E I N U N D D R E I ß I G

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Es ist einfach nicht genug.

Silas zu berühren, ihn zu küssen, fühlt sich an, wie Wasser zu trinken, wenn es unerträglich heiß ist und man seit Stunden nichts getrunken hat. Es ist ein herrliches Gefühl, doch der Unterschied ist, dass mein Körper nicht irgendwann signalisiert, dass er nicht mehr länger durstig ist. Denn er ist es... und bleibt es.

Egal was ich tue, wie eng ich meine Beine um ihn schlinge, wie fest ich ihn packe, wie hart ich meine Lippen auf seine presse... es ist nicht genug.

Ein frustriertes Stöhnen entweicht meiner Kehle, mein Griff wird stärker. Atemlos löst sich Silas von mir und blickt mich mit dunklen Augen an, die Haare ein einziges Durcheinander.

»Romy, sag mir...«, er unterbricht sich, um mir einen Kuss auf die Wange zu geben, »... was ich...«, noch ein Kuss, diesmal auf die andere Wange, »... für dich tun kann.« Ein sanfter Kuss auf meine Lippen. Es fühlt sich so unfassbar bittersüß an, wie Silas mich liebkost. Am liebsten würde ich ihm sofort die Kleider vom Leib reißen, doch ich will ihn nicht verschrecken oder den Moment kaputt machen.

»Ich will...« Mehr bringe ich nicht über die Lippen. Gespannt wartet Silas auf meine nächsten Worte. Nur ein leises »Bitte« kommt mir noch über die Lippen und es nervt mich, dass irgendwas in mir so blockiert ist, dass ich nicht dazu in der Lage bin, meine Bedürfnisse zu kommunizieren.

Silas scheint zu verstehen, dass es mir schwer fällt, meine Wünsche zu formulieren. Er legt seine Lippen an mein Ohr und flüstert: »Wenn es für dich in Ordnung ist, erzähle ich dir, was ich will. Dann können wir schauen, ob das mit dem übereinstimmt, was du willst. Klingt das nach einem Plan?« Dass ich ein leises Lächeln aus seinen Worten heraushören kann, befeuert mein Verlangen nach ihm zusätzlich.

Er löst sich so weit von mir, um mein Gesicht betrachten zu können. Unsere Blicke verhaken sich ineinander, während er auf meine Antwort wartet. Ich nicke eifrig und hauche: »Ja, bitte.« Das Glühen in seinen bernsteinfarbenen Augen intensiviert sich und ein hungriger Ausdruck tritt in sie. Er beugt sich wieder zu mir herunter, die weichen, aber festen Lippen an meiner Ohrmuschel und streift sanft über die empfindliche Haut dort.

Er scheint zu zögern. Doch schließlich wispert er: »Ich will jeden Zentimeter deiner Haut mit meiner Zunge berühren. Ich will deine nackte Haut an meiner spüren. Ich will dir in die Augen sehen, wenn ich endlich in dir bin. Ich will dir zeigen, wie sehr ich dich und deinen Körper begehre.«

Für einen kurzen Moment frage ich mich, ob das gerade wirklich passiert, oder ob Silas' Worte lediglich meiner schmutzigen Fantasie entspringen. Doch schnell wird mir klar, dass das hier sehr real ist, als sein betörender Geruch mich abermals umhüllt und seine Augen wieder meine finden.

»Das klingt... fantastisch«, schaffe ich es irgendwie, meine Gedanken zu formulieren. Ein schiefes Lächeln umspielt seine Lippen, was eine weitere Welle der Erregung durch meinen Körper jagt. Himmel.

»Sehr schön. Dann sind wir uns einig.«

Ich habe Silas' Stimme schon von dem Moment an, als ich sie das erste Mal gehört habe, geliebt. Doch auf das, was sie jetzt mit mir anstellt, war ich absolut zu keinem Zeitpunkt vorbereitet.

Ich recke mich ihm entgegen und er trifft mich mit seinen Lippen auf halber Strecke. Jegliche Gedanken daran, dass das hier wirklich nicht die beste Entscheidung meines Lebens dein dürfte, dringen in den Hintergrund. Alles, was ich wahrnehme, ist Silas. Sein Geruch, sein leises Murmeln, seine Berührungen...

Als seine Hand federleicht unter mein Oberteil streift, zucke ich zusammen, weil es sich so verdammt gut anfühlt. Er deutet dies jedoch falsch und sieht mich besorgt an. Ich lächle, weil es mich berührt, dass er sich solche Gedanken um mein Wohlbefinden macht und er so aufmerksam ist.

»Das war schön, mach weiter«, weise ich ihn deshalb an. Er wirkt wieder beruhigt und fährt damit fort, meinen Körper zu erkunden.

Bald schon streifen mir seine Hände eine Stoffschicht nach der anderen von der Haut, bis ich irgendwann nackt unter ihm liege. Er jedoch hat noch alles an, was ich in dem Moment schnell ändere.

Ich bin erleichtert, als Silas sich zur Seite streckt und ein Kondom aus seiner Nachttischschublade holt und es sich überstreift.

Einmal ist es mir bisher passiert, dass ein Mann sich geweigert hat, eins zu tragen. Ich wollte dann nicht mehr mit diesem Mann schlafen, der sehr beleidigt auf meine Entscheidung reagiert hat. Ich bin daraufhin einfach gegangen und habe mich kein weiteres Mal mit ihm verabredet.

Es ist wirklich nicht so, dass ich sowas auch von Silas erwartet hätte, doch es erleichtert mich trotzdem ungemein, dass ich mich in ihm nicht geirrt habe.

»Ist das alles in Ordnung für dich?«, vergewissert Silas sich erneut, als er sich über mir positioniert. Mir gefällt es wirklich gut, wie umsichtig und einfühlsam er ist.

Ich nicke und frage lächelnd zurück: »Ist das alles in Ordnung für dich

Er erwidert mein Lächeln. Dann dringt er langsam in mich ein.

Leise schnappen wir beide zeitgleich nach Luft. Es fühlt sich so verdammt perfekt an, dass ich mir die Tränen verkneifen muss. Ich will nicht, dass er sich Sorgen macht, auch wenn es Freudentränen wären.

Da ich schnell merke, dass ich leider doch nicht so stark bin, diese Regung vor ihm zu verbergen, vergrabe ich mein Gesicht schnell an seinem Hals und schlinge meine Beine fest um ihn. Das führt dazu, dass wir noch enger zusammengepresst werden, er noch tiefer in mir ist.

»Gottverdammt, Romy«, zischt mir Silas ins Ohr. »Wenn du so weitermachst, halte ich nicht lange durch.«

Ich grinse an seinem Hals und gebe ihm einen feuchten Kuss auf die Haut, woraufhin seine Bewegungen stärker werden.

Leise seufzt er. »Oh, Romy...«

»Nächstes Mal lassen wir es eben langsamer angehen«, flüstere ich. Vielleicht bilde ich es mir auch bloß ein, dass er bei meinen Worten erstarrt.

»Ja, das tun wir«, flüstert er zurück und küsst mich sanft auf mein Ohrläppchen. »Aber jetzt wird das leider nichts. Du... ich.... Gott im Himmel!«, zischt er leise, als ich meine Beine wieder um ihn schlinge, sodass er erneut tiefer in mir ist. Auch mich überwältigt dieses Gefühl so sehr, dass ich mich unwillkürlich um ihn verkrampfe. »Romy!«, zischt er warnend, was meine Lust noch stärker befeuert.

Betont unschuldig lächle ich zu ihm hoch. »Ja?« Silas' schwarze Pupille hat das sanfte Karamell in seinen Augen fast komplett verschluckt. Es verleiht seinem Blick etwas wildes, ungezähmtes.

Er schließt seine Augen und hält kurz inne, scheinbar um sich zu sammeln. Dann öffnet er sie wieder, diesmal mit einem etwas beherrschteren Ausdruck in den Augen. »Noch eine plötzliche Bewegung und das war's«, flüstert er atemlos, scheinbar um mich zu warnen. Ich weiß nicht woher dieser plötzliche Drang kommt, seine Selbstkontrolle zu testen, doch ich schlage alle seine Warnungen in den Wind, flüstere süße Dinge in sein Ohr, streiche mit meinen Händen über seine erhitzte Haut, schaue ihm fest in die Augen...

»Du bist so wunderschön«, wispere ich andächtig.

»Sch!«, zischt Silas und legt mir eine Hand auf den Mund. Doch ich sehe, dass es bereits zu spät ist. Seine Augen weiten sich, dann spüre ich ihn in mir pulsieren. Mit einem Grollen vergräbt er sein Gesicht an meinem Hals und murmelt etwas, dass wie »Verdammt« klingt.

Es ist so wunderschön und berührend, dass ich im selben Moment ebenfalls spüre, wie sich alles in mir um ihn verkrampft. Ein Keuchen entweicht mir und ich presse meine Zähne aufeinander um nicht lauter zu werden.

Ich bin so überwältigt von meiner Reaktion auf seinen Körper, auf ihn, dass ich erst richtig realisieren kann, was da gerade passiert ist, als er nicht mehr länger in mir ist und wir einige Sekunden in einträchtiger Stille nebeneinander gelegen sind.

Ich räuspere mich. »Sind wir gerade wie in einem kitschigen Film gleichzeitig gekommen?«

»Sieht so aus«, bestätigt Silas, wobei ich ihm anhören kann, dass er ebenso überwältigt ist wie ich.

HerzschaumWo Geschichten leben. Entdecke jetzt