Kapitel 6

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"Es ist alles gut Cia", sprach eine männliche Stimme über ihr, was sie noch mehr zusammenzucken ließ. Geschockt richtete sie sich auf und erinnerte sich wieder langsam an alles. "Tut mir leid, ich wollte nicht..." murmelte sie leise. "Schon ok, wir sollten mal sehen ob wir wen finden", bestimmte er und richtete sich auf. "Ok", stimmte sie zu und tastete sich an der Wand empor.

Zögernd griff sie immer wieder höher, auf das schlimmste gefasst. Es war der reinste Horror für sie, nicht zu sehen wo sie hingriff. Mica schien ihr zögerliches Tun zu bemerken und griff unentwegt nach einer Hand von ihr. "Keine Sorge, wir finden hier raus", sagte er enthusiastisch und zog sie hinter sich her. Blind schritt sie hinter ihm her.

Er versuchte positiv zu denken auch wenn es ihm schwerfiel. Über die Treppe würden sie nicht mehr rauskommen, aber er glaubte sich an einen zweiten Ausgang zu erinnern den ihm sein Vater mal gezeigt hatte. Zuerst mussten sie eine Taschenlampe finden, soviel war klar. "Wir brauchen eine Taschenlampe", klärte er das Mädchen auf und tastete sich nach der Tür gegenüber von der, aus der sie kamen.

Sein Vorschlag war ihr nur recht, der Gedanke daran noch länger in der Dunkelheit zu sitzen und nicht zu wissen was vor der eigenen Hand ist, ließ ihr einen weiteren Schauer über den Rücken fahren.
Unbewusst drückte sie seine Hand, was er mit einem Lächeln bemerkte.

Er tastete sich in den zweiten Raum und atmete erleichtert auf als er eine Taschenlampe zu fassen bekam. "Ich hab eine", bemerkte er und schaltete die Lampe an. Cia war die Erleichterung anzusehen als sie erkennen konnten was vor ihnen lag. In einem anderen Regal griff er nach einer Flasche in der sie ihr Wasser aufbewahrten. Er stellte die Taschenlampe so ab, dass das Licht nach oben leuchtete und den Raum in ein düsteres Licht tunkte.

Ihre Augen wurden groß bei dem Anblick, Dosen türmten sich in einem der eisernen Regale, Taschenlampen waren in einem anderen aufgereiht. Als er eine Wasserflasche griff und daraus trank beobachtete sie den Mann gespannt. Sein Adamsapfel bewegte sich bei jedem Schluck kaum merklich. Die Hose die er trug, war staubig und sah trotzdem unglaublich gut aus an ihm. Sie schüttelte den Kopf um diese Gedanken abzuschütteln. Es war nicht die Zeit für solche Gedanken, sagte sie sich selbst und ob diese Zeit jemals kommen würde stand in den Sternen.

"Du solltest auch was trinken", bemerkte er, als Cia noch immer keine Anstalten machte sich etwas zu nehmen. Zögernd nickte sie, die tiefen Schatten die ihr Gesicht überzogen ließen das magere Gesicht noch eingefallener wirken. Er hielt ihr auffordernd eine Flasche hin, da er das Gefühl hatte sie würde sich sonst nichts nehmen. Er war sich sicher, dass sie mal hübsch war, doch was jetzt noch davon zu sehen war wirkte abschreckend. Abgemagert, verdreckt und verletzt. Wenn er daran dachte das es ihm und seiner Familie mit etwas Pech gleich hätte ergehen können schüttelte es ihn. Seine kleine Schwester hätte es nicht überstanden da war er sich sicher und seine Mutter wäre nur noch ein Schatten ihrer selbst gewesen.

Was hätte wohl Collin gesagt, wieder einmal vertraute sie einem Fremden. Er würde es nicht gutheißen, ihr im Stillen einen Vortrag halten und ihr einbläuen, dass man niemanden trauen konnte. Sie wusste im Fall der Fälle würde er die Waffe ziehen und auf sie richten. Ob er abdrücken würde, wusste sie nicht, aber das wäre Nebensache mit einem Pistolenlauf im Gesicht war Cia nicht mehr zurechnungsfähig. Sie hatte das schon zur genüge erlebt, sie erlitt Panikattacken und tat innerhalb kürzester Zeit etwas, was sie später bereuen könnte. Alles um zu überleben. Collin sagte ihr immer wieder es wäre das Wichtigste, er hätte es sich nie verziehen wenn sie an seiner Seite gestorben wäre, dessen war sie sich sicher.

Trotz allem nahm sie das Wasser an sich und trank das kühle nass gierig. Wohltuend rann es ihren viel zu trockenen Hals runter. "Bedien dich." forderte er sie auf. Unsicher griff sie nach einer Taschenlampe, als könnte sie sich daran verbrennen. "Bohnen, Chilli Con Carne, Maccaroni...." las er laut vor als er sich vor dem Regal stellte. "Schmeckt kalt zwar nicht, ist aber immer noch besser als garnichts." wandte er sich an Cia, die immer noch wortlos da stand, in einer Hand umklammerte sie die Taschenlampe. "Also? Was darfs sein?" fragte er und zwang sich zu einem Lächeln.

Sie stellte sich neben ihn und betrachtete die Dosen, die nach Größen sortiert wurden. "Maccaroni's." antwortete sie auf seine Frage woraufhin er eine Dose ergriff. "Wir hatten echt Glück, hier unten werden wir zumindest nicht verhungern." bemerkte er und öffnete die große Dose, er schnappte sich eine Plastikgabel aus einer Tüte und hielt Cia ihr Mahl hin. "Danke." murmelte sie ehe sie das Essen ergriff und sich auf den Boden neben der Tür setzte. Er hatte recht sie würden hier unten nicht so schnell verhungern und doch schien es ihr falsch dies als Glück zu bezeichnen. Gemächlich aß sie die Nudeln aus der Dose, während sich Mica ebenfalls etwas zu essen griff.

Sie hatte Mühe nicht alles runterzuschlingen, da war sich Mica sicher. Es wunderte ihn kaum, sie mussten zusehen, dass sie mehr aß wenn sie wieder auf die Beine kommen wollte. Es glich einem Wunder, dass sie in so guter körperlicher Verfassung war und doch war sie alles andere als fit. Sie aßen beide alles auf und stellten die leeren Dosen in eine Ecke.

Felicia folgte Mica auf Schritt und Tritt, sie wusste weder wo sie waren noch wo sie hin wollten. Zielstrebig schritten sie die Gänge entlang ehe sie vor einem weiteren Trümmerhaufen standen, der den Weg versperrte. "Shit!" fluchte der große Mann an ihrer Seite und trat mit voller Wucht gegen den Trümmerhaufen.

Tränen standen ihm in den Augen, während er verzweifelt gegen den Trümmerhaufen trat bis ihm die Beine schmerzten. Er ließ sich zu Boden sinken und vergrub sein Gesicht in den Händen.

Zögernd legte sie ihm eine Hand auf die Schulter.


 

Der Beginn vom EndeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt