16 | Was wir den ganzen Tag machen

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„Was macht ihr eigentlich den ganzen Tag?" Isabelle schien langsam, aber sicher Verdacht zu schöpfen, denn unsere regelmäßigen Treffen, die sich nicht mehr nur auf einen Tag am Wochenende beschränkten, sondern inzwischen von Freitagmittag bis teil...

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„Was macht ihr eigentlich den ganzen Tag?" Isabelle schien langsam, aber sicher Verdacht zu schöpfen, denn unsere regelmäßigen Treffen, die sich nicht mehr nur auf einen Tag am Wochenende beschränkten, sondern inzwischen von Freitagmittag bis teilweise Montagmorgen andauerten, fielen ihr natürlich auch auf. „Bald muss Nate Miete zahlen, wenn er eh den ganzen Tag hier ist", drohte sie, während sie ihre Schuhe anzog.

„Was beschwerst du dich überhaupt", fragte Jess mit verschränkten Armen, „Du bist doch sowieso ständig bei deinem neuen Macker. Sei doch froh, dass Nate mir hier Gesellschaft leistet." Isabelle zog eine Augenbraue hoch. „Habt ihr ein Glück, dass ich lieber bei Gregor bin als in diesem Saustall. Ihr könntet wirklich mal wieder aufräumen!", tadelte sie.

„Jaja, machen wir!", versprach ich. Immerhin waren wir tatsächlich etwas unordentlich. Ich, weil es nicht meine Wohnung war und Jess, weil es ihn einfach nicht so sehr interessierte. Halbzufrieden über mein Versprechen, sah Isabelle uns an und zog ihre Jacke über. „Ich bin Sonntagabend wieder zurück. Dass ihr mir ja keinen Blödsinn macht, Jungs!" Wir nickten brav und ernteten ein zufriedenes Grinsen. „Hab euch lieb, ihr Schwachköpfe", meinte Isa und zog erst Jess und dann mich in ihre Arme.

„Viel Spaß in Berlin", wünschte ich ihr.
„Viel Spaß mit Gregor", wünschte ihr Jess.
„Viel Spaß ihr beiden!", wünschte sie uns und mein Blick ging zu Jess, der sich nichts anmerken ließ und nur Isa ihren Koffer in die Hand drückte.

Als die Tür hinter ihr ins Schloss gefallen war, lachte er auf. „Sturmfrei!", rief ich und packte ihn an der Hand, um ihn ins Wohnzimmer zu ziehen. „Was macht ihr eigentlich den ganzen Tag?", wiederholte Jess Isabells Worte und zog mich dann an sich. „Autorennen und ficken wäre die korrekte Antwort gewesen", grinste ich, während Jess seine Hände an meiner Seite hinunterwandern ließ.

„Richtig", bestätigte Jess und sah mir dann in die Augen. „Und darum möchte ich heute mit dir im Park spazieren gehen!" Ich zog eine Augenbraue hoch. „Es ist Freitagnachmittag und du willst spazieren gehen?", fragte ich leicht irritiert.
„Ja, ich muss mal wieder raus hier. An die frische Luft. Und das Wetter ist doch schön. Wenn du willst, gehen wir am See lang bis zu dem Eisstand, den du so magst", schlug er vor.

„Und du zahlst?", fragte ich frech. Jess rollte spielerisch mit den Augen. Er wusste, dass ich ständig pleite war, weil mein spärliches Taschengeld hinten und vorne nicht reichte und ich deshalb auch häufig ablehnte, wenn er mal etwas unternehmen wollte, das Geld kostete. Aber ich verstand auch, dass er nicht immer nur zuhause abhängen wollte. Das hatten wir in den letzten Monaten wirklich zu viel getan und waren von der Couch meist nur bis zum Bett und bis in die Küche gekommen. Mir hatte es viel Spaß gemacht, aber Jess fiel langsam, aber sicher, die Decke auf den Kopf.

„Eine Kugel", erklärte er sich bereit. „Aber wir gehen jetzt los, bevor wieder etwas dazwischenkommt, so wie letzte Woche!"
„Ich dachte, das hat dir gefallen", grinste ich lasziv, als ich an unsere Aktion in der Küche dachte. Der einzige Raum, in dem wir es noch nicht getrieben haben, ist und bleibt wohl Isas Schlafzimmer. Denn das schließt sie vorsorglich immer ab, wen sie in die Hauptstadt zu ihrem Freund fährt.

„Ach komm, Nate, du weißt, dass ich gerne mit dir ficke. Aber wir müssen auch mal wieder was anderes tun. Lass uns mal wieder raus gehen, Sport machen oder Ausgehen. Mal wieder mit anderen Menschen reden."

„Ich rede den ganzen Tag mit anderen Menschen", warf ich etwas beleidigt ein. Es klang in meinen Ohren fast so, als wolle er mal wieder jemanden anderen sehen als mich. Vielleicht hatte er ja auch keine Lust mehr, diese Freundschaft-Plus-Geschichte aufrecht zu erhalten. Vielleicht sehnte sich mein bester Freund nach einer Beziehung, oder einfach nur nach einem anderen Fick als den, den er nun seit ein paar Monaten kannte.

Ich versuchte meinen Stolz hinunterzuschlucken und nickte. „Schön, wenn du das möchtest, machen wir das. Ich hätte auch nichts dagegen, mal wieder jemand anderen unter mir stöhnen zu hören", sagte ich und zwinkerte Jess zu. Doch als ich mich umdrehte, um meine Schuhe anzuziehen, versteckte ich mein trauriges Gesicht vor ihm.

 Doch als ich mich umdrehte, um meine Schuhe anzuziehen, versteckte ich mein trauriges Gesicht vor ihm

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Als ich aufwache, muss ich mich aus der liebevollen Umklammerung meines besten Freundes ziehen. Erleichtert, dass er es doch noch zu mir ins Bett geschafft hat, lächele ich ihn an und drücke ihm einen leichten Kuss auf die Wange. Ob er wohl auf meinen Vorschlag, das Kuss-Verbot gänzlich aufzuheben, eingehen wird?

Etwas widerwillig krabbele ich aus dem Bett und ziehe mir den Leopardenstring über. Dann schleiche ich in die Küche, um meine Überraschung vorzubereiten. Heute ist unser Jahrestag und ich habe mir etwas überlegt, um Jess endlich zu zeigen, dass es mir mit ihm ernster ist, als er glaubt. Hoffentlich verrenne ich mich dabei nicht in etwas. Denn wenn er nicht das gleiche fühlen sollte, könnte das unsere komplette Freundschaft kaputt machen. Doch ich bin bereit, alles auf eine Karte zu setzen. Ganz oder gar nicht, denke ich und fange mit den Vorbereitungen an.

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