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Katherine hatte mich zu ihrer Wohnung geschleift, mit der Begründung, dass Damon und Caroline sonst versuchen würden von ihr fernzuhalten. Sie vertraute Damon nicht und ging davon aus, dass er einen weiteren Schlag gegen sie planen würde, wenn sie nicht eine Weile mit mir untertauchte. Ich hatte ihr nicht wirklich widersprochen, hauptsächlich auch deswegen, da wir in ihrer Wohnung, wo uns die anderen nicht so einfach auffinden würden, etwas mehr Zeit zusammen verbringen konnten. Außerdem wollte ich es meiden, mich Damon zu stellen und hoffte, dass er in ein paar Tagen bereit für ein Gespräch war. Elena hatte ich gebeten, dass sie mir ihre Notizen von den Schultagen im nachhinein geben und Bonnie alles zu erzählen solle. Als die Bestätigungsnachricht von ihr gekommen war, hatte ich mein Handy beiseite gelegt und für über einen Tag alle ankommenden Nachrichten und Telefonate ignoriert. Zum antworten hätte ich allerdings kaum Zeit gehabt, denn Katherine war wirklich gut im ablenken und wir hatten nichts anderes getan als zu trinken, miteinander zu schlafen oder reden und Fernsehen zu schauen. Vermieden hatten wir vor allem die Gespräche über meine Freunde, und alle weiteren Probleme die sich um uns herum aufgebaut hatten. Wenn wir nicht gerade intim waren, versuchte ich mehr über sie herauszufinden und tatsächlich bekam ich einige interessante Dinge über sie raus. Katherine konnte überraschend gut kochen, liebte fast alle Filme in denen Leonardo DiCaprio mitspielte und hasste die Musik der 70er mit blühender Leidenschaft. Außerdem war sie bereits fast überall auf der Welt gewesen, konnte allerdings nicht so viel sehen wie gewollt, da sie ständig auf der Flucht vor Klaus gewesen war. Ich war allerdings nicht die einzige, die viel hinterfragte, ich wurde fast genauso viel befragt. Sie lachte über meine ungeschicktesten Momente, lauschte meinen Erzählungen über meine Freunde aus Deutschland und fand es sehr spannend wie begeistert ich über meine Lieblingsbücher sprach. Es war eines der ersten Male, seit dem ich hier lebte, dass ich mir um nichts anderes Sorgen machen musste.

Und dennoch spürte ich genau, dass Katherine sich trotz allem zurück hielt und nicht viel tiefergehendes von sich verriet, oder eher verraten wollte. Einerseits fand ich das natürlich sehr schade, doch ich konnte sie auf einer gewissen Art verstehen. Es war für sie nicht gerade einfach sich zu öffnen und das sie sich oft hinter ihrer Gleichgültigkeit versteckte würde nicht von einem Tag auf den anderen vorbei gehen. Um sich weiter zu öffnen würde sie Zeit brauchen und ich war gewillt ihr diese zu geben.

Mir war außerdem klar bewusst, dass ich mich nicht für immer in ihrer Wohnung verstecken konnte, meine Freunde brauchten mich und so bald wie möglich sollten wir uns an einen Plan herantasten, in welchem wir Elena beschützen konnten. Als ich mein Handy nach fast zwei Tagen wieder anschaltete, kamen sofort tausende von Nachrichten an. Einige waren harmloser und sprachen davon, dass ein dringendes Gespräch nötig war, andere enthielten, dass ich mich doch bitte wieder melden sollte, sobald ich bereit dazu war und die längsten und krasseren Nachrichten (welche fast alle von Damon stammten) schrieben, dass wenn ich mich nicht bald meldete, er ganz Mystic Falls dem Erdboden gleich machen würde. Seufzend saß ich auf der Couch und las mir die SMSen durch, während ich mein Weinglas in der anderen Hand schwenkte. „Und? Wie sehr vermissen dich alle?", fragte Katherine und lehnte sich über die Couchlehne, um die Nachrichten mitzulesen. Ohne Worte zeigte ich ihr Damons SMS. Grinsend betrachtete sie diese, bevor sie das Sofa umrundete und sich am anderen Ende fallen lies. Sie schnappte mir das Weinglas aus der Hand und legte ihre Füße über meinen Schoß. „Er hat Angst, dass ich dich schon aufgegessen habe." Sie nahm sich einen Schluck und legte den Kopf leicht auf die Seite. „Nun in gewissem Sinne, ja." Augenverdrehend, aber grinsend warf ich ihr einen Blick zu. „Du bist unersättlich." Sie lächelte noch breiter, ging jedoch nicht weiter darauf ein, sondern trank still aus dem Glas. Mein Blick wand sich wieder auf mein Handy und ich erbarmte mich, wenigstens Elena zu antworten, bevor ich es wieder aus der Hand legte. Mit meinen Fingerspitzen begann ich über Katherines Beine zu streichen. „Ich sollte mich bald wieder bei ihnen melden, bevor Damon wirklich noch auf dumme Ideen kommt." „Du könntest aber auch einfach hier bleiben." Ich lächelte, schüttelte aber gleichzeitig den Kopf. „Wenn wir den anderen nicht helfen, werden sie es nicht schaffen Elena zu beschützen. Also muss ich mich wohl oder übel den anderen irgendwann stellen." Katherine seufzte schwer und legte den Kopf in den Nacken. „Eigentlich sollten wir uns den Stress ersparen und gemeinsam ins Ausland gehen. In Neuseeland war ich tatsächlich noch nicht, wie wärs damit?" Verdutzt starrte ich sie an. „Du willst mit mir abhauen?" Ihre Augen verengten sich etwas. „Bitte sag mir nicht, dass du das Flüchten vor einem psychotischen Vampir romantisch findest." Ich konnte nicht anders und kleines Lachen entfloh mir. „Nicht dein ernst oder?", höhnte sie und verdrehte ihre Augen. Ich schnipste ihr gegens Schienbein, bevor ich mit meinen sanften Fingerbewegungen fortfuhr.

Bloodstream // Katherine PierceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt