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Das Letzte was ich wollte war, bei dem grauenhaften Ritual dabei sein zu müssen. Sehen zu müssen wie Klaus meiner besten Freundin das Blut aus dem Körper saugte, um sie für seinen größenwahnsinnigen Plan zu opfern. Das meine Mom immer noch nicht verstand, was für ein Psychopath er war, schockte mich inzwischen keinesfalls mehr. Sie wiederholte ständig, dass die Verwandlung in einen Vampir und die Arbeit für Klaus sie „geheilt" hatte, dass sie seit dem viel glücklicher war, doch die Wahrheit schien ihr dabei nicht in den Sinn zu kommen. Natürlich, soviel gestand ich ihr zu, hatte sie für sich etwas gefunden, in was sie sich reinsteigern konnte und sie hatte durch ihre Verwandlung viel Macht über sich, ihren Körper und andere gewonnen. Ich hatte begriffen, dass sie sich durch all diese Tatsachen besser fühlte und sie sich so fest in das ganze verbiss (was wahrscheinlich auch durch ihre psychische Krankheit verstärkt wurde) das sie das Gesamtbild nicht klar erkennen konnte. Solange es ihr gut ging und Klaus, welchen sie offensichtlich verehrte und ihm wohl alles glauben würde was er ihr hinwerfen würde, auch gut ging würde sie die Bedürfnisse der anderen absolut nicht anerkennen. Sie stellte sich und ihren Boss über alles andere, dass sie sich überhaupt um mich noch sorgte, wirkte auf mich wie ein Wunder. Doch etwas ihrer früheren mütterlichen Liebe schien sie wohl noch in sich zu tragen, andernfalls hätte sie mich wahrscheinlich schon umgebracht, so sehr wie ich mich dagegen wehrte, als sie mich und Katherine mit zu dem Platz, an welchem das Ritual stattfinden sollte, mitschleiften. Katherine hatte einen bedrohlichen Schritt auf Marina zugemacht, die mich an beiden Handgelenken gepackt hatte, um mich hinter sich her zu schleifen, doch Klaus hatte ihr mit einer eindeutigen Geste gezeigt, dass er mir den Hals umdrehen würde, sollte sie sich weigern mitzugehen oder Marina auch nur ein Haar krümmen.

Während dem Weg dorthin hatte ich aufgehört mich zu wehren. Mir war natürlich von Anfang an bewusst gewesen, dass ich keine Chance hatte gegen meine Mom anzukommen, doch mein Frust war einfach viel zu groß gewesen. Ich erinnerte mich noch genau an so eine ähnliche Situation, als ich ein Teenager gewesen war, in meiner größten Rebelle-Phase. Genau daran erinnern, wohin wir gehen wollten konnte ich mich nicht, doch ich weiß noch das ich mich, genau wie jetzt, mit Händen und Füßen gewehrt hatte. Ich hatte meine Mom angeschrien, geweint, getreten und alles versucht um nicht mitfahren zu müssen, doch sie hatte es nach einiger Zeit geschafft mich ins Auto zu schieben. Noch nie zuvor oder danach habe ich sie so beschimpft wie damals und ich kann mich erinnern, dass es kaum eine halbe Stunde gedauert hatte, bevor ich mich von Herzen bei ihr entschuldigt hatte, als mir selbst bewusst geworden war, dass ich übertrieben hatte. Genauso hatte ich mich auch vorhin aufgeführt, wie ein rebellischer Teenager, nur mit dem eindeutigen Unterschied, dass ich mir diesmal vollkommen bewusst darüber war, dass ich mich nicht entschuldigen würde. Wofür auch? Ich war vollkommen im Recht, absolut im Recht. 

Nachdem ich aufgehört hatte mich zu wehren, war sie schlau genug gewesen und hatte nicht weiter versucht mit mir zu sprechen. Stattdessen hatte sie mit Klaus gesprochen, über den kommenden Ablauf. Ich hatte versucht das Gespräch zu ignorieren, während ich Marina, welche mich inzwischen losgelassen hatte, hinterhertrottete. Katherine war gezwungen vor Klaus durch den Wald zu laufen, der immer ein Auge auf sie gerichtet hatte. Auch wenn sie inzwischen nicht unter erneuter Manipulation stand, da sie noch genug Eisenkraut in sich trug, wäre sie niemals schnell genug abzuhauen und mich bei ihrem Fluchtversuch mitzunehmen. Und auch wenn ich gehofft hatte, dass sie gehen würde um die anderen zu warnen, ich wusste das sie mich niemals allein lassen würde.
Während unseres Fußmarsches überlegte ich fieberhaft, ob ich noch etwas weiteres tun könnte, doch jeder Schritt schien meine Hoffnung nur weiter in die harte Erde unter meinen Schuhen zu drücken. Je weiter und länger wir liefen, desto mehr kam mir die Einsicht, dass es nichts, aber auch nichts geben würde, was ich noch tun könnte. Aufgrund des Vollmondes erschien der Wald in einem unheimlichen blassen Licht, welcher die engstehenden Bäume um uns herum bedrohlich aussehen lies. Wäre ich alleine durch diese Wälder gestreift, hätte wahrscheinlich wahnsinnige Angst gehabt, doch in diesem Moment war die größte Bedrohung nicht um mich herum, sondern knapp einen Meter vor mir. 

Bloodstream // Katherine PierceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt