Prolog

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Oh wüsstest du, wie sehr dein Antlitz sich verändert, wenn du mitten in dem Blick, dem stillen reinen, der dich mir vereint, dich innerlich verlierst und von mir kehrst! Wie eine Landschaft, die noch eben hell, bewölkt es sich und schließt mich von dir aus. Dann warte ich. Dann warte schweigend ich oft lange. Und wär ich ein Mensch wie du, mich tötete verschmähter Liebe Pein. So aber gab unendliche Geduld der Vater mir und unerschütterlich erwarte ich dich, wann du immer kommst. Und diesen sanften Vorwurf selber nimm als Vorwurf nicht, als keusche Botschaft nur.

(Christian Morgenstern)

Prolog

Adrian wusste, was jetzt kommen würde, war unvermeidlich. Sanft bettete er Anna auf den Altar. Ließ sich Zeit damit, ihr einen Kuss auf die Lippen zu hauchen. Wenn er sie schon im Leben nicht geküsst hatte, so wollte er sich das im Tod nicht nehmen lassen. Ihre Lippen fühlten sich weich an, noch immer warm. Fast wollte Adrian glauben, dass das Herz in ihrer Brust noch schlug. Aber es war nur der Wunsch eines Verlorenen. Er selbst hatte ihr die Scherbe aus dem Leib gezogen. Ihr Blut klebte an ihrer Kleidung, auf dem Altar, an seinen Händen. Ja, an seinen Händen. Er hatte die Frau getötet, die er liebte.
Adrian trat rückwärts vom Altar weg und wandte sich dem Erzengel Irial zu. Dieser hielt sein Flammenschwert in den Händen und stellte sich hinter Adrian.

»Du wirst dazu verurteilt, als das auf Erden zu wandeln, was du ausgebildet worden bist, zu bekämpfen.«

Schreiend fiel Adrian zu Boden, als das Schwert seines Bruders ihn seiner Flügel beraubte.

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