Monster

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„Doch.“, „Nein!“, wiederholte Jessica. „Dein Vater hörte, dass Mustafa Kamas Sohn Rache geschworen hatte und versuchte dich da zu verstecken, wo ich dich nie finden würde. Und so gab er dich in die Obhut seiner Dienerin, die ein Schiff nach Amerika bestieg. „Corvus Lestrange ist tot.“ Jessicas Stimme schallte durch den hohen Raum. Die Blicke gingen zu ihr. „Was?“ Yusuf legte den Kopf schief. Jessica sah zu Leta. „Leta und ich waren noch Kinder. Wir waren Schüler an Hogwarts. Man stufte mich von Tag eins als Gefahr ein, da ich die Tochter von Gellert Grindelwald war. Ich stand unter Beobachtung, was mich vom Großteil des Unterrichts ausschloss. Albus Dumbledore entschied sich dazu mich mit in seinen Unterricht zu nehmen, damit ich zumindest etwas lerne. Ich erinnere mich an den Tag, an dem die Schüler sich ihrer Angst stellen mussten. Letas Angst war ein weißes Tuch, darin etwas eingewickelt. Es schwebte in der Luft. Keiner verstand, was ihre Angst darstellen soll. Ich war also neugierig. Leta hasste mich. Das taten viele. Ich wurde oft misshandelt und Leta schaute gern bei zu. Ich erinnere mich, dass ein paar Kamerade, ein paar ältere Slytherin, eines Tages zu mir kamen. Bei der Aktion verlor ich mein Augenlicht auf einem Auge komplett, was mich im Leben einschränkte. Ich wollte mich rächen.“ Jessica holte tief Luft. „Also schlich ich mich in ihr Zimmer.“

***1917 in Hogwarts***

Leta zuckte zusammen. Sie riss die Augen auf und griff gleich auf ihr Nachtspind, doch lag dort nicht ihr Zauberstab wie gewohnt. Sie setzte sich auf, knipste das Licht an. Jessica stand nur wenige Meter vor ihr, hielt in der Hand ihren Stab. „Wegen dir bin ich Blind.“, „Als hättest du es nicht verdient.“, zischte Leta und schlug ihre Decke an die Seite. Jessica warf den Stab in den Raum und zog ihren eigenen hervor. „Du hast mir mein Leben versaut, dabei habe ich dir nie etwas getan.“, „Was wirst du tun? Mich umbringen?“, „Irgendwann, ja. Jetzt will ich zunächst wissen, was es mit diesem weißen Tuch auf sich hat.“ Leta weitete die Augen. „Wenn ich dir das erzähle, verschwindest du dann?“, „Vielleicht.“, „Ja oder nein.“, „Wenn dieser Vorfall unter uns bleibt, ja.“, „Gut, abgemacht.“ Leta wurde sich der Gefahr, in der sie sich befand, allmählich bewusst. „Das war Corvus.“, „Wer ist Corvus?“, „Mein kleiner Bruder. Er war mein kleiner Bruder.“, „Er ist gestorben?“, „Ich habe ihn umgebracht.“ Jessica zog die Augenbrauen hoch. „Du hast deinen eigenen Bruder umgebracht?“, „Ich hatte keine Wahl.“, „Und dann bin ich die Böse von uns beiden?“, „Jetzt weißt du es, also geh.“

Erzählte Jessica und hatte dabei die Aufmerksamkeit aller. „Jetzt erzähl ihnen alles.“, murrte Leta. „Erzähl ihnen, was du danach getan hast.“ Jessica knirschte mit den Zähnen. Sie wollte erst nicht, doch sah sie dann den Blick von Newt, der die Geschichte so noch nie gehört hatte.

„Ich dachte ich könnte mit der Information mehr anfangen.“, „Was willst du von mir?“, „Ich will das du leidest, so wie ich.“, „Jessica.“ Leta hob die Hände. „Crucio.“ Die Worte kamen Jessica leichter über die Lippen, als es sollte. Leta verkrampfte. Sie schrie auf und zitterte stark. Jessica bekam Angst. Sie ließ ihren Zauberstab fallen und legte die zitternden Hände vor ihren Mund. Nur wenige Minuten später ging die Tür auf. Albus stand dort wie angewurzelt. Er sah zu Leta, dann zu Jessica. Sie sah zu ihm, schüttelte den Kopf und hatte Tränen in den Augen. Albus schluckte. Für einen Moment sah er Gellert dort stehen, wie dieser seinen Bruder Aberforth dasselbe antat und ihn folterte. Doch überkam Jessica sehr schnell das Gefühl von Schuld. Sie hatte den Spruch unterschätzt.

„In der Nacht wurde ich aus Hogwarts verbannt und sollte weggesperrt werden. Albus versteckte mich. Durch einen dummen Zufall wurde Newt ebenfalls rausgeworfen. Albus schickte mich also mit Newt mit. Seither habe ich gelernt, mein Aussehen zu beeinflussen und zu verändern, um so mit Newt reisen zu können. Mein Name war Jessica Scamander, eine fern Verwandte.“ Sie sah zu Newt. „Und jetzt habe ich wieder einmal alles zerstört.“ Sie fühlte Unmengen an Schuld. „Doch das bestätigt, Corvus Lestrange ist tot.“ Sie sah zu Yusuf, der dem Ganzen keinen Glauben schenken wollte. „Sie hat recht.“, stimmte Leta zu. „Alles was sie erzählt hat stimmt. Accio.“ Aus einer der Wände flog eine Karte heraus und breitete sich auf dem Boden aus. Es war der Stammbaum der Familie Lestrange, der sich vor ihr ausbreitete. „Mein Vater schickte mich mit Corvus nach Amerika. Irma sollte sich als Großmutter mit zwei Enkeln ausgeben. Corvus schrie ununterbrochen. Ich hatte ihm nie weh tun wollen. Ich wollte nur meine Ruhe vor ihm. Nur für einen Moment. Ich tauschte Corvus also mit einem ruhigen Baby. Das Schiff war dabei unter zu gehen. Wir konnten auf ein Rettungsboot fliehen. Corvus war auf einem anderen Boot. Dieses kenterte und ging unter.“ In der Luft tauchte das weiße Tuch auf, das langsam zu Boden sank. „Es war nicht deine Absicht, Leta.“, versuchte Newt sie zu beruhigen. „Es war nicht deine Schuld.“, „Newt.“ Sie sah zu ihm. „Du hast bisher noch jedes Monster geliebt.“ Leta sah zu Jessica. Diese sah nur kurz zu ihr und dann zu Newt. So hatte sie das noch gar nicht gesehen. Das erklärte für sie, warum Newt meinte, dass er sie nie hassen würde. 

𝑭𝒐𝒓𝒈𝒊𝒗𝒆 𝑴𝒆 || ᵖʰᵃⁿᵗᵃˢᵗᶦˢᶜʰᵉ ᵗᶦᵉʳʷᵉˢᵉⁿ ᶠᶠWo Geschichten leben. Entdecke jetzt