5 - [Mit Ihr]

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Sofort nahmen meine Ohren das Klopfen an meiner Zimmertür war, nur bevor ich etwas sagen konnte, standen meine Eltern schon im Türrahmen und suchten mich, ehe ihr Blicke zum Boden fielen und mich vor meinen Bücherregal sitzen sahen.

,,Ordnest du deine Bücher wieder ein?" Fragte mich mein Vater, dabei trug er wieder dieses nervöse Lächeln.

Ich konnte mich mentall also schon mal auf etwas vorbereiten.

,,Nein, ich hatte nur das Bedürfnis sie mir anzusehen" Gestand ich ehrlich, bevor ich begann sie einzuräumen.

,,Das Abendessen ist gleich fertig. Zieh dir doch etwas nettes an, wir essen nämlich mit den Meyers zusammen" Stammelte meine Mutter nervös, doch deutlich gelassener, als beim letzten Mal, wo sie mir erzählte, dass die Meyers ins Haus neben uns zogen.

Nickend stand ich auf und lief zu meinen Kleiderschrank, der in der Ecke des Raumes stand.

Freudig verließen sie mein Zimmer, doch konnte ich mich nicht wie sie für dieses Essen begeistern.

Ich war Brooklyn den gesamten Schultag aus dem weg gegangen, seit der Sache mit den Zetteln gestern. Ich fürchtete mich vor einer Konfrontation.

Brooklyn wirkte unter ihrer extrovertierten Fassade wie eine starke Person, die sich nichts gefallen ließ.

Ich konnte mir nicht vorstellen, dass es für sie in Ordnung war, dass ich einfach vom Fenster weggegangen war.

Vielleicht machte ich mir aber auch einfach zu viele Sorgen - so wie immer.

Brooklyn wusste ja seit gestern von meiner Diagnose, auch wenn ich mir sicher war, dass sie mit "Spektrum" allein nichts anfangen konnte.

Seufzend holte ich mir aus meinem Schrank eine schwarze Jeans und eine weiße Bluse, bevor ich darin hineinschlüpfte.

Ich war am überlegen, ob ich mir nicht einen hohen Zopf machen sollte. Ich mochte meine braunen Haare, als Kind saß ich stundenlang vor den Spiegel und hatte mir irgendwelche Frisuren gemacht.

Doch je älter ich wurde, desto öfters spürte ich die Blicke der Menschen auf mir. Weshalb ich sie eigentlich nur noch offen trug, so wusste ich schließlich nicht mehr, ob sie mich ansahen, da mir meine vorderen Strähnen nur noch vor den Augen hingen.

Ich konnte das schlagartigen verkrampfen meines Körpers nicht entkommen. Mit einem trockenen Mund lief ich die Treppe zum Esszimmer herunter.

Leise setzte ich mich an den Tisch, den mein Vater gerade gedeckt hatte, während meine Mutter in der Küche stand und zu den Liedern im Radio mitsang.

Ein strenger Geruch entfloh aus der Küche, was mich dazu zwang wieder durch den Mund zu atmen.

Nervös wippte ich auf meinen Stuhl zu den Seiten, bis mich das läuten der Türklingel in völliger Panik verfallen ließ.

Alles fühlte sich an, als wäre ich in Zeitlupe gefangen gewesen, während jeder normal sein Leben weiter lebte - alle außer ich.

Meine Mutter stellten mir einen Teller mit Nudeln vor die Nase, bevor sie mich dazu brachte aufzustehen und zur Haustür mit ihr zu laufen.

,,Schön das sie hier sind" Sagte mein Vater mit einem breiten Lächeln auf den Lippen, als er Brooklyns Vater seine Hand gab und ihm auf den Rücken klopfte.

,,Ihr beide kennt euch ja sicher schon" Lachte meine Mutter, als sie mich dazu brachte, Brooklyn zu begrüßen, was allerdings in einer sehr verkrampften Umarmung endete.

Zusammen liefen - oder eher gesagt, meine Eltern führten sie, nach einer kurzen Flur-Tour zum Esszimmer.

Begeistert sahen sie zu dem gedeckten Tisch, von dem ich nicht einmal die Hälfte des Essens benennen konnte, was darauf stand.

Sofort baten meine Eltern darum, dass sie sich doch setzten sollten, während sie daraufhin eine Gespräch begannen.

Sie alle strählten einander an, als hätte es kein Licht im Raum gegeben.

,,Und ihr beide geht in eine Klasse?" Hörte ich Brooklyns Mutter mich fragen, die mich mit einem schon wissenden Lächeln ansah.

Ich verstand nicht, warum sie nach fragte, wenn sie es doch sowieso schon wusste. Sie musste mit mir schließlich keinen Smalltalk betreiben, dafür konnte sie doch mit meinen Eltern reden.

Ich wollte nicht unhöflich sein. Wenn Brooklyn es mir schon so ins Gesicht sagen konnte, dann konnten es auch ihre Eltern. Aber irgendwie blieben mir die Worte im Hals stecken, zusammen mit meinem Atem.

Unabsichtlich hielt ich meine Luft an, dabei hatte ich einfach vergessen wie man ein- und ausatmete.

,,Ja" Beantwortete Brooklyn nach kurzer Zeit, die mir wie eine Ewigkeit vorkam, ihre Frage.

Desinteressiert spiezte sie ihr Essen auf ihrer Gabel auf, nur um es dann doch wieder von dieser zu nehmen.

Sie sah so aus, als wollte sie eigentlich gar nicht hier sein, obwohl sie das selbe Lächeln wie ihre Eltern trug.

,,Also ich bin nur froh, dass ich aus der Schule raus bin" Lachte ihr Vater mit seiner tiefen Stimme.

Nickend reagierte ich darauf, während meine Eltern mitlachten und Brooklyn mit einem neidischen Grinsen zu ihm sah.

Stille kehrte wieder ein und ich konnte den Blick von Brooklyns Eltern auf mir spüren.

,,Ihre Tochter ist wohl sehr schüchtern" Richtete sich ihre Mutter an meine Eltern. Das wirkte auf mich einfach nur wie lautes Lästern.

,,Nicht jeder ist eben so kontaktfreudig" Sprach meine Mutter in einem gelassenen Ton, trotzdem kam es ernst rüber.

Verständnisvoll nickten ihre Eltern, bevor sich mein Vater zu Wort wandte:
,,Ich beide scheint wohl schon satt zu sein. Geh doch mit Brooklyn in dein Zimmer, dann müsst ihr euch nicht so langweilen" Schlug er vor, was meine Mutter nur bejahen konnte.

Wie gezwungen stand ich von meinen Platz auf, während Brooklyn mir hinterher gelaufen kam.

Die Treppenstufen knarrten. Es fühlte sich wie eine Warnung an, dass sie nicht weiter laufen sollte.

Mein Zimmer war schließlich mein sicherer Ort. Niemand sollte darein, niemand dürfte darein.

Schluckend öffnete ich die Tür und setzte mich sofort auf mein Bett, während ich sie nicht aus den Augen ließ.

Sie stand in mitten meines Zimmers und ließ ihre Augen wandern. Zwar fasste sie nichts an - was mir sehr gerecht kam - trotzdem fühlte es sich wie ein Einbruch in meine Privatsphäre an.

,,Nettes Zimmer" Komplimentierte sie mir, als an meinem Bücherregal vorbei striff und zu meinen Kleiderschrank wanderte.

Die Schiebetüren standen beide offen. Mir gefiel es nicht, wie sie den Inhalt meines Schranks sehen konnte.

Ich wollte die Türen schließen, doch konnte ich nicht. Sie mussten offen bleiben, sie waren schließlich immer offen.

Hauptsächlich aber auch nur, weil ich etwas paranoid war und glaubte, dass jemand in meinem Schrank saß, wenn die Türen geschlossen waren.

,,Also wegen gestern"

Butterfly SyndromeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt