Rückblende Tag 56

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Sie waren nun seit 56 Tagen unterwegs, sie zählte die Tage es war das einzige das sie etwas bei Verstand hielt. Der Junge mit den braunen Haaren hockte auf einem Hügel vor ihr und aß eine Konserve die sie gefunden hatten. "Collin?" versuchte sie die Aufmerksamkeit des Jungens zu erlangen. "Cia", erwiderte er lächelnd und drehte sich um. Die warmen, braunen Augen musterten sie, es waren die gleichen wie ihre.

"Wie weit noch?" fragte sie ihn, ihre Beine schmerzten seit Tagen. Sie gingen bis sie nicht mehr konnten, nur um in eine weitere zerbombte Stadt zu gelangen. Nicht nur einmal waren sie den tödlichen Explosionen nur um Haaresbreite entkommen. Glück, war ihre Lebensversicherung und dieses hielt für gewöhnlich nicht allzulange. Eine Hand legte sich auf ihre Schulter, sie drehte sich um und musste unwillkürlich Lächeln. "Ryan", hauchte sie als sie den blonden Haarschopf erkannte. Seit sie aus ihrer Stadt geflohen waren, waren die 6 Jugendlichen nun schon alleine unterwegs. Er lächelte sie an und wischte sich den Staub aus dem Gesicht. "Wo sind die anderen?" fragte Cia ihn schließlich. "Kathi musste noch pinkeln, die beiden wollten auf sie warten", erwiderte er schulterzuckend. Cia nickte zustimmend, ehe sie sich wieder ihrem Bruder zuwandte der sie beobachtete.

Die Arme von Ryan wickelten sich von hinten um sie rum und zogen sie gegen seine Brust. Ehe das vergnügte Quietschen von Kathi zu ihnen gelang. Lachend drehte sich Cia in Ryans Griff um als ihre beste Freundin zwischen den Bäumen hervorstürzte, gefolgt von zwei Jungs die ihr auf den Fersen waren. "Collin!" kreischte sie ehe sie sich hinter dem Braunhaarigen versteckte und sich an ihm festhielt. Ryan wurde gegen Cia geschubst die nur perplex nach hinten sah und Lori hinter ihnen stehen sah.

"Ihr macht es euch auch selber schwer", lachte dieser und ging zu Collin, hinter dem sich noch immer Kathi versteckte. Cia drehte sich wieder zu Ryan um der sie musterte. "Collin du Arsch!" kreischte Kathi und wand sich unter seinem Griff, während Lori sie erbarmungslos kitzelte.

Cia schüttelte lachend den Kopf, wobei ihr die Haare ins Gesicht fielen. Als sie hoch zu Ryan blickte, lagen seine blauen Augen noch immer auf ihr. Seine Augen fesselten ihre Aufmerksamkeit und ließen sie alles um sich vergessen. Er näherte sich ihrem Gesicht und sein Blick schwang kurz zu ihren Lippen, bevor er wieder in ihre Augen blickte. Die Luft zwischen ihnen begann zu knistern, als sie bereits seinen Atem auf ihrem Gesicht spüren konnte.

Plötzlich landete ein Schwall kaltes Wasser auf ihnen. Luftschnappend blickte Cia auf und erblickte Alex der sich vor lauter Lachen kaum mehr halten konnte. Ryan hielt seine Arme noch immer um sie geschlossen und überwand sich schließlich ihr einen kurzen aber zärtlichen Kuss auf die Lippen zu drücken, ehe er sich auf Alex stürzte. "Na wenigstens hat er dir endlich einen Kuss gegeben", sprach Kathi aus die neben Collin stand, der das Ganze misstrauisch beobachtete.

"Ryan, ich schwöre dir wenn du meiner Schwester weh tust, bist du einen Kopf kürzer!" drohte er dem Blonden ehe er seiner Schwester zuzwinkerte. Ryan gab es auf und wandte sich an Cia, die vollkommen nass noch am gleichen Fleck stand. Er schnappte sich seinen Rucksack und gab ihr ein Handtuch, welches zwar schon relativ schmutzig war, aber das kümmerte die Jugendlichen im Moment relativ wenig. Sie versuchten so gut wie möglich, dass erlebte zu verdrängen und streiften ohne Ziel durchs Land. Es konnte nichtmehr lange dauern bis der nächste Schlag in die Magengrube kam.

Es war relativ warm und die Sonne schien vom Himmel, obwohl es langsam Abend wurde. Die drei Zelte die sie hatten waren bereits aufgebaut. Während sich alle sechs in einen Kreis setzten. Cia saß in Ryan's Handtuch gewickelt neben Ryan der sich nun endlich dazu überwinden konnte einen Arm um ihre Schulter zu legen. "Ihr seid echt süß",schwärmte Kathi und grinste ihre beste Freundin an. Alex machte bereits seinen Mund auf, doch bevor er was sagen konnte erhielt er einen Schlag von Kathi. "Lass sie in Ruhe", zischte sie ihn regelrecht an, während sie Cia wieder zuckersüß ansah. "Ich schlaf heut bei Collin im Zelt", bestimmte sie und ließ Cia's Bruder gar keine Wahl. Er setzte dazu an was zu sagen, hielt aber inne als Kathi ihm einen warnenden Blick zuwarf.

Cia sah zaghaft zu Ryan auf, der ihr ein angestrengtes Lächeln schenkte. "Dann schläft Cia heut wohl bei mir", bemerkte er an die anderen, die zustimmend nickten. "Ich kann mir auch mit Kathi ein Zelt teilen", grinste Lori sie vielsagend an. "Ja quetscht euch am allerbesten alle drei in eines", grummelte Alex und blickte genervt in die Runde. Sein Blick blieb kurz an Felicia hängen, ehe er aufstand und sich in ein Zelt verschanzte. Lori zuckte nur mit den Schultern und blieb seelenruhig sitzen. "Soll ich mit ihm reden?" fragte Cia zögerlich und warf den anderen einen Blick zu, die hielten sich jedoch raus. "Lass sein, Babe. Der kriegt sich wieder ein" , erwiderte Ryan und zog sie an sich ran. Cia nickte und lehnte den Kopf gegen seine Schulter.

"Ich weiß noch als du in der 7. in diesen Daniel verliebt warst", begann aufeinmal Kathi in Erinnerungen zu schwelgen. "Dein einziges Problem war ob dein rotes Shirt ihm gefallen würde", lachte sie. "Er hat mich immer so angesehen, ich weiß nichtmal ob er wusste wie ich hieß", erwiderte Cia und entfernte sich etwas von Ryan, dessen Hand noch immer auf ihrer Schulter ruhte. "Mach dich nicht lächerlich Cia. Er hatte Angst dich anzusprechen, kein Wunder bei dem Blick den Collin immer auf dem Gesicht trug wenn er dir näher kam", lachte sie, woraufhin Collin den Blick senkte. "Er war eines dieser Arschlöcher", erwiderte dieser grimmig.

Cia nickte mit Tränen in den Augen und stand auf. Sie murmelte noch ein leises :"Gute Nacht." Bevor sie sich in eines der Zelte zurückzog.

"Cia, warte", sagte Ryan noch schnell und eilte ihr hinterher. Er stieg hinter der Braunhaarigen ins Zelt und schloss den Reißverschluss der sie von der Außenwelt trennte. "Babe..." murmelte er als er die Tränen in ihren Augen sah. "Was passiert hier Ryan? Wieso haben die, die Städte bombardiert?" brach sie in Tränen aus und ließ sich von ihm in den Arm nehmen.

"Ich weiß es nicht", erwiderte er und strich ihr über die Haare. "Ich hab Angst, Ryan", weinte sie an seiner Brust. "Ich auch, Babe. Ich auch", ununterbrochen strich er ihr über den Kopf, in einem angenehmen Rhythmus. Sie war froh über seine Ehrlichkeit und trotzdem hielt er sie schützend an ihn gedrückt. Er war nicht der Typ, der sowas zeigen würde. So wunderte sie seine Ehrlichkeit umso mehr. Er hielt sie so lange in seinen Armen bis ihre Tränen versiegten.

"Ry?" fragte sie heiser. "Hm?" machte er einen fragenden Laut. "Was wenn wir..." begann sie, als sie den Klos runterschluckte. "Hör auf so zu denken. Wir machen einfach das Beste daraus. Außerdem passen wir auf dich auf"; unterbrach er sie und drückte sie etwas weg um ihr Kinn etwas anzuheben. Sanft küsste er sie auf den Mund um sich gleich wieder von ihr zu entfernen. Cia nickte ehe sie den Blick senkte. In ihrem Kopf befand sich ein einziges Chaos. Einerseits fühlte sie sich sicher bei Ryan und andererseits wusste sie, dass selbst er sie nicht vor Bomben oder dergleichen beschützen konnte. Das Kribbeln das seine Berührungen auslösten, ließ sie trotzdem leicht lächeln.

"Lass uns etwas schlafen, ok?" fragte er sie ruhig und legte die beiden Schlafsäcke auf den harten Boden. Sie nickte wieder und streifte die Schuhe ab. Schnell entledigte sie sich ihrer Socken sowie der Hose und dem Pullover. So saß sie nur noch in einem kurzen Shirt vor Ryan. Der es ihr gleich tat und sich in einen Schlafsack legte. Unschlüssig saß Cia auf dem Boden, ehe Ryan auffordernd seinen Arm hob. Den Reißverschluss des Schlafsackes hatte er noch nicht geschlossen, so konnte Cia leicht zu ihm schlüpfen. Mit einer Hand griff er über sie drüber und öffnete den zweiten Schlafsack den er dann noch zusätzlich über sie legte. Seufzend kuschelte sie sich an Ryan's muskulöse Brust, der schützend die Arme um sie legte und über ihren Oberarm strich.

"Schlaf gut", murmelte Ryan an ihr Ohr. Sie lächelte und schloss die Augen. "Du auch", hauchte sie noch bevor sich ihre Atmung beruhigte.


 

Der Beginn vom EndeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt