Morgen, Tag, Abend, hoffentlich nicht Nacht.
Bleibt Cookiehaft! 🍪

Eigentlich ~20.4.2023~

Das Internat  (Freedomsquad/Kürbistumor/Zomdado)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt