17-Die Verfolungsjagd

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Bald hatte sich die Nachricht meines Erscheines in ganz Varkan herumgesprochen. Immer wieder zeigte ich mich in der Stadt, meistens vom Himmel herab begleitet und beobachtet von Dorcha. Es tat den Menschen gut, wenn sie sahen wie er weit über ihnen am Himmel kreiste, wie ein rabenschwarzer Schutzengel. Ich versuchte mein Training die nächsten Wochen nicht zu vernachlässigen. Aber es war mir wichtiger, mich den menschen zu zeigen. Mit den Schmieden die Pläne für unglaublich große Pfeile mit Widerhaken wie einer Harpune zu entwerfen. Und mit an zu packen, wo es mir möglich war. Ich polierte Rüstungen mit den anderen Frauen, half Holz zu zerhacken, auch wenn meine Arme am Ende des Tages beinahe abfielen. Trotzde fühlte ich mich jeden Abend besser und freudiger, trotz der lähmenden Müdigkeit in meinen Gliedern. Ich sah wie sich die Menschen ins Zeu legten. Ich sah wie Katapulte entstanden und mit Schweiss und Blut zusammengebaut wurden. Ich beobachtete die Menschen aus den Dörfern, wie sie auf den Feldern von den Wachend es Palastes im Kampf unterrichtet wurden. Wie sie ihre Mistgabeln gegen Schwerter und Lanzen eintauschten, wenn der  Arbeitstag zuende war. Dann waren sie keine Bauern oder Holzfäller mehr, sondern Krieger. Und sie alle waren so entschlossen. Das tat mir gut. Und auch der König war zufrieden. Er regelte das alles, das mit der Essensversorgung und der genauen Anzahl Rüstungen und Waffen, die produziert werden mussten. Wir bereiteten uns auf einen Krieg vor. Und meine Rolle darin sollte entscheidend sein. Das dachten zumindest alle. Und das erwartete man auch von mir. Umso mehr setzte es mich unter Druck, dass ich trotz stundenlangem Meditieren keinerlei Kontakt zu der Geisterwelt der Drachen aufnehmen konnte. Ich versuchte es von ganzem Herzen. Im Nahkampf und dem benutzen von Magie wurde ich immer besser. Das war auch etwas, das ich üben und lernen konnte Doch die Geister zu kontaktieren, wollte mir einfach nicht gelingen. Und das bereitete mir, als auch dem König große Sorgen. Denn wie sollte ich als Geheimwaffe eingesetzt werden könne, wenn ich meine einzige Aufgabe nicht erfüllen konnte. Ich setzte mich selbst unter Druck und das machte alles nur noch schwieriger. Jetzt sass ich gerade auf der Wiese vor dem Wald, an welchem gerade fleißig Bäume gefällt wurden und Dorcha half, die schweren Baumstämme in die Stadt zu fliegen. Zu beginn hatte es ihm nicht gefallen, wie ein Maulesel bepackt zu werden. Aber nachdem ich hm ein wenig mit seiner unglaublichen Stärke und Wichtigkeit geschmeichelt hatte, hatte er sich dann überreden lassen. Belustigt beobachtete ich, wie ehrfurchtsvoll und schüchternd sich die Menschen in seiner Gegenwart verhielten. Kein Wunder, sie reichten ihm auch alle wie Ameisen nicht mal bis zu den Knien. Süss wie sie jedes Mal zusammen zuckte, wenn er laut einatmete oder mit dem Schweif peitschte. Aber es war nie verkehrt, Respekt vor einem Drachen zu haben. Denn sie waren nun mal unberechenbar. Ich sass auf der trockenen Wiese und strich mit den Händen über die sanften Grashalme und Blumen. Ich erholte mich vom gescheiterten Training und genoss die Sonne auf meinem Gesicht. Ich blickte in den tiefblauen Himmel und zählte die kleinen Wolken, die gemütlich über mir vorbei zogen. Da ließ sich jemand neben mich plumpsen und als ich den Kopf kehrte, blickten mich zwei verschlossene, eisig blaue Augen an. "Und, wie läufts." Meinte Ace und ich blickte zu Boden. "Kannst du dir ja denken." Er zuckte die Schultern und ließ sich dann auf den Rücken sinken. Weiter hinten standen die Wachen, die mich immer überall hin begleiteten. "Keine Ahnung, ich bin nicht der Erbe der Drachen. Ich kann das alles nicht nachvollziehen." Er klang nicht bissig, obwohl ich das eigentlich erwartet hatte. "Bist du gut drauf?" Er grinste spitzbübisch. "Mag sein, aber mach es nicht kaputt." "Wieso denn das?" Erkundigte ich mich und blickte auf ihn hinunter, immer noch auf die Ellbogen gestützt. Er blickte zufrieden in den Himmel. "Ich mag es, wie es gerade läuft. Jeder hat seine Aufgabe, alle arbeiten zusammen und es scheint sogar zu funktionieren. Ich kann es gar nicht erwarten, diesen Arschlöchern kräftig in den Hintern zu treten." Ich erinnerte mich an den Mann, den ich erstochen hatte. Mein erster Toter. Ich hatte mich nie wirklich damit auseinander gesetzt. Aber er verfolgte mich noch immer in meinen Träumen. "Ist es schwierig, zu töten?" Fragte ich Ace und er wurde ernst. Kurz überlegte er. "Du hast dich dem Volk präsentiert Quinn. Du hast dafür gesorgt dass jeder im hintersten Winkel des Landes erfährt, dass du hier bist. Also wird auch Krimur oder seine Männer bereits davon erfahren haben. Es wird eine logische Konsequenz sein, das du früher oder später töten musst." Meinte er dann. Ich schüttelte den Kopf. "Aber ist es schwer?" Hakte ich nach. Er seufzte. "Nein. Ist es nicht. Töten ist leicht. Es ist meist nur eine Klinge, die Fleisch durchbohrt oder ein Mensch, der aus dem Sattel seines Drachens fällt." Er hielt kurz inne. "Aber damit zu leben und sich immer und immer wieder das Gesicht derjenigen vorstellen zu müssen, die wegen dir nicht mehr auf dieser erde wandeln, das ist schwer. Daran zu denken dass eine Familie ihren Vater und Mann verloren hat, die vielleicht nichts böses im Sinn hatten. Das ist schlimm." Ich schluckte und rieb mir die Schläfen. Dann ging es mir ja ähnlich wie ihm. "Und wird es einfacher?" Er nickte. "Ja wird es. Du wirst besser werden darin, es zu verdrängen. Aber wenn du dich damit auseinander setzen willst, dann vergiss es. Du wirst das niemals verarbeiten oder akzeptieren können. Du kannst das was wir hier tun nicht machen, wenn du ein Moralapostel spielen willst." Er setzte sich wieder auf und blickte mir in die Augen. "Es ist unsere Aufgabe, die Menschen hier zu beschützen. Und wenn wir einen grausamen Mann töten müssen, um hunderte Leben zu retten, dann ist es das Wert. Hast du verstanden?" Ich wollte gerade etwas darauf erwidern, als mir eine Bewegung am Himmel auffiel. Abrupt richtete ich mich auf.
„Ace..."
Flüsterte ich und klopfte mehrmals auf seinen Arm, damit er meinem Blick folgte.
„Siehst du das?"
Mein Blick haftete an der Gestalt am Himmel, die hinter der Baumgrenze, beinahe am Horizont, in der Luft beinahe stillstand.
Ich konnte allerdings den majestätischen Körper eines Drachen erkennen, dessen Flügel sich langsam und regelmässig durch die Luft bewegten.
Die Sonne blendete zu sehr, um es zu erkennen, doch ich konnte schwören dass ein Reiter auf dem Rücken des Drachens sass.
Kurz sassen wir ganz Still, Ace Augen und meine Trafen sich.
Dann, als würden wir uns wortlos zustimmen und denselben Gedanken teilen, sprangen wir auf.
In Gedanken rief ich nach Dorcha, er musste sich beeilen.
Es dauerte keine Sekunde, da riss er auch schon seinen Kopf hoch, liess die gefällten Bäume aus seinen Klauen auf den Boden fallen, dass die Bewohner weg springen mussten, um nicht davon getroffen werden. Mit einigen schweren Schritten und Flügelschlägen überquerte er das Feld und Windstösse zerstörten mir die Frisur.
„Ich blickte hoch zu dem eckigen Gesicht meines Drachens, seine Gelben Augen richteten sich ebenfalls in den Himmel und er streckte seinen langen Hals weit aus.
Ich nutzte die Zeit um an seinem Flügel hinauf in den Sattel zu steigen, den ich Dorcha täglich umschnallte. Ich blickte hinter mich, Ace sass auf dem Silbernen, der auf allen Vieren näher zu uns Kroch und den Boden dabei beben liess. Dorcha schüttelte den Kopf, dann stiess er einen lauten, gefährlichen Schrei aus seiner enormen Kehle, der die Luft wie tausend scharfe Messer durchschnitt.
Die Dorfbewohner verstanden jetzt allMählich auch.
Mit ihren Fingern zeigten sie gegen Himmel, und suchten Schutz zwischen den herumliegenden Holzstämmen.
Das würde ihnen im Fall eines Angriffes zwar nichts nützen, aber Ace und ich waren da. Und Dorcha. Wir würden diesen Reiter, diesen Spion nicht entkommen lassen.
„Los!"
Schrie ich und Ace machte auf seinen Hinterbeinen einige schnelle Schritte, während er mit seinen Flügeln immer schneller Schlug.
Dann hob er vom grünen Gras ab und segelte mit kräftigen Flügelschlägen über die Baumspitzen hinweg. Ich spürte den peitschenden Wind, als wir die Verfolgung des Spions aufnahmen. Dieser hatte uns bemerkt und drehte ab. In rasantem Tempo entfernte er sich von uns.
Doch Dorcha und ich waren uns einig, dass wir ihn nicht entkommen lassen würden.
Mit angezogenen Beinen und weit ausgestreckten Flügeln schoss mein Drache durch die Luft wie ein schwarzer Pfeil.
Neben uns, einige Ellenlängen Tiefer, flog Ace auf dem silbernen Drachen her. Er blickte zu mir hoch und wir wussten beide, was der Besuch des einzelnen Drachenreiters sollte. Meine Anwesenheit hatte sich herum gesprochen und Jemand hatte eben bestätigen müssen, dass die Gerüchte wahr waren.
Und das war unsere Gelegenheit, uns einen Reiter zu schnappen und ihn bei uns in Varkan zu verhören.
Ich krallte meine Hände in die Schlaufe am vorderen Ende meines Sattels, um bei dem rasanten Tempo nicht im Sattel hin und her geworfen zu werden.
Ich duckte mich tief, damit Aces Hals den Wind abhielt, und ich so den kalten Zug etwas entkam.
Wir holten schnell auf. Ich konnte bald erkennen wieso der Drache langsamer war, als unsere.
Er trug eine glitzernde, silberne Rüstung sodass beinahe jeder seiner Körperteile komplett damit bedeckt war. Das mussten mehrere Tonnen Stahl sein, um so ein grosses Biest einzukleiden. Und dementsprechend schwerer war er auch, als unsere beweglicheren und flinken Drachen.
Aber so waren sie auch ungeschützter: wir mussten dringend mal an eigene Rüstungen denken.
Ich kniff die Augen zusammen und erkannte eine menschliche männliche Gestalt auf dem Rücken des riesigen Tieres.
Ein Reiter aus Krimur, der geradewegs auf die Grenze der neiden Länder zuflog. Ich musste ihn unbedingt vorher erwischen. Ich hob langsam eine Hand und fixierte den Reiter auf dem Drachen.
Dann begann ich Wörter in einer Sprache zu murmeln, die klang als würde eine Schlange zischen und Wasser rauschen. Ich reihte sie aneinander als würde ich sie verstehen und spürte, wie sich in die Worte immer mehr Magie mischten. Wie sie meinen Zauber lebendig machten und ihm
Leben einhauchten.
Dann schoss ein Blitz aus meiner Hand hinaus, hinterließ dort ein unangenehmes Kribbeln und schoss, in der Luft zackige Sprünge vollbringen, auf den Reiter zu. Die Luft knisterte aufgeladen um mich herum und ich schoss weiter auf den Drachen und seinen Reiter.
Aus meinen Fingerspitzen traten feine, knisternde und aus weisser Energie bestehende Kuglen, die wie Munition aus einem Gewehr dem Blitz folgten.
Der Reiter wischte den Blitz mit einer Bewegung eines unsichtbaren Schildes weg, sodass er weit unter uns irgendwo im Boden einschlug.
Doch die vielen kleinen Kugeln fanden ihren Weg.
Sie knallten laut gegen die Rüstung des Drachen, gegen seine Schuppen und entlockten ihm einen gequälten Schrei.
In meinem Innern fühlte ich, dass es nicht gut war, dem Drachen Schmerzen zuzufügen. Aber ich ignorierte es. Denn er trug den Feind auf seinem Rücken.
Er begann in der Luft zu taumeln und sackte etwas ab, doch sein Reiter blieb erbarmungslos und schaffte es irgendwie, ihn dazu zu bringen, den Kopf benommen zu schütteln und weiter zu fliegen.
Dann ging er zum Gegenangriff über.
Spitzige, pfeilartig geformte schwarze Magie schoss auf uns zu, doch Ace erledigte das. Mit beiden Armen gehoben, errichtete er einen unsichtbaren Wall aus Energie vor uns, an dem die Pfeile abprallten und verblassten. Dabei bildeten sich kleine Ringe auf der Mauer, als würde sie aus Wasser bestehen und Ringe werfen. Das konnte ich nicht. Gut war er dabei.
„Quinn! Er fliegt gleich über die Grenze, wir erwischen ihn nicht!"
Ich sah es auch, eine feine Grenze aus farbigem, durchsichtigem Material, das vom Boden bis hoch in den Himmel ragten. Davon hatte ich gehört. Ein Netz aus lauter Alarmglocken, sodass man sofort merkte, wenn Jemand anderes ins eigene Land eindrang. Und der Reiter flog, oder besser gesagt, taumelte geradewegs auf diesen Schleier aus Magie zu. „Ich erwische ihn!"
Schrie ich gegen den Wind und Ace Augen kniffen sich zusammen. „Nein, Quinn das ist zu gefährlich! Wir sollten umdrehen!"
Ich sah, wie der Silberne immer aus meinem Blickfeld wich, Ace liess sich also zurückfallen. Um nicht in Krimur einzufallen. Doch ich dachte nicht mal daran, anzuhalten und Dorcha auch nicht. Wir schossen Weiter auf die Grenze zu.
In meinem Kopf tauchten wieder die Bildet auf. Der Reiter die über meinen Kopf hinweg segelten, wie sie gegen mich Kämpften und die Häuser verbrannt hatten. Und wie sie Selene getötet hatten. Vielleicht war es sogar er gewesen! Nein, ich konnte ihm nicht entkommen lassen!
„Scheiss drauf."
Knurrte ich und spürte instinktiv, dass Dorcha mit meinem Entschluss einverstanden war. Das er es auch wollte.
„Quinn! Tu's nicht!" hörte ich Ace noch rufen, dann ging seine Stimme im Wind unter.
Dorcha schoss wie ein Pfeil durch die Luft und nur wenige Momente nach dem feindlichen Reiter über die Grenze.
Ich hatte Blut geleckt, ich wusste dass der fremde Drache nicht mehr lange durchhalten würde. Es war eine Hetzjagd und er war verletzt, das roch Dorcha bis hierher.
Wir würden ihn einholen können. Wir würden es schaffen.
Ich hatte den Mund verzogen und den Blick fest auf den Reiter vor mir gerichtet.
Mir war bewusst dass die restlichen Reiter genau jetzt von meiner Anwesenheit in ihrem Reich erfahren würden.
Und das mir nicht all zu viel Zeit blieb. Das Reich war zwar gross; aber ich war mir sicher dass es Aussenposten gab, und nicht alle Reiter in der Hauptstadt hockten. Wir holten auf, immer weniger Raum blieb zwischen uns und dem Feind.
„Hol ihn dir!"
Zischte ich Dorcha zu und mit einem rauen Brüllen schoss Dorcha vor, streckte die Krallen Aus und krachte mit voller Wucht gegen den Drachen vor uns, der den langen Hals gesenkt gehalten hatte.
Dieser kreischte laut auf un legte die Flügel an, um seine Seite zu schützen, die Dorcha mit seinen Krallen bearbeitete.
Er hatte sich in den Drachen fest gekrallt und strudelnd flogen wir, wie ein Stein in Richtung Boden.
Der Drache schnappte nach Dorcha, warf seinen Hals gegen dein Seinen, doch mein Drache war stärker und verbiss sich in seinem Hals. Ich versuchte, trotz der Heftigen Bewegungen des massiven, schwarzen Körpers unter mir, nicht aus dem Sattel gerissen zu werden.
Ich konnte den anderen Reiter immer wieder aufblitzen sehen, zwischen den Klauen die durch die Luft schnitten und denen ich oftmals nur knapp auswich.
Der Erdboden kam immer näher, alles drehte sich, als wären wir in einer Spirale gefangen. Eine Sekunde bevor wir auf dem Boden aufprallten, liess Dorcha von dem schwer verletzten und blutenden Drachen ab, breitete die Flügel wieder aus und liess sich vom Wind wider etwas in die Luft treiben, die Beine angezogen.
Ich blickte über seine Schulter und erkannte den roten Drachen, der mit dem Rück nach unten weiter nach unten fiel.
Er streckt die Beine aus legte die Flügel um seinen Körper, um den Sturz abzufedern.
Dann krachte er mit dem geschützten Rückenpanzer direkt auf die Erde, rutscht einige Meter und riss somit die Erde auf und blieb dann liegen.
Etwas neben ihm, setzte jetzt auch Dorcha auf der abgenutzten Erde auf.
Ich erkannte bereits so wenige Meter hinter der Grenze beinahe kein grünes Gras. Geschweige denn irgendwelcher Bäume oder Sträucher.
Ich liess mich von Dorchas Rücken hinab gleiten und sprang auf den Boden.
Er war aufgeweicht, als wäre bereits jegliches Leben daraus entfernt worden.
Der Drache lag da und atmete noch, ich spürte es als ich an seinem Kopf vorbei lief. Aus seinem roten Hals strömte Blut, aus den Bisswunden die von Dorcha stammten.
Ich lief um ihn herum und ignorierte, dass meine Beine in dem blutigen Matsch einsanken.
Neben dem Drachen lag sein Reiter. Seine Beine waren unter dem riesigen Körper eingeklemmt, seine Brust verformt, als wären sämtliche Rippen zertrümmert worden.
Er hatte den Helm ausgezogen und Blut rann aus seinem Mundwinkel. Seine Augen waren weit aufgerissen und als er mich sah, begannen sich seine Fingerspitzen panisch zu bewegen. Ich sah den Schmerz in seinen Augen, er musste unglaubliche Qualen leiden.
Ich stellte mich direkt neben ihn, meine Fußspitzen stiessen in seinen Lederpanzer.
„Töte mich." flehte er und spuckte Blut.
Dann hustete er und versuchte, rasselnd einzuatmen.
„Nein."
Meinte ich und liess meinen Blick über sein Gesicht schweifen. Dann kniete ich mich neben ihm nieder.
„Zuerst sagst du mir, alles was du über Krimur weisst. Wo ist er? Wieviele von euch gibt es?"
Knurrte ich und versuchte, hart zu bleiben.
Einen Sterbenden und Gequälten Menschen zu verhören war nicht einfach.
Er zuckte kurz.
„Ich...weiss nicht wo mein König ist. Ich habe ihn noch nie gesehen. Ich schwöre..."
Krächzte er und krümmte sich.
„Es tut so weh..."
Tränen vermischten sich mit dem Blut und dem Schlamm auf seinem Gesicht.
Ich ignorierte sein Flennen. Er hatte so vielen Menschen weh getan, das hatte er verdient. Niemals hätte ich gedacht, dass ich imstande war, so kühl jemanden zu betrachten, der eigentlich Hilfe brauchte. Vielleicht war es der Hass, Hass der mich zwar durchhalten liess, der aber meine Menschlichkeit aufzufressen schien.
„Von wem erhältst du dann deine Befehle?"
Er atmete ein, schnappend.
„Ich weiss es nicht. Er ist nicht mehr hier, er ist weit weg. Dort wo die Erde Grün ist."
Ich runzelt die Stirn.
„Wie sieht er aus! Wie sieht Krimur aus!"
Er blickte mich direkt an. „Ich..."
Dann atmete er pfeifend aus und sein Blick richtete sich in die Ferne.
Ich wandte mich schnell ab. Ich wollte nicht erneut einen Toten ansehen. Meine Tante und den Mann, den ich selbst getötet hatte, waren bereits mehr als genug.

Stolen Secrets: Erbin der Drachen *beendet*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt