Lebst du noch oder stirbst du schon?

10. Zweifel

Am nächsten Tag werde ich von einem *beepbeepbeepbeepbeepbeeep* aus den Träumen gerissen. Unmotiviert öffne ich die Augen und starre an die Decke. Ein erneutes *beepbeepbeep* lässt mich daran erinnern das mein Wecker immer noch intakt und an ist. Noch! Du fliegst irgendwann an die Wand und vielleicht wirst du ja mit etwas Magie zu meinem Traumprinzen! Drohe ich ihm. Erfolglos. Stöhnend drehe ich mich um und taste mit der Hand den Boden ab, bis sie über ein Kabel gleitet. Ich folge ihm und komme an ein altbekanntes Viereck. Mein Handy... Vor meinem Gesicht angekommen schalte ich erstamal dieses Piepen aus, es soll ja keiner aufwachen. Ist doch sowieso schon schiefgelaufen. Eegaal. Dann werde ich durch das blaue Leuchten meines Bildschirms geblendet und muss meine Augen erstmal zusammenkneifen.
Die Uhrzeit die mir angezeigt wurde lies mich kurz aufschrecken. 7:15! Scheiße ich muss mich beeilen wenn ich noch pünktlich kommen will. Jetzt bin ich wach. Zu wach für den morgen. Ich werfe die Bettdecke auf die Seite und steige aus dem Bett um mich dann über eine auf dem Boden liegende Tasche zu balancieren und ins Bad zu stürmen. Dort mache ich mir erstmal einen unordentlichen Dutt und fange an mich auszuziehen, da bemerke ich das ich meine Anziehsachen in meinem Zimmer vergessen habe. Also lief ich nur in Unterhose und meinem Schlaft-shirt zurück in mein Zimmer um dort im Schrank die gestern ergatterten Klamotten zu holen.
Zurück im Bad schlüpfe ich schnell in die Lederhose und ziehe darüber das 'High five me' Shirt an. Dann blicke ich in den Spiegel und sehe eine komplett andere Lena vor mir. Meine Haare lasse ich offen, flechte mir aber noch an der Seite einen Art Französischen Zopf, den ich aber auflockere. Dazu kommt noch etwas Mascara und rosaner Lippenstift. Wieder blicke ich mir in die Augen. Willst du das wirklich? Frage ich mich. Ja! Angefangen hab ich es jetzt schon dann muss ich das jetzt auch durchziehen.
Ich rede mir nochmal Mut zu bevor ich die Treppe nach unten laufe. Unten erwartet mich schon meine Mutter die mich etwas erstaunt anschaut. "Oho. Ist heute ein besonderer Tag?" "Hmm, warum?", frage ich unschuldig. Innerlich fange ich mir an Vorwürfe zu machen. Nein so kannst du heute nicht in die Schule gehen. Die lachen dich doch alle aus. Zeigen mit dem Finger auf dich... "Ja weil du dich so angezogen hast." Ja eigentlich ist der Tag besonders. "Nein eigentlich nicht. Fand das nur schön.", gab ich schnell von mir und drehte mich schnell zum Obstkorb um mir einen Apfel zu nehmen. Hoffentlich hat sie nicht bemerkt das ich gelogen habe. Aber wirklich gelogen hab' ich ja auch nicht, oder?
Mit dem Apfel in der Hand lief ich schnell in den Flur um mir die Jacke überzuwerfen. Ich griff zur Jeansjacke von Selina, die schon aus dem Haus war. Großzügig biss ich in mein Frühstück und machte mich gerade daran zu schaffen den Schuhschrank zu öffnen. Nach Minuten war dieser dann auch offen und ich zog mir meine schwarzen Schuhe an die mir gleich mehr Sicherheit gaben. Ein letzter schneller Blick in den Spiegel und ein gequältes Lächeln und ich war mehr oder weniger bereit.
Mit meiner Tasche auf dem Rücken radelte ich los und kam nach 10 Minuten am Schulgebäude an. Diesmal erwartete mich keine Sammy, aber der Schulhof war wenigstens noch etwas gefüllt. Ich war also nicht ganz zu spät. Soll ich auf sie warten? Schoss es mir in den Kopf. Ich entschied mich aber dagegen und ging etwas unbehäglich ins Hauptgebäude unserer Schule. Es fühlte sich so an als lägen alle Blicke auf mir. Ich schloss die Jeansjacke etwas fester vor meiner Brust und lief mit Blick auf dem Boden in die 2. Etage in der wir gleich Biologie hatten. Eigentlich mochte ich Bio ja, aber heute hatte ich keine Lust. Vor der Tür angekommen holte ich tief Luft und klopfte an der Tür. Ich hörte Schritte und dann wurde vor mir die Tür geöffnet.