Kapitel 6: Antworten?

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Eine Woche verging ohne das ich etwas von Kaeya gehört hatte. Nicht dass ich etwas erwartet hätte, aber laut meinen Informationen wurde der Rittmeister schon lange nicht mehr gesehen. Offiziell hieß es wohl er wäre auf eine Expedition nach Sumeru aufgebrochen und es wäre noch unklar wie lange es dauern würde. Natürlich wusste ich das nichts von dem der Wahrheit entsprach. 
In Gedanken ging ich die vergangenen Tage noch einmal durch in denen nichts außergewöhnliches geschah. 

Seine Hitze müsste mittlerweile vorbei sein.
Der Alpha in mir zeigte nach wie vor Anzeichen der Unzufriedenheit welche ich mit aller Macht zu verdrängen versuchte und es mir immer öfter auch tatsächlich gelang. Es war einfacher wenn die 'irritierende' Person nicht in der Nähe war oder man ein Gespräch über eben jene führte.

Nach dem Gespräch mit Jean dachte ich noch lange darüber nach was meine Beweggründe waren warum ich das alles wissen wollte. Ich habe mich jahrelang nicht dafür interessiert ob und was mit dem blauhaarigen war. Der Alpha in mir schien jedoch erwacht zu sein bei dem Wissen das Kaeya ein Omega war und da er mir einst so nah stand, war es nur verständlich das der Alpha wissen wollte was mit seinem.... 

"Nein!" 

Ich schmiss die Schreibfeder auf den Tisch, mit der ich gerade dabei war Briefe zu beantworten die schon lange überfällig waren, und durch den Ruck fiel das Tintenglas zu Boden wo der letzte Rest an Flüssigkeit sich langsam über den Boden verteilte und sich eine kleine schwarze Lache bildete. Scheinbar hatte ich momentan etwas an mir das mir alles zu entgleiten schien. Zum Glück war das kleine Fläschchen nicht zerbrochen und hinterließ somit nicht noch mehr Arbeit. Der Fleck würde jedoch noch lange zu sehen bleiben wenn ich nicht bald etwas dagegen unternahm. Stattdessen schaute ich einfach nur in dieses schwarze kleine Loch was sich vor mir auftat, so als würde es mich hinein ziehen wollen. Adelinde kam herein und es dauerte auch nicht lange bis sie zwei weitere Dienstmädchen beorderte den Schmutz zu beseitigen. Sie kam auf mich zu und machte ein Gesicht wie wohl nur Mütter ihn hatten wenn sie sahen dass es ihren Kindern nicht gut ging und sie etwas belastete. Sie wusste jedoch das ich nicht darüber reden würde, sonst hätte ich es längst getan, also blieb ihr nicht viel als mir so viel Arbeit wie möglich ab zu nehmen und mir immer wieder eine Pause von der Arbeit 'unterzujubeln', indem sie mir häufiger eine Tasse Tee brachte oder mich um meine Meinung zu belanglosen Dingen fragte. 
"Meister Diluc, Ihr solltet Euch ein wenig erholen. Ihr seht nicht gut aus. Heute Abend wolltet Ihr wieder zur Engelsgabe um nach dem Rechten zu sehen, da solltet Ihr ausgeruht und gestärkt sein. Ich werde das Abendessen ein wenig vor ziehen wenn es recht ist." Die Frage war nur der Form halber gestellt und sie erwartete auch keine Antwort darauf. Ich gab mir einen Ruck und schenkte ihr ein schwaches Lächeln und nickte ihr dankend zu. Der Ausdruck auf ihrem Gesicht sollte mir sagen das ich jederzeit mit ihr sprechen könne wenn ich dazu bereit wäre.

Während meiner Arbeit in der Taverne konnte ich mich nur mühselig auf eben jene konzentrieren. Im Prinzip war alles was ich tat die benutzten Gläser der Gäste zu säubern, zu polieren und die Eingangstür im Auge zu behalten. Ich konnte mir einfach beim besten Willen nicht vorstellen dass er mir für immer aus dem Weg gehen wollte. Es gab natürlich auch die Möglichkeit für ihn zum Katzenschwanz zu gehen, jedoch bevorzugte er die Getränke der Engelsgabe und die allgemeine Stimmung die herrschte. Es stand außer Frage das er dem Alkohol abgeschworen hatte und er würde früher oder später wieder durch diese Tür schreiten mit diesem schelmischen Grinsen und sich provokant vor mir auf einen der Barhocker setzen um einen 'Death Afternoon' zu bestellen. Nebenbei würde er sich nach seinem Ohrring erkunden und nachdem ich ihm sagte das ich nichts davon wüsste, würde er mit einer spitzen Bemerkung beteuern wie schade er es fände und einfach sein Leben weiter leben wie bisher. 
So würde es sein.
Es konnte gar nicht anders sein.

Zumindest dachte ich dies, jedoch gab es auch nach einer weiteren Woche kein Lebenszeichen von ihm. Weder hatte man ihn gesehen, noch war bekannt wann er von seiner angeblichen Reise zurück kehren würde. 
Das Windblumenfest war bereits in vollem Gange und es herrschte geschäftiges Treiben in der Taverne und auf den Straßen, sodass ich häufiger aushalf als mir sonst lieb war. Für gewöhnlich gab es wichtigere Dinge für mich zu erledigen, jedoch wusste ich das meine Gedanken ohnehin hier sein würden, was mir außerordentlich missfiel. 
"Ihr poliert das Glas noch zu Bruch wenn Ihr Euch weiter daran zu schaffen macht, Meister Diluc." Die etwas arrogant und gelangweilt klingende Stimme gehörte einer Person die in letzter Zeit häufiger die Taverne besuchte und sich einen Drink genehmigte. Ihr weinrotes Haar sah wie immer etwas zerzaust aus und sie ließ ihr Glas in der Hand nachdenklich hin und her schwenken, während sie mich keines Blickes würdigte und einfach auf den Tresen starrte. "Ihr seid in letzter Zeit öfter hier, Schwester Rosaria. Ich gehe bestimmt richtig in der Annahme das Ihr nicht nur zu Eurem reinen Vergnügen hier seid. Darf ich also erfahren was Eure Mission ist?" Sie schenkte mir ein lebloses Lächeln welches so schnell verschwand wie es aufgetaucht war und verschränkte die Arme abwertend vor der Brust. "Meine sogenannten 'Missionen' gehen Euch nichts an. Es sind Feiertage, warum sollte ich diese nicht in vollen Zügen auskosten? Selbst eine gottesfürchtige Frau nimmt sich ab und an eine Auszeit und genießt ihr Leben." 
Die Ironie war, dass sie alles andere als gottesfürchtig war und wahrscheinlich mehr von anderen als sich selbst sprach. Ihre Art die Dinge in Worte zu fassen ähnelte stark der von Kaeya. Beide waren ab und an Trinkkameraden und genossen die Wirkung des Alkohols dessen Pegel mit zunehmenden Abend immer mehr anstieg. Schwester Rosaria hatte sich allerdings deutlich besser im Griff als ein gewisser Rittmeister. 
"Euch scheint etwas zu beschäftigen oder sollte ich besser sagen 'irritieren'? Ihr solltet anfangen dieses Fest zu zelebrieren." Ein lautes Schnauben entkam mir bei dieser Aussage. "Ich habe keinen Grund das zu tun und gedenke auch nicht daran etwas zu ändern." "Wie schade". Das war das letzte was sie an diesem Abend zu sagen pflegte. Ich machte mir gar nicht erst die Mühe Sinn hinter ihren Worten zu finden und ging weiter meiner Arbeit nach bis auch der letzte Gast nach Hause ging. "Für heute reicht es Charles. Geh nach Hause und ruh dich aus, ich erledige den Rest." Er nickte dankend und wollte gerade zur Tür heraus gehen als diese sich auf einmal von selbst öffnete und ein marineblauer Haarschopf hinein spähte. Zu spät registrierte ich die Person die bei meinem Anblick sofort die Flucht ergriff und Charles wie angewurzelt im Türrahmen stehen blieb. War das-? 
Meine Beine hatten sich längst in Bewegung gesetzt als ich versuchte zu verarbeiten was gerade geschehen war. In der kühlen Nachtluft angekommen blickte ich mich suchend nach der fliehenden Person um, konnte sie jedoch nirgends aus machen was mich frustriert ausatmen lies. Die Tür hinter mir öffnete sich und Charles trat heraus mit dem gleichen suchenden Blick. "Meister Diluc, verzeiht mir das ich nicht eher eingegriffen habe. Er war so schnell verschwunden das ich nicht einmal die Zeit hatte zu erkennen um wen es sich handelte." "Ist schon in Ordnung. Dich trifft keine Schuld. Wir haben ohnehin geschlossen und möglicherweise haben wir uns auch einfach getäuscht." Der letzte Teil war eine offensichtliche Lüge und der klägliche Versuch mir selbst etwas einzureden von dem ich wusste das es keinen Sinn machte. 

[Genshin Impact] Bond to be with you (Diluc x Kaeya)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt