1 |Unterricht mit Dr. Pimmel

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Die letzten Stufen zu Haustür nehme ich, indem ich mehrere gleichzeitig überspringe und mich dann am oberen Treppenabsatz kurz am Geländer festhalten muss, um nicht zu fallen

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Die letzten Stufen zu Haustür nehme ich, indem ich mehrere gleichzeitig überspringe und mich dann am oberen Treppenabsatz kurz am Geländer festhalten muss, um nicht zu fallen. Eilig ziehe ich meine roten Converse aus und drücke den Klingelknopf, während ich parallel den Schlüssel unter der ranzigen Fußmatte suche.

Es ist endlich Freitag und das bedeutet, dass ich zwei volle Tage Wochenende vor mir habe, bevor es am Montag wieder zur Uni geht. Und diese werde ich nicht bei meinen Eltern verbringen, sondern in der Wohngemeinschaft meines besten Freundes. Wir werden wahrscheinlich wie immer Pizza essen, Bier trinken und Autorennen spielen. Wenn wir Lust bekommen, vielleicht noch auf eine Party gehen. Bis zum Sonntagabend werden wir einfach vergessen, dass am Montag das Leben weitergeht. Ein Leben mit Lernen für gute Noten für mich und Geldverdienen im Supermarkt für ihn. Doch bis dahin sind wir einfach nur frei.

„Jesse!", rufe ich laut, während ich den für mich bereitgelegten Zweitschlüssel ins Schloss stecke. „Ich bin zuhause!", rufe ich aus Spaß, als ich die Tür aufstoße und Jesse danach fast in die Arme falle. Normalerweise reagiert er nicht auf mein Klingeln, weil er viel zu faul ist, vom Sofa aufzustehen. Doch dieses Mal scheint er sich entschlossen zu haben, mir öffnen zu wollen.

„Vorsicht, Nate! Nicht so stürmisch!", grinst er mich unter seinen braunen Wellen an und stellt mich wieder auf die Beine. Seine blaugrauen Augen blinzeln vergnügt. Er scheint schon auf mich gewartet zu haben.

„Sorry!", grinse ich entschuldigend und drücke mich umständlich an ihm vorbei in die Küche, um mir ein Bier aus dem Kühlschrank zu holen. „Du glaubst gar nicht, wie froh ich bin, dass endlich Wochenende ist!", platzt es aus mir heraus.

Selbstverständlich, als ob ich hier wohnen würde, krame ich den Flaschenöffner aus der Besteckschublade und öffne mein Pils. „Wir hatten heute wieder Recht bei dieser dummen Dr. Rimmel!", echauffiere ich mich.

„Bei Dr. Pimmel?", witzelt Jesse, während er sich ebenfalls ein Bier öffnet. Ein Grinsen umspielt meine Lippen. Das ist typisch für ihn, immer einen flotten Spruch auf den Lippen.

„Sag das nicht. Das ist eine Beleidigung... für alle Pimmel", witzele ich und wir lachen.

Jesse und ich kennen uns schon ewig. Wir sind zwar nicht zusammen aufgewachsen, aber seit der zehnten Klasse unzertrennlich. Damals habe ich eine schwere Zeit durchgemacht, als meine Eltern sich das erste Mal getrennt haben. Inzwischen ist es mir beinahe egal geworden, ob sie gerade zusammen oder getrennt sind, ihre Auszeiten voneinander sind beinahe schon Routine. Nur ihre Streitereien will ich mir nicht mehr geben. Deshalb verbringe ich zumindest die Wochenenden fast immer bei Jess.

„Ist Isabelle wieder in Berlin bei ihrem Freund?", frage ich beiläufig und schaue der formhalber schon mal in den Flyer unserer Lieblings-Pizzeria. Eigentlich unnötig, denn ich nehme seit Jahren immer das Gleiche.

„Ja, sie kommt erst am Sonntag wieder. Wie immer", ergänzt Jesse und kommt mir dann näher.  „Wir haben also das ganze Wochenende die Wohnung für uns", raunt er und legt dann eine Hand auf meine Hüfte.

Okay, hier muss ich wohl etwas erklären. Jess und ich haben da etwas. Etwas Sexuelles. Anders kann ich es nicht erklären. Es ist nichts Romantisches. Es ist eher ein ‚Freundschaft-Plus-Ding', obwohl ich die Bezeichnung nicht so passend finde.
Als ich mich vor Jahren vor ihm geoutet habe, hat er mir gestanden, dass er ebenfalls Interesse an Jungs hätte. Aber nicht ausschließlich. Gefühle hatten wir allerdings nie füreinander, nur freundschaftliche.

Warum wir dann trotzdem miteinander Sex haben? Naja, es hat sich halt so ergeben.
Ich weiß, das klingt vielleicht verrückt, aber nach unserem ersten ‚Ausrutscher', haben wir einfach beschlossen, dass wir auch ab und zu miteinander schlafen könnten, solange wir beide Singles sind. Das geht nun schon eine Weile und funktioniert auch sehr gut. Ich für meinen Teil könnte kaum glücklicher sein. Bis auf diese eine Sache, die mich nervt. Aber ansonsten ist diese Art von ‚Beziehung'- die wir aber nicht so nennen - durchaus komfortabel.

Aber ich wette, ihr wollt auch die Geschichte hören, wie es dazu gekommen ist, habe ich recht? Nun gut, ich habe grade ein paar Minuten Zeit. Hört gut zu. Es war im letzten Jahr auf Isabelles Geburtstag...

Beste feste FreundeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt