Kapitel 18

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„Für was soll ich mich denn entschuldigen?", fragt er zurück und ich atme laut aus. „Dafür, dass du mir das wieder angetan hast", sage ich und zeig auf uns.

Ohne zu zögern kommt mir Argon näher und streicht mir die Haare aus dem Gesicht.

„Es tut mir leid, dass ich dich wieder in Gefahr gebracht habe. Es tut mir leid, dass du wegen mir wieder auf der Flucht bist. Es tut mir leid, dass du wegen mir dein neues Leben nicht leben kannst.
Es tut mir leid, dass ich dir immer wieder deine Zukunft zerstöre. Es tut mir leid, dass ich dich immer noch liebe."

Meine Augen blitzen auf schauen in die von Argon. „Es tut mir leid", sagt er und drückt mir einen Kuss auf die Lippen.

„Ich hätte dich niemals in das alles hineinziehen sollen. Ich bin der Ältere von uns und sollte mich auch so verhalten", sagt er und holt tief Luft.

„Bella ragazza (schönes Mädchen)?", fragt er und ich schaue zu ihm nach oben. „Ich werde nicht zulassen, dass du wieder in den Knast gehst, auch wenn ich dafür mein Leben aufs Spiel setzen muss", sagt er und drückt mir erneut einen Kuss auf die Lippen.

Die Sirenen, die ich die ganze Zeit ausgeblendet habe werden immer lauter und durchströmen meinen Kopf. Immer mehr Autos reihen sich hinter uns an und die weißen Scheinwerfer eines Helikopters scheinen auf das Auto.

„Scheiße", flüstere ich und schaue auf die schwarzen Autos vor uns und auf die bewaffneten Polizisten, die zusammen die Brücke versperren.
„Verdammt", schluchze ich und das Gefühl von Versagen breitet sich aus. Auch Argon ist neben mir still geworden. Die Reifen des Wagens rollen aus und er kommt zum stehen.

Die Polizisten entsichern ihre Waffen und kommen mit gefährlichen Schritten auf uns zu. Die Handschellen klingeln in ihren Händen und das Silber blitzt mich an. Nicht schon wieder.

„Du gehst nicht ins Gefängnis", flüstert Argon und greift nach meiner Hand, „dafür liebe ich dich zu sehr, um dir das noch einmal anzutun."
„Ich werde mich stellen", sagt er schließlich und löst seine Hand von meiner.

„Bella ragazza (schönes Mädchen)?", fragt er und dreht meinen Kopf zu sich. „Mi dispiace molto per tutto. Ti amo (Es tut mir alles so sehr leid. Ich liebe dich)", flüstert er und legt seine Lippen auf meine.

Wer hätte gedacht, dass so ein kurzer Satz soviel bewirken kann?

„Warte", sage ich und verriegle die Tür.
„Deine Frage", sage ich und mein Kopf fühlt sich wirr an. Die Gedanken strömen durcheinander und ich sehe nicht mehr klar. „Welche Frage?", fragt Argon und greift wieder nach meiner Hand.

Warum hast du mich verlassen?", wiederhole ich seine Frage.

„Ich hatte Angst davor, dass ich dich irgendwann einmal tot vor mir sehen würde und Angst vor unserer Zukunft. Angst davor, dass sie genau wie jetzt aussehen würde. Angst davor, dass wir immer auf der Flucht seien würden", gestehe ich und Tränen bannen sich ihren Weg über meine Wangen.
„Es tut mir leid, dass ich dich damals im Gefängnis zurückgelassen habe", sage ich im gleichen Atemzug und hole tief Luft.

„Es gibt keinen Grund sich zu entschuldigen", flüstert Argon und legt seine Arme um meinen Körper. „Ich will dich nicht nochmal verlieren", schluchze ich und schließe meine Arme fest um ihn.
Das Adrenalin fließt so langsam aus meinem Körper und Erschöpfung macht sich breit.
Ich bin müde, mir ist kalt und ich habe Angst. Fürchterliche Angst.

Argons Griff um mich wird fester und er platziert einen Kuss auf meinem Scheitel.

„Ich weiß nicht mehr weiter", sagt er ernst und ich hebe meinen Kopf an. Die Polizisten sind in wenigen Metern bei uns und dann ist es vorbei.
Dann haben sie uns.

„Cuore mio (mein Herz)?", frage ich und Adrenalin baut sich wieder in mir auf, als der Polizist mit den Handschellen klimpert und mich dabei gehässig anlächelt.

„Es gibt nur einen Weg", sage ich und schaue an Argon vorbei und auf das Geländer der Brücke.
„Bist du verrückt?", fragt er und schaut mich an.
„Das solltest du doch eigentlich wissen", grinse ich und Argon greift nach der Pistole.

„Mi fido di te fino alla morte (Ich vertraue dir bis in den Tod)", stöhnt Argon dunkel und ich lege meine Lippen auf seine. Sein Geschmack legt sich auf meine Zunge und es fühlt sich an wie damals.

Argon greift nach meiner Hand und zieht mich an dieser aus dem Wagen. Er stellt mich hinter sich und feuert nacheinander die Kugeln des letzten Magazins ab. Nach und nach gehen die Polizisten zu Boden und andere rennen auf uns zu. Mit der Hand an meiner Taille zieht Argon mich zu sich heran und stellt sich mit mir auf das Geländer. Ein Grinsen ziert seine Lippen, ehe er mich noch einmal intensiv anschaut, um sich jedes Merkmal einzuprägen.

„Salta (Spring)", flüstert er gegen meine Lippen und lehnt sich mit mir über die Brüstung und zusammen fallen wir in das schwarze Loch zurück - zusammen.

ENDE

OUR PAST WILL BE OUR DEATHWo Geschichten leben. Entdecke jetzt