𝟚. 𝕂𝕒𝕡𝕚𝕥𝕖𝕝 🌑

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Der Vollmond spiegelte sich verschwommen im Großen See.
Um ihn herum funkelten unzählige Sterne. Einige leuchteten schwächer, einige stärker.

Eigentlich liegt unser Gemeinschaftsraum ja im Keller. Man kann von dort also weder den Himmel noch irgendetwas Anderes aus dem Fenster sehen. Genau genommen haben wir nicht mal Fenster. Aber ich war ja auch nicht im Gemeinschaftsraum.
Wir waren nicht dort.

Mattheo und ich standen an einem der wenigen breiten Fenstern im Schloss und blickten auf die Landschaft hinunter.
Wir sprachen kein Wort, jedoch signalisierte mir sein Arm um meine Schulter, dass er sich wohlfühlte.

"Also", durchbrach ich irgendwann die Stille, "wie war dein Sommer?"
Mattheo sagte nichts. Aus dem Augenwinkel konnte ich sehen, dass er sich über die Lippen leckte.

"Ganz gut", gab er zurück.
"Naja, wie immer eben. Deiner?"
"Auch gut. Um ehrlich zu sein, hab ich die meiste Zeit drinnen verbracht."
Der Dunkelhaarige lachte leise.

"Das kann ich mir gut vorstellen. Ich denke ja immer noch, dass du eigentlich nach Ravenclaw gehörst."
"Ich glaube, nicht. Erinnerst du dich noch, als wir im zweiten Jahr fast ein Gewächshaus hochgejagt hätten?"

Mattheo schmunzelte und auch ich konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen.
"Das werde ich nie vergessen. Wie wir da fein rausgekommen sind, ist mir immer noch ein Rätsel."
"Das ist jetzt zwei Jahre her ... die Zeit vergeht so schnell, wenn man Spaß hat."

Mattheos Griff um meine Schulter wurde ein bisschen fester, bevor er mich losließ.
"Na gut. Lass uns gehen, bevor dieser Percy Weasley uns aufliest. Auf den hab ich jetzt gar keinen Bock."

"Du hast nie auf irgendjemanden Bock", antwortete ich lachend, während wir zum Gemeinschaftsraum liefen.
"Stimmt. Außer auf dich", zwinkerte er.

🌑

Mit dem nächsten Tag begann offiziell das neue Schuljahr. Da ich gestern zu spät zum Abendessen gekommen war, hatte ich die gesamte Show mit den beiden Gastschulen und dem Trimagischen Turnier verpasst.

Es liefen jedoch hübsche Mädchen, die Französisch sprachen und große, stämmige Jungs, die gar nicht sprachen, durch die Gänge.

Während des Unterrichts wurde durchgehend über das Turnier getuschelt und nicht wenige Schüler und Schülerinnen kassierten mindestens eine Stunde Nachsitzen.

Mich interessierte das Trimagische Turmier herzlich wenig, denn ich verstand den Reiz daran nicht. Sich freiwillig in Lebensgefahr bringen, für ewigen Ruhm? Nee. Da verkrümelte ich mich lieber in der Bibliothek oder im Gemeinschaftsraum.

Meine Freundinnen waren jedoch total begeistert. Nicht selten schwärmten sie von den bulgarischen Typen - ganz besonders von Viktor Krum, dem Quidditchspieler.

Und als er dann auch noch Champion für Durmstrang wurde, rasteten alle total aus. Draco war ebenfalls ein großer Fan von Viktor Krum und kreischte mindestens ebenso laut wie die Mädchen, als Viktor Krums Zettel aus dem Feuerkelch flatterte.

Außer Krum waren noch Fleur Delacour für Beauxbatons und Cedric Diggory für Hogwarts ausgewählt worden.
"Na, ob der Hufflepuff das packt", äußerte Draco sich abfällig, während alle anderen für Cedric applaudierten.

Jedoch verstummte er plötzlich und starrte auf den Feuerkelch, der auf einmal einen weiteren Zettel ausspuckte. Auch alle anderen waren mucksmäuschenstill.

Dumbledore fing den rauchenden Papierfetzen aus der Luft und las ihn.
"Harry Potter", murmelte er.
"Harry Potter!", wiederholte er dann lauter.

Sofort begann die gesamte Halle, zu tuscheln. Ich tauschte einen verwunderten Blick mit Mattheo, der neben mir saß.
"Wie ist das denn möglich?", fragte ich leise, während ich mich zu ihm beugte.

"Eigentlich dürfte es nicht möglich sein", flüsterte Mattheo zurück. Sein warmer Atem streifte meine Wange.
"Potter. Natürlich", presste Draco wütend hervor. Er sah aus, als würde er jeden Moment explodieren.

Harry verschwand jetzt durch eine kleine Tür. Das Gemurmel in der Halle wurde immer lauter und vereinzelt schrien empörte Schüler. Dumbledore beschwichtigte sie und eilte sofort hinter seinem Lieblingsschüler her.

"Krass", murmelte Pansy Parkinson neben mir. Ich drehte mich zu ihr um.
"Wie hat der das gemacht?"
"Ich wette, der hat Dumbledore gefragt, ob er seinen Namen in den Kelch wirft!", zischte Draco grimmig.

Man sah ihm an, dass er extrem sauer war. Er funkelte Harrys Freunde - den Rothaarigen und die Schlaue - böse an, bevor er aufstand und aus der Halle stapfte.

"Ich wette, er macht sich nur Sorgen", grinste eine Ravenclaw am Nachbartisch, die alles mitbekommen hatte. Pansy lächelte sie künstlich an, bevor sie dem Mädchen ihren Mittelfinger ins Gesicht hielt.

Mattheo prustete los und auch ich konnte ein Kichern nicht unterdrücken.
Wir wurden anschließend von den Vertrauensschülern zurück in unsere Gemeinschaftsräume geleitet.

Dort spielten Blaise und Astoria Greengrass zusammen gegen Mattheo und Astorias Schwester Daphne eine Partie Zauberschach. Ich schottete mich ein wenig von ihnen ab, indem ich mich mit einem Buch auf eins der Ledersofas schmiss.

Während ich gebannt die Seiten umblätterte, merkte ich nicht, wie schnell die Zeit verging. Und so war es bereits kurz vor Mitternacht, als ich das Buch weglegte.

Ich blinzelte ein paarmal, während ich meinen Blick durch den dämmrigen Raum wandern ließ.
Die Fackeln an den Wänden flackerten nur noch schwach. Anscheinend waren alle bereits ins Bett gegangen.

Es überraschte mich also, als ich im Halbdunklen jemanden im Sessel neben mir ausmachen konnte.
"Mattheo, was machst du noch hier?", fragte ich ihn schläfrig.

"Ich warte auf dich", antwortete er sanft.
Die Röte schoss mir in die Wangen, während ich mich langsam aufrichtete.
"Das hättest du nicht machen müssen."
"Ich weiß."

Er stand ebenfalls auf und gemeinsam liefen wir zu den Wendeltreppen, die zu den Schlafsälen führten: Die der Jungs nach unten und die der Mädchen nach oben.

"Gute Nacht", murmelte ich.
Mattheo strich mir vorsichtig eine Strähne hinters Ohr und vergrub seine Nase in meinem Haar. Mir wurde heiß.
"Nacht", lächelte er, nachdem er sich von mir gelöst hatte. Dann schlenderte er gemütlich die Treppe hinunter.

Nachdenklich sah ich ihm nach, bevor ich mich ebenfalls auf den Weg in meinen Schlafsaal machte.
Einschlafen konnte ich in dieser Nacht jedoch nicht.

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𝕊𝕨𝕖𝕖𝕥 𝕃𝕚𝕥𝕥𝕝𝕖 𝕃𝕚𝕖𝕤 | 𝕄𝕒𝕥𝕥𝕙𝕖𝕠 ℝ𝕚𝕕𝕕𝕝𝕖Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt