𝟝. 𝕂𝕒𝕡𝕚𝕥𝕖𝕝 🌑

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"Sterne sehen aus wie Glitzer, den jemand auf einem dunkelblauen Tuch verstreut hat. Findest du nicht?"
Ich legte meinen Kopf schief und richtete den Blick auf Mattheo.

Die Sterne spiegelten sich in seinen großen, dunklen Augen. Von der Seite konnte ich seine langen, dichten Wimpern betrachten, um die ich ihn immer beneidet hatte.

"Mhm", machte er.
Obwohl er in den Himmel starrte, schien er gar nicht zu sehen, was vor ihm lag.
"Alles okay?", fragte ich vorsichtig.
"Mhm?"

Verwirrt blinzelnd wandte er sich mir zu.
"Ja. Ja, natürlich. Ich bin nur...nur müde."
"Oh. Okay."
Schweigend blickten wir wieder zu den Sternen hinauf.

Der kühle Wind fuhr durch seine Locken und hob sie so leicht an. Hier oben auf dem Astronomieturm war es immer frisch. Jedoch war heute etwas anders. Heute herrschte auch eine unangenehme Kälte zwischen uns.

In den letzten Tagen hatte er sehr abwesend gewirkt. Vielleicht lag das an dem Mädchen, das er geküsst hatte - vielleicht verdrehte sie ihm wirklich den Kopf und er wollte lieber bei ihr sein.
Niedergeschlagen ließ ich den Kopf hängen.

"Und bei dir? Alles gut?", erkundigte er sich leise.
"Ja. Ja, klar", murmelte ich und verschränkte die Arme vor der Brust.
"Sicher?"
Ich nickte.

"Würdest du lieber...also, würdest du jetzt gerade lieber woanders sein?"
"Was? Nein. Natürlich nicht. Es gibt keinen Ort, wo ich gerade lieber sein würde."
"Warum bist du dann so?!"
"Wie bin ich denn?"

Angriffslustig machte er einen Schritt vorwärts und verkleinerte so den eh schon geringen Abstand zwischen uns.
"Wie bin ich, hm?"
"Du bist so...abwesend! Gar nicht mehr richtig da!"

Mattheo runzelte die Stirn.
"Ist das alles, was du zu sagen hast?", fragte ich spöttisch.
"Sag mal, ist alles okay? Weshalb bist du so gereizt?"
"ICH BIN NICHT GEREIZT!"

Er lachte. Er lachte einfach.
"Wer's glaubt!"
"Hör auf, Mattheo."
"Womit denn? Es gibt nichts, worüber du dich aufregen könntest. Dann bin ich halt mal abwesend. Ist das so schlimm?"

"Warum sagst du mir nicht einfach, was los ist?" Tränen traten mir in die Augen.
Ich wusste, dass ich keinen Anlass zum Heulen hatte, aber ich konnte nichts dagegen tun.
"Vertraust du mir nicht?"

"Natürlich tu ich das! Aber es gibt nichts zu erzählen!"
"HÖR AUF, ZU LÜGEN!"
Meine Stimme war schrill. Mattheo wich einen Schritt zurück.
"Schnauze!", ertönte eine entfernte Stimme.

"Du denkst, ich lüge dich an?"
"Tust du das denn nicht?"
Stille.
"Mann, ich bin verliebt, okay?! Und ich kann mit niemandem drüber reden!! Besonders nicht mit dir."

Hätte ich nicht schon geheult, wären mir spätestens jetzt die Tränen gekommen.
"Okay", sagte ich mit zitternder Stimme.
"Hey, warte, das war nicht so gemeint...", rief er verzweifelt, jedoch hastete ich da schon die Stufen des Turms hinunter.

Weg von dem einzigem Menschen, von dem ich dachte, dass er mir vertraute.
Anscheinend hatte ich mich geirrt.

🌑

"Du hast überreagiert."
Konzentriert balancierte Draco eine Phiole mit einem brodelndem, grünem Gebräu zwischen einer Zange. Mit einem geschickten Handgriff träufelte er die Flüssigkeit in den Kessel, der vor ihm stand. Es gab einen erstickten Knall, dann stieg auf einmal Rauch auf.

"Meinst du wirklich?"
Mit geröteten Augen sah ich zu, wie Draco durch den Kerkerraum huschte und ein paar Dinge zusammenklaubte.
Zwar hatte Snape ihm erlaubt, hier unten zu experimentieren, jedoch wusste ich nicht, ob das einschloss, die Schule hochzujagen.

𝕊𝕨𝕖𝕖𝕥 𝕃𝕚𝕥𝕥𝕝𝕖 𝕃𝕚𝕖𝕤 | 𝕄𝕒𝕥𝕥𝕙𝕖𝕠 ℝ𝕚𝕕𝕕𝕝𝕖Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt