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Meine Handgelenke brannten, als ich aufwachte. Ich wollte aufstehen, konnte mich aber nicht bewegen. Auf was auch immer ich lag, es war hart und unbequem. Ich zog an Händen und Füßen, versuchte mich windend zu befreien und gab es auf, als die Schmerzen um meine Gelenke immer stärker wurden. Ich konnte nichts sehen, weil meine Augen verdeckt waren, aber ich roch den muffigen Geruch von alten Räumen. Jemand nahm mir ein Tuch vom Gesicht. Ich öffnete blinzelnd die Augen und blickte auf Jesus, der an ein Kreuz gefesselt neben mir aufragte. Dann kam das Gesicht eines der Bauarbeiter grinsend in mein Sichtfeld. Eine Strähne dunkles Haar hing in seinen Augen, er strich sie hinter sein Ohr. Wieder wehrte ich mich panisch gegen meine Fesseln. Der Kerl lachte laut auf und sein Lachen hallte durch das Kirchenschiff.

»Habe ich mich schon vorgestellt? Mein Name ist Janus. Und mein Freund hier heißt Ronan.« Der andere Bauarbeiter tauchte neben ihm auf.

»Ich hoffe, ich habe dich nicht zu hart getroffen.«

»Nein, kein Problem«, sagte ich giftig und versuchte, mein rasendes Herz unter Kontrolle zu bringen. Ich musste unbedingt die Ruhe bewahren, damit ich einen klaren Kopf bekam. »Könnt ihr mich jetzt losmachen?«

»Tut uns leid, aber das würde der Chefin gar nicht gefallen«, meinte Janus und die gespielt mitleidige Mimik, die er aufgesetzt hatte, machte mich wütend.

Mit den Augen suchte ich die Umgebung um mich herum nach etwas ab, dass ich mithilfe meiner Fähigkeiten den beiden über ihre hässlichen Schädel ziehen konnte. Aber da war nichts. Also rief ich mein Schwert, wartete auf das Leuchten der Flammen, doch nichts passierte.

»Das wird leider nichts. Du musst deine Hände dazu benutzen. Wo soll dein Schwert sonst hin?«

Ronan lag wohl richtig, und augenscheinlich wusste er auch, wovon er sprach, denn er streckte seine Hand gen Himmel, rief sein Schwert und dieses erschien auch sogleich.

»Ihr seid also wirklich Engel?« Sicher nur gefallene Engel, dachte ich missmutig, aber Adrian hatte es ja schon vermutet.

»Nicht wirklich. Sie sind Nephilim, genau wie du. Etwas reinrassiger als du, aber Nephilim«, sagte eine Frau, der Stimme nach schon älter. Ich wand den Kopf, konnte aber niemanden sehen. Bis einen Moment darauf die Bibliothekarin an den Altar trat, auf dem ich gefesselt lag. Hinter ihr stand die Dietrich. Sie sah mich unglücklich an und an dem Zittern ihrer Unterlippe erkannte ich, dass sie das hier genauso wenig wollte wie ich.

»Ja, sie hat noch versucht, dich zu warnen«, sagte die Bibliothekarin. »Ich werde mir für diesen Verrat noch eine Strafe einfallen lassen müssen.«

Ich runzelte die Stirn und sah die Direktorin fragend an. Ich verstand nicht, was hier gerade passierte. Ich hatte der Dietrich vertraut. Ich hatte ihr fast alles über mich erzählt, weil ich ihr geglaubt hatte, als sie sagte, sie würde Mädchen wie mir helfen.

»Sie kann nichts dafür. Die zwei Idioten auch nicht, aber die haben wenigstens den Anstand, Spaß an ihrer Arbeit zu haben. Sie sind meine Lakaien. Weißt du, was Lakaien sind?«, fragte die Bibliothekarin und lachte. Als ich nicht antwortete, forderte sie Janus auf, es zu erklären. Als ob es irgendjemanden auf der Welt geben würde, dem man diesen Begriff erklären musste.

»Saphira«, sagte Janus und verneigte sich in Richtung der alten Frau. »Unsere Herrin hat die Macht, Nephilim an sich zu binden. Sie verknüpft die Seele des Nephilim mit der ihren. So sind wir gezwungen, bis in alle Ewigkeit für sie zu arbeiten.«

»Wie kommt es, dass eine Hexe wie sie einen so schönen Namen wie Saphira trägt?«, war mein einziger Kommentar darauf. Ich zerrte an meinen Fesseln, weil meine Hände sich plötzlich taub anfühlten. Der Körper der Alten verschwamm und verfestigte sich wieder, und als ich aufgehört hatte, verwundert zu blinzeln, stand neben mir eine Frau in den Dreißigern.

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