Kapitel 5

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~And then I ran...~

Ein Schauer fuhr meinen Rücken hinunter.

Schmerzhaft krümmte ich mich. Fell sproß aus mir heraus. Meine Nase zog sich in die Länge. Meine Hände verformten sich. Meine Lungen brannten, zogen sich zusammen, dehnten sich wieder aus.

Ich wimmerte.

Meine Beine knackten und brachten sich in eine veränderte Form, mein Sprunggelenk wurde stärker. Die Hitze, die sich von Beginn an in meinem Körper ausgebreitet hatte, verlosch so plötzlich wieder, wie sie gekommen war.

Keuchend fand ich mich wieder auf dem kalten Felsen. Mühsam rappelte ich mich auf.

Ich stand wieder auf vier Pfoten.

Brauner Regen war während meiner Vewandlung herbeigerannt. "Wie geht es dir?", fragte sie besorgt. Ich zuckte nur mit den Schultern. "Wie davor", nuschelte ich. Eine Träne rann mir wieder übers Gesicht. Mom schmiegte sich an mich und strich die Träne mit ihrer Schnauze weg. Dann trat sie zu ihrem Beta. "Hol das Buch von...Eisiger Nebel", flüsterte sie ihm in Ohr und schluckte schwer. Ich stand nur da, starrte ins Leere. Roter Fuchs verschwand rasch von der Lichtung. Mein Atem ging noch immer stockend und einige Tränen liefen mir aus den Augen. Es war ein schrecklicher Anblick gewesen, Dad so zu sehen. Jessi stellte sich neben mich auf die rechten Seite, Brauner Regen auf die linke. Alex neben Jessi. Erst jetzt bemerkte ich das Rudel. Es flüsterte und sah zu uns herauf.

Roter Fuchs war noch immer nicht zurück.

Wir warteten.

Und warteten.

Sekunden verstrichen.

Minuten.

Endlich kam dann Roter Fuchs wieder. Er schleppte einen Beutel mit sich. Mühsam sprang er auf den Felsen und schnappte nach Luft. Mit Mom packte er, noch immer keuchend, ein prachtvolles Buch heraus. Es sah dem von meinen Geschwistern ähnlich, nur das ein gold-gelber Verschluss es verzierte. Ich starrte das Buch fasziniert an. Wow. Es sah wunderschön aus.

Brauner Regen trat zurück, stattdessen kam Mom. Sie nickte mir zu und führte mich zu dem Buch. "Es ist von D-...Eisiger Nebel", meinte sie, schwach lächelnd ging sie zurück. Unsicher sah ich mich um. Jeder hatte seine Aufmerksamkeit auf mich gerichtet. Ich blickte wieder auf das Buch. Etwas daran zog mich an.

Vorsichtig schlich ich näher. Immer näher.

Meine Nase beugte sich nach unten. Ich schnüffelte.

Ein warmer, vertrauter Geruch strömte in meine Nase. Dad.

Ich roch die Wildheit, Vertrautheit, die Freiheit.

Den Wald.

Und Dad.

Eine einzelne Träne rann an meiner Wange herab. Langsam strich sie an meiner Wange lang, bis zu meinem Kinn. Von dort aus fiel sie. Fiel und fiel.

Ohne ein Geräusch zu machen landete sie auf dem Buch.

Es war komplett still auf der Lichtung. Niemand bewegte sich. Keiner wagte sich überhaupt zu bewegen oder gar zu sprechen.

Ein Schauer fuhr durch mich.

Plötzlich blitzte es. Ich hörte ein Brüllen.

Verängstigt sprang ich rückwarts, zog meinen Schwanz ein und ließ mich zusammengekauert auf dem Stein nieder.

Zitternd saß ich da.

Ein Heulen ließ mich aufblicken.

Eine Silhouette schwebte über dem Buch. Nur undeutlich erkannte ich sie. Es war ein Wolf. Ein schwarzer Wolf. Seine Fellfarbe glich der meiner, nur das der einzige Unterschied darin bestand das seine grauen Musterungen schwächer waren und etwas anders verteilt waren. Und noch etwas fiel mir auf. Seine Augen! Sie waren blau. So blau wie Eis.

Werwolfherz- Alpha eines RudelsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt