Kapitel 11: Einsicht

241 8 3
                                    

(Diluc's POV)

Rot war alles was ich sah.
Rot war schon immer die Farbe die mein Leben dominierte.
Rot strahlte etwas erhabenes und machtvolles aus.
Rot war eine dominante vitale Farbe des Lebens.
Rot war das Feuer welches alles niederbrannte...

...Bis es von einer blauen Welle gelöscht wurde und nicht einmal die kleinste Glut übrig blieb. So fühlten sich die letzten Tage an, an denen das Feuer in mir erloschen war. Nicht aufgrund des blauen Meeres in dass ich mich als brennender Feuerball willentlich begab, sondern als das Wasser, welches mich umgab, komplett verdunstet war und mich als harten und erkalteten Stein zurück ließ. 

Als ich das erste mal erwachte, waren meine Sinne nach wie vor getrübt mit Verlangen, unterdrückter Wut und Sehnsucht nach dem Omega, dessen Duft wie honigsüßer Sirup in der Luft hing und mit meinem eigenen zu etwas vollkommenem wurde. Mein Körper wog schwer und die Lust drohte mich von innen heraus zu verbrennen wenn ich ihr kein Ventil bot, doch wie ich mit blankem Entsetzen feststellen musste, war meine einzige Aussicht auf Linderung verschwunden. Mit schreckgeweiteten Augen scannte ich den Raum. Nackt wie ich war, lief ich das komplette Herrenhaus ab, ohne eine Spur des Omegas nach dem ich mich verzehrte. Ich konnte nicht sagen wie viel Zeit verging bis alles um mich herum wieder schwarz wurde.

Das nächste an das ich mich erinnerte war wieder dieser rote Nebelschleier der Wut, der mir über die letzten Jahre hinweg vertraut wurde und wie ein unsichtbarer Begleiter stets in meinem Innersten wohnte. Dieses Gefühl richtete sich jedoch nicht gegen den verschwundenen Omega, der mich allein mit meinen Qualen zurück ließ, sondern viel mehr gegen mich selbst, der es überhaupt erst zu verantworten hatte. Nur der weisen Voraussicht meines Vaters war es zu verdanken dass das Weingut nicht in Schutt und Asche versetzt wurde. Als ich mit zehn Jahren mein göttliches Auge empfing, hielt er es für angebracht sämtliche Dinge feuerresistent zu machen, andernfalls wäre wohl ein Großteil des Ragnvindr Vermögens für ständige Instandhaltungskosten fällig gewesen.
Trotz dieser Maßnahmen roch es dennoch unangenehm verbrannt und angeschmort im kompletten Anwesen und Adelinde würde schlagartig um mehrere Jahre altern wenn sie zurück kehrte. 

Es war der sechste Tag meiner Brunst und die Zeichen der unkontrollierbaren Lust waren kaum noch spürbar. Viel eher war es mein Temperament und der Alpha in mir der mir Kopfschmerzen bereitete. Als ich aufwachte und 'meinen' Omega nicht vorfinden konnte, zerrissen mich fast schon die überwältigenden Emotionen von Angst, Wut und schier endloser Verzweiflung. Nicht nur mein Körper schmerzte und schrie auf, sondern auch mein Herz welches blutend zurück gelassen wurde. Alles was mir blieb war der Geruch von ihm und die letzten übrig gebliebenen Fetzen seiner Kleidung die ich ihm selbst vom Körper gerissen habe. Ab wann mein Gehirn komplett aussetzte konnte ich gar nicht mit Gewissheit sagen, aber eine Sache war mir zu jeder Zeit vollständig bewusst.

Er war es den ich wollte. Den ich immer wollte und die Brunst gab mir die Möglichkeit mich all diesen hässlichen Gefühlen zu stellen. Ich brauchte nichts verstecken und konnte ihn mir einfach nehmen. Mein Verstand schrie 'nimm ihn! Markiere ihn! Mach ihn zu deinem Omega!' 

Und das tat ich auch. 
Wieder und wieder versank ich in ihm und füllte ihn komplett aus, sodass niemand daran zweifeln konnte dass dieser Omega Diluc Ragnvindr gehörte. Als  hätte ich ihn gebrandmarkt überzog ich ihn mit meinem Geruch innerlich wie äußerlich. Es gab keine Stelle seines Körper den ich nicht probierte und Spuren hinterließ. Es sollte jeder sehen! Jeder wissen! Doch die Erinnerung an die Zurückweisung war wie ein Schlag ins Gesicht. Ich konnte ihn noch so sehr einnehmen mit meinem Saft und meinem Geruch, doch diese eine kleine Stelle beschützte er mit seinem Leben. Die steigernde Frustration darüber ließ mich taumeln und es war mir egal wie sehr er zu leiden hatte die darauffolgenden Tage. Ich wollte dass er spürte dass ich ihn wollte, aber manchmal sagen Taten eben doch nicht mehr als tausend Worte. Eine Formel zu haben war gut, aber um einen Zauber zu brechen musste man seine Worte zu nutzen wissen. Ich war kein Magier und ein Philosoph erst recht nicht, aber mir war mehr als klar dass sich nichts ändern würde wenn wir so weiter machten wie bisher. 

[Genshin Impact] Bond to be with you (Diluc x Kaeya)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt