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(Katherine)

Nach einem kleinen Streit über die Sitzplätze, hatte Katherine schließlich eingewilligt sich auf dem Rücksitz von Damons Camero niederzulassen. Damon fuhr natürlich und Stefan hatte die Karte vor sich ausgebreitet, um ihn in die richtige Richtung zu lotsen. Die Stimmung im Auto war sehr angespannt, da keiner von den drei über die Situation wirklich glücklich war. 

Innerlich verfluchte Katherine sich und fragte sich nun bereits zum hundertsten mal warum sie sich auf das ganze hier eingelassen hatte. Bis vor ein paar Monaten hätte sie so eine Situation noch genutzt, um die beiden Brüder auszuspielen und zu verführen, einfach für ihre eigene Belustigung, doch inzwischen hatte sich einiges geändert. Christina brachte sie wirklich dazu von ihrem eigentlichen Verhalten abzuweichen. Allein der Gedanke daran, wieder mit den beiden zu flirten und somit Christinas Gefühle zu verletzten, lies sie unwohl fühlen. Die Tatsache, dass Katherine sich geopfert hatte, um bei dieser Mission dabei zu sein, nur damit ihr Mädchen in Sicherheit war, zeigte genau wie sehr sie sich um sie sorgte. Ein Teil von ihr, mochte das Gefühl das Christina ihr gab, sie sehnte sich so sehr nach ihren unschuldigen Berührungen und der Wärme, die sie ausstrahlte. Doch der andere Teil mochte es nicht, dass sie so in diese Emotionen verfiel. Sie war es inzwischen so gewöhnt, sich nur auf sich und ihre Fähigkeiten zu verlassen, andere nur für ihren Vorteil zu nutzen, dass es ihr nicht nur schwer fiel, sich auf jemand einzulassen, sondern es für sie fast unmöglich erschien. Auch wenn sie Christina wirklich mochte, sie hatte keine Ahnung wie weit sie noch mit ihr gehen sollte. Sie mochte es absolut nicht in ihre Gefühle zu verfallen und das sie sich jetzt schon auf so eine Aktion eingelassen hatte, um sie vor einer Gefahr zu schützen, bestätigte ihr eines ihrer Mottos. Liebe ist Schwäche. Auf der anderen Seite konnte sie sich im Moment nicht mehr vorstellen, für längere Zeit auf Christina zu verzichten. 

„Wir müssten jetzt bald dort sein." Stefans Stimme holte sie zurück in die Realität und erst jetzt bemerkte sie, dass sie gedankenverloren aus dem Fenster gestarrt hatte. Wie kitschig.
„Was heißt bald?", fragte sie und lehnte sich weiter nach vorne, um auf die Karte zu schauen. Stefan deutete mit seinem Finger auf einen Punkt auf der Karte. „Gerade sind wir hier vorbei gefahren. Vielleicht noch 10 Meilen." Augenverdrehend lies sie sich in den Sitz fallen. „Und von dort aus, müssen wir noch weiter suchen.", grummelte sie und starrte an die Autodecke. Sie hoffte sehr, dass das alles nicht zu lange dauern würde. Damon hatte wohl beschlossen sie zu ignorieren, er hatte auf ihre Frage gar nicht reagiert und da sie keine Lust hatte weiterhin nachzudenken, sah sie sich im Auto um. Sie stellte fest, dass die Tasche neben ihr etwas geöffnet war und ihrer Neugierde folgend, steckte sie eine Hand hinein und zog einen metallischen Gegenstand heraus. Bevor sie ihn näher betrachten konnte, wurde er ihr bereits aus der Hand gerissen. „Hey!" Damon hob die Kugel vor sich. „Fass das nicht an." Nach einem Moment der näheren Betrachtung erkannte sie, was es war. „Ist das eine Granate?" „Eine Eisenkraut Granate." Stolz warf er die Granate in der Hand nach oben und fing sie wieder. Katherine starrte ihn ungläubig an. „Könntest du das lassen?" Damon warf ihr durch den Rückspiegel ein verschmitztes Grinsen zu und warf die Kugel erneut nach oben. „Hat die gute, alte Katherine Pierce etwa Angst vor ein bisschen Eisenkraut?" Sie griff nach vorne und riss es ihm wieder aus seinem Griff, bevor sie es langsam in die Tasche zurück gleiten lies. „In einer Granate? Ja! Und das solltest du auch! Im Gegensatz zu dir, kann ich wenigstens Eisenkraut trinken ohne sofort in Ohnmacht zu fallen." Das Grinsen fiel sofort und mit seinen Augen blickte er weiter starr geradeaus. Innerlich lächelte sie ein wenig in sich hinein. Diese Diskussion hatte sie eindeutig gewonnen!

Einige Minuten herrschte Stille, bis Stefan schließlich das Wort ergriff und sich an Damon wand. „Wer denkst du hat sie entführt?" Er zuckte kurz mit den Schultern, warf Katherine jedoch einen kurzen Blick durch den Spiegel zu, bevor er antwortete. „Bin mir immer noch nicht ganz sicher, ob es nicht der Teufel selbst war." Wut flammte in ihr auf und sie richtete sich automatisch nach vorne und unterdrückte eilig den Impuls, ihn von hinten zu würgen. Sie konnte wirklich nicht nachvollziehen, wieso Christina so gut mit ihm auskam, sie hatte noch nie einen nervigeren Vampir getroffen als ihn. „Wenn ich Elena entführt hätte, würde ich euch wohl kaum helfen sie wieder zu finden!" „Vielleicht ist das nur wieder einer deiner Pläne." Sie rückte noch weiter nach vorne. „Wenn das so ist, warum hast du es dann erlaubt, dass ich mitgehe?" „Hab ich nicht, aber zwei Idioten namens Christina und Stefan." Er warf seinem Bruder einen bösen Seitenblick zu, bevor er sich wieder auf die Straße konzentrierte. Katherine wollte seine Worte gerade kommentieren, doch er sprach bereits weiter. „Außerdem wäre der Sturkopf ansonsten hinterher gefahren." Da gab es nichts zu widersprechen und so nickte sie nur. „Ich hoffe nur für dich, dass es nicht von Anfang an deine Idee war in diese Situation zu kommen. War schließlich dein erster Plan, Elena für diesen Schwachsinn auszuliefern." Erneut konnte Katherine nichts dagegen sagen. Sie lehnte sich langsam zurück, bis ihr Rücken die Lehne berührte. „War es." Sie wartete auf einen weiteren bösen Kommentar, doch überraschenderweise kam nichts. 

Bloodstream // Katherine PierceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt