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Wir haben Elena gefunden. Lange Geschichte, wir erzählen es dir später. Du kannst bei unserem Haus warten. 

Damons Nachricht lies mir einen Stein vom Herzen fallen.
Nachdem die anderen losgefahren waren, hatte Bonnie weiterhin versucht durch verschiedene Zauber einen genaueren Standort von Elenas Aufenthaltsort zu finden. Mit Erfolg! Während ich die Information Katherine mitgeteilt hatte, konnte ich genau spüren, dass ihr die ganze Situation unangenehm war. Nicht, dass mich das wunderte, allerdings hatte ich die Hoffnung, dass durch Katherines Mithilfe bei der Rettungsaktion den anderen, vor allem Damon, bewusst wurde, dass sie wirklich auf unserer Seite stand. Nach dem Telefonat hatte ich länger nichts von den anderen gehört und da es Bonnie nach ihren Bemühungen nicht so gut ging, hatte Jeremy erklärt, dass er sie nach Hause bringen und sich um sie kümmern würde. „Ich hoffe du hast dich nicht zu sehr angestrengt. Bist du dir sicher, dass es bald wieder gehen wird?", hatte ich sie besorgt gefragt. Sie hatte mir ein schiefes Lächeln geschenkt. „Es wird schon gehen." Auf die unangenehme Stille hin, war ich von einem Bein aufs andere getreten, unsicher ob ich sie umarmen durfte oder nicht, nachdem das Katherine-Gespräch noch ausstand. Augenverdrehend hatte sie mich in ihre Arme geschlossen und mich überraschend fest gedrückt. „Hör auf dir so viele Gedanken zu machen. Ich kann nicht sagen, dass ich das ganze hier gut heiße, aber du hast einfach ein Talent dafür, dass gute in Menschen zu finden." „Oder Vampiren.", hatte ich grinsend hinzugefügt. 
Als die beiden schließlich nach Hause gefahren waren, hatte ich mich ebenfalls auf den Weg gemacht, da ich hoffte mich dort etwas ablenken zu können. 

Das hatte allerdings nur halb funktioniert. Egal ob ein Buch, der Fernseher oder das ständige starren auf mein Handy, nichts hatte mich nur irgendwie ablenken können. Gerade als ich schon am überlegen war, einem von den drein eine Nachricht zu senden, war Damons SMS angekommen. 
Sofort sprang ich von der Couch auf, schaltete den Fernseher aus, welcher sowieso nicht zu meiner Ablenkung beigetragen hatte und sprang förmlich aus dem Haus. Ich rannte die Verandatreppen nach unten, wobei ich es schaffte auf der letzten Stufe hängen zu bleiben und mit voller Geschwindigkeit fiel ich nach vorne. Zischend kam ich auf dem Boden auf, mit einem stechenden Schmerz im Knie. Meine Hände hatten mich zwar noch gut abgefangen, allerdings konnte ich genau spüren, dass ich mir mein Knie bestimmt etwas aufgeschürft hatte. Eilig rappelte ich mich nach oben, ignorierte das leichte pochen auf meiner Beinhaut und schritt eiligst zum Auto. Reicht ja nicht schon, dass ich sowieso ständig mit schlimmen Situationen konfrontiert werde, nein ich bin natürlich auch noch ein riesen Tollpatsch, dachte ich mir während ich das Auto startete und aus der Einfahrt fuhr. 

Ich fuhr einmal wieder etwas zu schnell durch das kleine Waldstück, bis mir einfiel, dass ich gar nicht gefragt hatte, wann die anderen eigentlich zurück kommen würden. Seufzend fing ich an zu bereuen, dass ich mich so unnötig beeilt hatte und dabei auch noch hingefallen war, doch umdrehen wollte ich nun auch nicht mehr. In weiser Voraussicht hatte ich jedoch einen der Schlüssen von den Brüdern mitgenommen, so konnte ich wenigstens im Haus warten.
Im Haus angekommen lies ich mich auf eines der Sofas fallen und zog meine Hose nach oben, um mein Knie zu betrachten. Wie bereits erwartet, war es etwas angeschwollen und aufgeschürft. Nicht sonderlich schlimm, doch es ärgerte mich immer noch. Mit einem Küchentuch fuhr ich über das bereits angetrocknete Blut und schenkte mir nebenbei etwas von Damons Lieblingsbourbon ein. Erschöpft, mit dem kühlen Glas in der Hand lehnte ich mich gegen die Lehne. Erst jetzt überkam mich die Müdigkeit, die ich während der Aufregung und der Ungewissheit über den Zustand der anderen noch nicht gespürt hatte. Da Elena offensichtlich in Sicherheit war, fiel diese Anspannung endlich von mir ab. In wenigen Minuten trank ich das Glas leer, stellte es auf dem Tisch ab und rollte mich auf der Couch ein, um die Wartezeit mit etwas Schlaf zu verkürzen.

Das Knarzen einer Türe lies mich sanft aufwachen. Ich blinzelte ein paar Mal, bevor ich mich eilig aufsetzte, als ich mehrere Stimmen sprechen hörte. Damon betrat das Wohnzimmer als erstes, wo sein Blick sofort auf mich und das Bourbon Glass fiel. „Du trinkst meinen Lieblingsbourbon ohne mich zu fragen?" Mit strengem Blick schnappte er sich das Glas von mir weg und goss sich sofort selbst etwas davon ein. Ich lächelte etwas müde und öffnete den Mund um zu antworten, doch genau in dem Moment trat Elena, direkt gefolgt von Stefan ein und sofort sprang ich auf. Sie wirkte erschöpft und etwas durch den Wind, allerdings hatte ich auch nichts anderes erwartet. Schnell zog ich sie in meine Arme und drückte sie fest an mich. „Wieso eigentlich immer wir?", flüsterte ich sanft und spürte wie sie meine Umarmung noch fester erwiderte. Sie seufzte schwer und zuckte mit den Schultern. „Ich bin froh das es dir gut geht." Langsam lösten wir uns voneinander. „Ich hab mir wirklich Sorgen gemacht." Ihre Mundwinkel zogen sich etwas nach oben, doch die Geste spiegelte sich nicht in ihren Augen. Plötzlich fiel ihr Blick auf mein Knie, welches frei zu sehen war, da ich meine Hose darüber gezogen hatte. „Oh Gott, was hast du denn gemacht? Ist alles in Ordnung?", fragte sie besorgt und betrachtete die Schürfwunde. Ein lautes Auflachen brach aus mir heraus und ich schüttelte ungläubig den Kopf. „Du warst einen Tag lang verschwunden, wurdest entführt und frägst mich, ob es mir wegen einer kleinen Schürfwunde gut geht. Ernsthaft jetzt?" Diesmal erntete ich ein echtes Lächeln von ihr, bevor sie sich schwerfällig auf einen der Sessel fallen lies. Stefan schnellte kurz davon und kehrte mich einem Glas Wasser in der Hand zurück, welches er ihr reichte und sich vor sie kniete. Seine Finger begannen sanft über ihren Oberschenkel zu streichen und er schenkte ihr einen mitfühlenden Ausdruck, welchen sie leicht lächelnd erwiderte. Ich drehte mich um, damit die beiden ihren Moment alleine haben konnten und erfasste Katherine, die gegen den Türrahmen gelehnt stand, die Arme überkreuzt und den Blick Richtung Boden gewandt. Ihre Körperhaltung wirkte defensiv, sie schien sich noch unwohler zu fühlen, als noch vor der Abfahrt. Am liebsten wäre ich sofort zu ihr gegangen und hätte ihre Nähe gesucht, doch ich kannte sie inzwischen gut genug, um zu Wissen, dass ich ihr in solchen Momenten, vor allem umgeben von den anderen, etwas Raum lassen musste. Ich hoffte, dass ich ihr etwas Komfort geben konnte, sobald wir wieder alleine waren. 

Bloodstream // Katherine PierceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt