4 - [Das Ist Kein Song]

425 26 5
                                    

Das kleine Licht meiner Schreibtischlampe erhellte nicht wirklich viel, außer die Schreibfläche meines Tisches.

Gelangweilt fuhr ich mit dem Bleistift in der Hand über meinem weißen Block und krizzelte einfach etwas hinein, obwohl ich eigentlich meine Hausaufgaben hätte machen sollen.

Genau neben meinem Block lagen die Aufgabenblätter, doch ich konnte mich einfach nicht dazu motivieren irgendetwas davon anzufangen.

Vor allem, da ich alles erst zur nächsten Stunde auf hatte, die ich erst in zwei Tagen hatte.

Kurz gesagt: Ich schob alles auf. Egal wie sehr ich es versuchte, mein Kopf sah es nicht als notwendig an, sie jetzt zu machen.

Lieber wollten meine Gedanken mit dem Stress der Hausaufgaben fertig werden, wenn ich müde war und kurz vor der Deadline stand.

Ein Klassiker.

Ich war schon von mir und meiner Unfähigkeit genervt, dass ich nicht einmal mehr Lust hatte, es überhaupt zu versuchen.

Seufzend hob ich meinen Kopf und sah aus dem Fenster. Mein Blick lag direkt auf Brooklyn ihren, in welchen ein Zettel hang.

Verwirrt stand ich von meinem Stuhl auf und lehnte mich etwas weiter nach vorne, um einen besseren Blick auf den Zettel zu bekommen.

"Entschuldige" stand darauf mit einem traurign Smiley in der Ecke des Papiers.

Verunsichert setzte ich mich zurück in meinen Stuhl. Meine Gedanken kreisten umher. War das an mich gerichtet?

Es konnte ja nur an mich gerichtet sein, schließlich lagen unsere Fenster gegenüber voneinander und nur ich konnte den Zettel lesen.

Trotzdem wollte mein Kopf nicht daran glauben, dass der Zettel für mich bestimmt war.

Aber wer hätte denn den Zette lesen sollen, außer mir? Schließlich hatte sie mich ja beleidigt, auch wenn es unwissentlich war.

Dennoch! Ich konnte den Rauch aus meinen Ohren spüren, während ich das drehen meiner Zahnräder nicht überhören konnte.

Vorsichtig hob ich noch einmal meinen Kopf und schreckte förmlich in meinen Stuhl zurück.

Mit einem Lächeln stand sie im fester. Sie hatte ein Handtuch um ihre große Menge an Haar gebunden, während sie ein strahlend weißen Shirt trug. Tatsächlich war es einer schöner Kontrast zu ihrer dunklen Haut gewesen.

Schüchtern hob sie ihre Hand, bevor sie verunsichert auf den Zettel zeigte. Also war er doch für mich gewesen, auch wenn ich mir das schon gedacht hatte.

Ich griff neben meiner Lampe nach einen neuen Block und riss ein Blatt heraus. Ein raues Gefühl breitete sich sofort auf meiner Haut aus, dass verschwinden musste.

Noch bevor ich überhaupt einen Stift in der Hand hatte, wischte ich mir meine Hand schon an meiner Kleidung ab.

Mein Blick wanderte noch einmal zu Brooklyn, die schon fast etwas hoffnungsvoll zu mir sah.

Ich starrte das leere Blatt vor mir an und schrieb einfach das erste darauf, was mir in den Sinn kam.

Ich nahm ihre Entschuldigung weder an, noch lehnte ich sie ab. Ich drückte auch nicht meine Gefühle aus, einfach weil ich nicht wusste, wie ich mich fühlen sollte.

Besaß ich denn überhaupt das Recht sie zu verurteilen, wenn in ihrer Welt mein Handeln wirklich unhöflich war?

Ohne wirklich einen Ausdruck auf meine Lippen zu bringen, klebte ich den Zettel an mein Fenster.

Ich beobachtete ihr Lachen, als sie meine Worte "Das ist kein Taylor Swift Song" las.

Ihre Augen kniff sie vor Lachen zu, während sie ihre Arme nicht von ihren Bauch nehmen konnte.

Langsam beruhigte sie jedoch wieder und nahm vorsichtig den Zettel ab, bevor sie aus dem Rahmen des Fensters verschwand - bevor sie aus meinem Blickfeld verschwand.

Auch wenn sie nur hinter einer Wand verschwunden war, fühlte sich das kleine bisschen des Raumes leblos an.

Es war komisch zu erklären, aber es war, als wären die Farben des Zimmers verblasst. Oder als würde ihre Deckenlampe mit Batterien betrieben werden, denen langsam der Saft ausging.

Erst als sie mit einem Block wieder im Fensterrahmen stand, leuchtete der Raum wieder in Farbe auf.

Wie gebannt beobachtete ich sie von meinem Stuhl aus, doch lehnte sich mein Oberkörper immer weiter nach vorne und sah ihr beim Schreiben zu, ehe sie mir den Block entgegen hielt.

,,Und was, wenn das ein Taylor Swift Song wäre?" Wisperte ich in die Stille, welche mich plötzlich zu überrollen schien.

Gänsehaut überkam mich, doch versuchte ich diese zu ignorieren und konzentriert mich lieber darauf, mich an das Gefühl des Blocks zu gewöhnen.

Ich nahm den Zettel von meinem Fenster, bevor ich den Block, mit dem unangenehmen Papier hochhielt.

Diesmal lachte sie nicht, auch wenn sich ein schwaches Lächeln auf ihren Lippen bildete, als sie ihren Kopf zu schütteln begann.

Fragend las ich mir meine Worte durch.
,,Dann muss ich wohl taub sein, da ich sie nicht singen hören kann"

Hörte sich der Satz komisch in ihren Ohren an? Hätte ich vielleicht von meinem Lieblingslied schreiben sollen?

Ich hob meinen Kopf und sah zu ihr. Wieder hielt sie ihren Block hoch, doch diesmal wusste ich nicht, wie ich reagieren sollte.

"Mit dir hat man sicherlich viel Spaß auf Partys"

Zwar viel es mir oft schwer so etwas auseinander zu halten, doch war das mit Sicherheit Sarkasmus gewesen.

Und es tat verdammt weh.

Glaubte sie in allem ernste, dass mich irgendjemand zu so etwas einlud, wenn sie in der Schule so über mich sprachen?

Ich knipste das Licht meiner Lampe aus und lief stattdessen auf mein Bett zu. Meine Augen starrten zu der gräulich aussehenden Decke, welche eigentlich weiß war, während meine Hand nach meinen Handy und meinen Kopfhörern griff.

Mir gefiel die Stille nicht, also wollte ich sie ausblenden - wie ich es immer tat.

Meine Finger tippten einfach auf ein Lied herauf und sofort begann es zu spielen.

Es war, als würde ich mich von einer Last befreien. Mit einer Leichtigkeit konnte ich einatmen, ohne darüber nachzudenken wie man eigentlich atmete.

Trotzdem atmete ich immer noch schwer aus. Meine Gedanken drehten sich immer noch um Brooklyns letzten Zettel.

Ich zweifelte daran, dass sie es als Beleidigung meinte, sondern es eher als ein Beispiel aus ihren Leben sah.

Für mich wirkte es schließlich so, dass sie sehr extrovertiert war. Da lag es doch nahe, dass sie beliebt auf ihrer alten Schule war und ständig auf Partys ging.

Vielleicht machte ich mir aber auch nur zu viele Gedanken, schließlich war das überdenken jeder Kleinigkeit einer meiner wenigen "Stärken".

Allerdings minimierte ich jetzt das Gewicht des Problems, um mir die Schuld zu geben.

Es war immerhin leichter mich als das Problem anzusehen, als meine Frust an einer Fremden rauszulassen.

Butterfly SyndromeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt