3. In Gedanken versunken

50 2 0
                                    

Die zwei Stunden Gemeinschaftskunde verliefen ziemlich schnell. Diesmal war es sogar spannend, wir hatten ein Rollenspiel mit den verschiedenen Staaten und vertraten die Ideologien dieser. Es ging um das Thema Flüchtlinge in Europa. Ja es ist wichtig, ich weiß, aber man muss es ja nicht unbedingt in fast jedem Fach durchnehmen?! In Deutsch, in Französisch, in Geschichte, kurze Zeit auch in Englisch. Um mich kurz zu den Flüchtlingen zu äußern, das es nicht so rüberkommt als hätte ich was gegen sie. Auf keinen Fall! Auf garkeinen Fall! Ich würde ihnen liebend gerne helfen.
Wer will schon gerne von seinem eigenen Land fliehen, mit Todesangst, dann in ein fremdes Land, in eine fremde Welt mit neuer Sprache, Kultur, Religion und dort dann schlecht behandelt werden, in die hinterste Ecke gedrängt zu werden? Siehst du, ich auch nicht. Jeder,wirklich jeder hat ein Recht auf Leben!
Diese Stunde fand ich auch so interessant, da man auch endlich mal die anderen Seiten gesehen hat, wie die dazu stehen. Ich kenne es ja nur von der deutschen Perspektive und dort auch nicht mal richtig... Naja darum soll es eigentlich garnicht gehen. Eine Sache noch... Falls es irgendjemanden interessiert: ich war Schweden. Die Ansichten dort waren sehr die meinen und sie machen auch viel für die Flüchtlinge, wenn nicht sogar am meisten. Aber das ist zum größten Teil Ansichtssache, denke ich mal.
Nach GK folgte Französisch. Dort war Grammatik an der Tagesordnung. Nach Übungen zu Relativprobomen war auch schon Schulschluss und wieder verließen viele mit dem Dong das Gebäude.
Ich stieg also wieder auf mein Fahrrad. Meinen rechten Fuß ließ ich jedoch auf dem Boden, denn ich wartete auf Tom, mit dem ich jeden Tag nach Hause fahre. Mein Blick richtete sich nach hinten, dorthin wo Tom gleich aufkreuzen würde. Ich sah zu wie er sein blau-grünes, etwas älteres Rad aufschloss. Sobald dies geschafft war, blickte er kurz zu mir und seine Mundwinkel hoben sich leicht. Ich lächelte zurück. Meine Mitfahrgelegenheit schaute jedoch relativ schnell wieder auf sein Fahrrad, da er es aus dem Fahrradhaufen entwirren musste. Langsam befreite Tom sich mit seinen Rad. Mein Blick löste sich von ihm und ich schaute unter den Baum, den ich vorhin bis ins Detail betrachtet hatte. Auf einem kleinen Blätterhaufen standen ebenfalls Fahrräder, die nur auf ihren Besitzer warteten. Etwas Abseits waren Tamara und Sebastian die auch dabei waren ihr Fahrrad aufzuschließen.
Ein Windstoß kam und wirbelte die rot-gelben Blätter in die Luft, die sofort anfingen zu tanzen. Ich beobachte dieses Schauspiel mit einem Auge.
"Die Blätter sind echt schön.", kam es von der linken Seite neben mir. Ich zuckte etwas zusammen, erblickte dann aber Tom und holte lachend Luft. "Maan, erschreck mich halt noch mehr.", sagte ich mit leicht ironischem Unterton. "Fahren wir?", fragte ich direkt hinterher. Er nickte kurz, hob dann die Hand um sich von den anderen zu verabschieden.
Wir fahren los. Der Weg, den ich heute morgen so gehetzt lang gefahren bin, ein zweites Mal, doch dieses Mal schaue ich genauer hin. Schaue in Vorgärten, sehe dort manchmal Leute die Gartenarbeit betreiben.
Dabei unterhalten sich Tom und ich.
Gerade fahren wir an einem Grundstück vorbei, das vorkurzem freigeräumt wurde. Alles sieht sehr nackt aus, fremd.
"Jetzt kann man mal sehen was da alles ist.", sagt Tom gerade.
"Jaa. Das ist voll groß!"
"Stimmt. Ist einem davor garnicht aufgefallen." Ich nicke.
"Ich hab gehört das da gebaut werden soll.", fügt er noch hinzu.
"Echt?"
"Jap."
"Dann ist das ja alles hier vollgebaut!", stöhne ich leicht.
"So'n Grundstück kostet hier voll viel!",ergänzt Tom nach kurzem Schweigen. Wieder nicke ich. "Ja auf jeden Fall. Hier vorallem." Mein Blick wandert zu seinen Augen. Sie sind braun. Ein warmes braun. Es geht leicht ins Orangene. Schöne Augen, denke ich, fast wie einem Bär. Ich muss grinsen. Passt doch! Das muss ich vielleicht erklären. Ich kenne Tom seit der 5 Klasse. Seitdem sind wir in der selben Klasse und im ersten Moment war ich total verknallt in ihn, das hielt sogar 2 Jahre. Aber nicht so süß wie in so Filmen, sondern schon fast Stalkerhaft. Ich konnte seine Telefonnummer auswendig, wusste wann er Geburtstag hat und wo er wohnt, hatte jedoch noch nie mit ihm geredet. Wir wollten natürlich auch über ihn reden ohne das irgendjemand weiß wen wir meinen. So kamen wir erst auf den Namen Jonas. Warum weiß ich nicht. Vor einem Jahr ist Tom dann zu uns in die Kleinstadt gezogen. Ich stand schon nicht mehr auf ihn, anstatt mir dann jedoch diese eine Freundin. Sie hat sich einen neuen Spitznamen ausgedacht. Diesmal Bärchen. Das kommt daher da sein Nachname fast wie Bärchen klingt : Bärendt. Fast. Nur fast. Deshalb passt, meiner Meinung nach, seine Augenfarbe zu seinem Spitznamen Bär.
Inzwischen sind wir an der Kreuzung angekommen an der wir uns trennen. Wir verabschieden uns kurz mit einem "Tschüss!" und einem Lächeln und ich sehe ihn schon geradeaus weiterfahren- ich biege nach rechts ab und bin auch schon gleich vor unserer Garage. Ich steige vom Rad und öffne diese. Anschließend mein Fahrrad hinein und schließe sie wieder.
Eigentlich müsste ich mal was mit ihm machen, denke ich und schließe die Haustür hinter mir.

-----------------------alte Version---------------------
Als ich das Schulgebäude verließ strahlten mir Sonnenstrahlen ins Gesicht. Wärme umhüllte meinen Körper und ich atmete glücklich aus. Der Sommer kommt endlich, dachte ich voller Vorfreude. Es ist jetzt nicht so das es immer total kalt war, nein es hatte eine angenehme Kühle. Wärme ist mir aber eindeutig lieber, dachte ich als ich zu den Fahrrädern lief.
Ich war gerade dabei meins aufzuschließen, da kam Sammy auf mich zugerannt. "Sonne!", rief sie erfreut. "Jaa!", antwortete ich mit einem Grinsen.
"Stunde lernen und dann zum See?", fragt sie mich und ging dabei zu ihrem Fahrrad. " Ja gerne!" , erwiderte ich.
" O Gott, Bio war ja grad sowas von scheiße!", gab sie von sich als Sammy sich zum Fahrrad hinunter beugte um es aufzuschließen.
" Ja ! Vorallem das mit den Mitochondrien hab ich nicht kapiert.", war meine Antwort. Ich war gerade dabei mein Fahrrad den Kiesweg hoch zu schieben. Sobald ich oben angekommen war, setzte ich mich auf den Sattel und versuchte mit beiden Füßen den Boden zu berühren. "Ja , ich auch.", sagte Sammy. Sie warf sich auf den Sattel und wir begannen zu fahren. Auf dem Weg zu Sammy redeten wir über den neusten Klatsch und Tratsch. "Hast du schon das neuste von Leonard gehört?", fragte sie und schaute mich mit einen fragenden Blick an. "Nö, woher auch?"
"Der kam angeblich wegen einer Alkoholvergiftungen ins Krankenhaus!"
"Was?!", fragte ich erstaunt. "So hatte ich den echt nicht eingeschätzt."
"Gell", gab sie zurück. "Versprechen mir das wir sowas nie machen werden, ok."
"Ja klar! Hatte ich auch eigentlich nicht vor.", stellte ich klar, nicht das sie hier auf falsche Gedanken kam. Nach einigen Gerüchten später kamen wir vor einem gelben Reihenhaus zum stehen. Wir stiegen ab und schoben unsere Fahrräder zu einer kleinen Garage. Anschließend liefen wir zum Haus und betraten dieses auch kurze Zeit später. "Hallo.", rief Sammy die Treppe, die zu unserer rechten lag, hoch. "Hab Lena mitgebracht. Sie isst mit uns.", fügte sie noch hin zu. "Ist in Ordnung" kam es von ihrer Mutter. Wir wurfen unsere Sachen an eine Wand im Flur und gingen ins Wohnzimmer. Das Zimmer war hell, da eine Wand aus Glas bestand, sodass man in den grünen Garten blicken konnte . An einer anderen Wand stand ein Regal, das voll mit Bücher stand. In der Mitte dieses Regales war ein Loch, in das ein Fernseher eingelassen war. Dort gegenüber war ein riesiges, graues Sofa stand. Daneben zwei Boxen und ein CD-Player. Auf dem Boden lag ein Teppich, der mit rot-weißen Mustern bedeckt war. Sammy ging gerade auf den Player zu und ich folgte ihr. Ich setzte mich schonmal auf das Sofa und versank fast in den Kissen, die darauf lagen. Nachdem meine ABF das Radio angeschaltet hatte pflanzte sie sich neben mich. "Und was neues von dir und Lennart?", fragte sie mit einem leichten Blick von der Seite. "Auf was willst du hinaus?", antwortete ich dem entsprechend unsicher. "Ja so allgemein."
"Nö. Davon würdest du doch als erstes wissen." , erwiderte ich und pickst sie in die Seite. Sie quiekte und wir mussten beide lachen. 16.00 Die Nachrichten. Kam es vom Radio. Rom. Demonstrationen der Hofflinger-Aktion legte den Verkehr in der gesamten Innenstadt platt . Australien. Vor der Küste Australiens hatte das Schiff Toma ein Leck und das ganze Öl strömt vor die Küsten. Die Tier- und Pflanzenwelt ist bedroht. Darmstadt. Das anstehende Marathon ist wegen einer Bombendrohung abgesagt worden.
Weiter hörte ich nicht zu. Warum tut jemand so etwas?

Lebst du noch oder stirbst du schon?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt